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The Lovely Eggs - I am moron

The Lovely Eggs- I am moron

Egg / Cargo
VÖ: 03.04.2020

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Dumm ist der, der Dummes tut

"Wir müssen ja verrückt sein!" The Lovely Eggs aus dem britischen Lancaster machen vieles, was einem Karriereberater wie beruflicher Selbstmord erscheinen mag. Kein Manager, keine Plattenfirma, kein Booking-Agent. Für das Ehepaar Holly Ross und David Blackwell wäre all das nur ein Hemmschuh, der ihre Unmittelbarkeit und Kreativität einengen würde. Lieber frei und selbstbestimmt den eigenen Impulsen nachgehen, lieber kleine Brötchen backen, dafür mit dem Geschmack des Selbstgemachten. Und das funktioniert seit 13 Jahren immer besser, die Locations für Konzerte werden größer und das 2017er-Album "This is Eggland" erfuhr gehobene Wertschätzung seitens der Rezensenten. Nun also weiter mit dem ironisch betitelten "I am moron". Aber statt Dumpfbacken-Gedudel setzt es einen Longplayer, der bei aller Schrägheit auf den Punkt durchdacht und gekonnt wirkt. Diese Platte ist zwar manchmal äußerst ungemütlich, der unliebsame Brexit hinterlässt Spuren, doch das verhindert nicht den großen Spaß und einen mitreißenden Furor.

Überaus clever ist bereits der Auftakt "Long stem carnations", der zwar mit im Neon-Pathos gepeitschter Synth-Melodie und kernigen Gitarren offensiv ausschreitet, aber in Ross' latent abgewandtem Gesang reichlich Melancholie bereithält. Auch im folgenden "You can go now" spielt sich Beeindruckendes ab: In einer straighten Strophe werden erst Stück für Stück diverse Alltagsbestandteile ihrer inklusiven Pflicht enthoben, um dann den Weg für einen hymnischen Flug ins Metaphysische freizumachen – bei aller Direktheit bemerkenswert raffiniert bewerkstelligt. Für eine schnoddrige Abreibung wie "This decision" sind The Lovely Eggs aber ebenso immer wieder gut. Da scheppert der übersteuerte Megafon-Gesang, die hungrigen Schrottgitarren fletschen ihre Zähne, it's a riot. Das im psychedelischen Groove verankerte "You've got the ball" zeigt dann eine andere Seite des Duos: langmütig, hypnotisch, repetitiv. Auch dieser Ansatz erweist sich als fruchtbar, da passt alles, sitzt jeder Handgriff.

Auffällig dabei ist, dass die zweite Albumhälfte eine Schwäche für rumpelige Garage-Punk-Abfahrten hat: "24 eyes" ist agitativ, enervierend und hinterlässt massive Druckstellen, Spaß macht das ob der punktgenau sitzenden Melodien jedoch immer. "Insect repellent" haut einen brachialen Drum-Beat raus, an den sich die Gitarren ätzend dranhängen, fast wie unliebsames Gepäck – The Lovely Eggs haben wie gesagt auch etwas für Sperriges und Unbequemes übrig. Das hindert sie jedoch nicht daran, "Still second rate" zielsicher runterzurocken oder das abschließende "New dawn" durch psychedelisches Trockeneis ins Nirgendwo entsegeln zu lassen. Idioten, Geistesschwache? Nach dieser Platte hat nur jener imaginäre Karriereberater diese Meinung exklusiv für sich.

(Martin Makolies)

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Highlights

  • Long stem carnations
  • You can go now
  • New dawn

Tracklist

  1. Long stem carnations
  2. You can go now
  3. This decision
  4. You've got the ball
  5. Bear pit
  6. I wanna
  7. 24 eyes
  8. The mothership
  9. Insect repellent
  10. The digital hair
  11. Still second rate
  12. New dawn

Gesamtspielzeit: 39:46 min.

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Armin

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2020-04-08 20:51:08 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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