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Herr D.K. - Beleuchtet den Hintergrund

Herr D.K.- Beleuchtet den Hintergrund

Tapete / Indigo
VÖ: 03.04.2020

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der Umriss der Zukunft

Wo bin ich, und wenn ich da bin, wo ich bin, wo sind denn dann die anderen? Und wo ist überhaupt hier? Henning von Hertel alias Herr D.K. lotet Perspektiven aus und stellt auf seinem Debütalbum "Beleuchtet den Hintergrund" existenzielle Fragen. Doch wohin führt das eigentlich? Und warum bin ich eigentlich dort? Gemeinsam mit Produzent Kristian Kühl und einer hinreißend aufgestellten Liveband arbeitet sich der Hamburger Musiker durch schwermütige Themen und Thesen, die jedoch in der farbenprächtigen Instrumentalisierung häufig federleicht scheinen.

Fast alle zehn Songs auf "Beleuchtet den Hintergrund" oszillieren zwischen der warmen Singstimme von Hertels, seinen düster-analytischen Songzeilen sowie der herausragenden Musikalität seiner Begleitband. "Wo Ihr wart, werdet Ihr bleiben, doch viel ist hier / Und den Weg woanders hin, will ich nicht beschreiben", singt er zu perlenden Gitarrenfiguren und sanftem Schlagwerk im indiepoppigen "Viel hier" und bleibt dabei im Dunklen, wo denn nun dieses Hier ist. Seine Stimme erinnert dabei frappierend an Max Richard Leßmann, dessen romantische Liebeslieder bekommen hier allerdings einen dunklen Teer-Anstrich. Es geht zwar auch immer mal wieder nicht nur um den Einzelnen, doch wenn von Hertel ein Wir ausruft wie im vordergründig lieblichen "Das Geschehen", geht es dabei weniger um das Zusammensein denn um das Überleben des Einzelnen in der Gruppe.

"Das Feld" eröffnet als ein hübsch melancholischer Pianopop mit heimeliger Bläserbegleitung und handelt von Angst und deren zahlreichen Bewältigungsmechanismen. Eigentlich ist doch alles gar nicht so schlimm, "Angst besser als ihr Ruf", und ändern kann man hinterher eh nichts mehr. Da ist er also wieder, der Einzelne, mit seiner Angst allein gelassen, am Ende aber doch gelassen genug, um sich in Ruhe zu wiegen. Das fabelhafte "Eingekreist" dreht sich scheinbar ständig um sich selbst und ruft augenfällig Tom Schilling mit seinen Jazz Kids auf den Plan. Filigran und erstaunlich vielseitig geht es um Veränderung, vielmehr die kurze Zeitspanne davor. Doch auch hier klingt die Musik versöhnlich, fast schon zärtlich, sodass man sich gerne auf die imaginäre Couch legt, um Herrn D.K. als warmherzigem Psychologen zuzuhören. So behutsam, wie er hier die Zukunftsperspektiven auslotet, so nervös verfährt er bei "Vom betroffenen M." weiter. Die Gitarre pendelt leidlich angespannt, die Zeilen werden bedeutungsschwangerer, und die Frage nach dem Wohin taumelt gemeinsam mit Sänger und Musikern gefährlich nah an der Befindlichkeitslyrik entlang.

Ständig singt von Hertel über Ungewisses und wenig Greifbares, stoppt dazu auch instrumental ein ums andere Mal ab, wenn er mit brechender Stimme "Das was" vorträgt und sich in den Gedanken über Schein und Sein zu verlieren scheint. Nur um sich dann aber doch wie im nachdenklichen "Nach Hause" oder dem mit erfrischender Dynamik vorgetragenen "Gelogen" wieder flugs auf den Weg zum lupenreinen Indiepop zu machen. So ganz schlau wird man nicht aus diesen Texten, die einerseits so unerhört gegenständlich scheinen und dann doch so wenig konkret wie möglich sein wollen. "Kernsediert, ausradiert, Synapsen verkleistert, die Augen verschmiert", der ganz klare Blick scheint nicht nur im mysteriösen "K1" verstellt zu sein. Doch eigentlich reichen diese kurzen Gedankenstöße doch auch aus. Wenn man, wie im Albumtitel angeregt, auf jeden Fall mal den Hintergrund beleuchtet, kann man sich ja zumindest mal die Umrisse anschauen.

(Carl Ackfeld)

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Highlights

  • Eingekreist
  • Gelogen
  • Viel hier

Tracklist

  1. Das Feld
  2. Eingekreist
  3. Vom betroffenen M.
  4. Nach Hause
  5. Gelogen
  6. Das was
  7. K1
  8. Viel hier
  9. Das Geschehen
  10. Was Dir bleibt

Gesamtspielzeit: 36:08 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Arne L.

Postings: 1295

Registriert seit 27.09.2021

2024-10-08 14:50:37 Uhr
Das ist mir in Ansätzen leider immer noch ein bisschen zu schmalzig und rührseelig, aber hat ziemlich viele tolle Zeilen und singen kann er auch sehr schön.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27507

Registriert seit 08.01.2012

2020-04-08 20:50:12 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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