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Lil Uzi Vert - Eternal atake

Lil Uzi Vert- Eternal atake

Generation Now / Atlantic / Warner
VÖ: 06.03.2020

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Im Bentley durchs All

Zwischen Heaven's Gate und Production Hell hat Lil Uzi Vert in den letzten drei Jahren viel erlebt. Bis zu seinem kommerziellen Peak 2017 mit der Über-Single "XO tour llif3" galt Symere Woods als große US-Rap-Hoffnung: als einer, der Nischen wie Trap und Mumble-Rap so prägte und mit Leben füllte, dass er auch in breiteren Kreisen Anerkennung erfuhr. Doch Label-Querelen führten dazu, dass Woods' zweites Album lange in der berüchtigten Schublade versauerte und er die Sneakers schon an den Nagel hängen wollte – zu allem Überfluss musste er sich auch noch mit der eingangs erwähnten Bewegung "Heaven's Gate" herumplagen. Nun hat es "Eternal atake" endlich an die Öffentlichkeit geschafft und schießt alle Erwartungshaltungen erst einmal in den Orbit. Es ist ein Statement des Eskapismus, eine über eine Stunde lange Weltraum-Oper mit einer losen Rahmengeschichte über eine Alien-Entführung. Das kann doch nur schiefgegangen sein, oder?

Nö. Woods lässt sich die Ambitionen nicht anmerken und präsentiert eine erstaunlich kurzweilige, dynamische HipHop-Platte. "Baby Pluto" eröffnet als recht konventioneller Trap-Banger den ersten von drei Akten, in dem der 25-Jährige Rap-technisch auf Höchstniveau agiert. So hungrig klang er nicht einmal in seinen frühesten Mixtape-Jahren. "Silly watch" peitscht sich vorwärts und lässt die überschüssige Energie auf die bedrohlichen Space-Synths von "Pop" tropfen. Trap-Hater werden bei Woods' gefühlt 50-facher Wiederholung des Wortes "Balenci" zur Ohrendusche greifen wollen, alle anderen haben die Gaudi ihres Lebens. Man sollte den 1,63-Meter-Mann nicht zu ernst zu nehmen, weil er es selbst auch nicht tut. " I live my life like a cartoon / Reality is not my move", rappt er in "You better move" über einem Sample billiger Lasersounds, während er aus unerklärlichen Gründen am Ende jeder Line in die Kopfstimme wechselt. Diese Sci-Fi-Odyssee ist eindeutig mehr "Galaxy quest" als "2001".

So garniert auch "Homecoming" seine drückenden Bässe mit Maschinengeräuschen und zerhackten Bläsern, die wie aus einem alten Videospiel gerissen klingen. Das mittlere Albumdrittel gestaltet sich weniger aufgedreht und reflektierter, aber instrumental genauso verspielt und spaßig. In "I'm sorry" macht Woods seinen Fame für eine gescheiterte Beziehung verantwortlich, während es hinter ihm plickert und pluckert wie auf der "Star Trek"-Brücke. Chief Keef zaubert in "Chrome heart tags" einen tollen Beat aus wilden Drums und vernebelten Chören für seinen liebeskranken Buddy, der sich, na klar, mit einer ausgiebigen Shoppingtour tröstet. Ob er ein ganzes Arsenal von Luxusmarken droppt oder sich in "Bigger than life" an seiner eigenen Art von Romantik probiert: Der aus Philadelphia stammende Rapper hat inhaltlich natürlich weitaus weniger zu sagen als Kendrick und Co. Das juckt aber überhaupt nicht, solange alles so viel Laune macht und ein Track wie "Celebration station" herrlich bekloppte Verse wie "I can't do my dance 'cause my pants, they from France" produziert.

Was Woods als Lyriker fehlt, holt er als Performer wieder raus. Sein Gesäusel in "Bust me" geht ansatzlos in die schärferen Raps von "Prices" über, einem weiteren Highlight-Song mit einem Sample von Travis Scotts "Way back". In "Urgency" gibt Lil Uzi Vert im Duett mit The Internets Syd auch als Autotune-unterstützter Sänger eine passable Figur ab. In diesem Schlussakt kommt die Platte ganz zur Ruhe, zieht mit Trap-Balladen wie "Venetia" und "Secure the bag" kosmische Panoramen vor dem geistigen Auge hoch. "Eternal atake" funktioniert deshalb so gut, weil es seine Story in kurzen Skits abhandelt und sein Konzept sonst nur assoziativ wirken lässt. Es versucht nicht krampfhaft, Genre-Grenzen zu sprengen, sondern konzentriert die Stärken seines Helden als Musterschüler moderner HipHop-Trends. Erst im finalen "P2" packt ihn der Subversionsdrang, wenn er seinen Mega-Hit "XO tour llife" wieder auspackt und neue Zeilen wie – passenderweise – "Messin' with your head" drüber rappt. Wer hat hier wen entführt?

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights

  • Pop
  • You better move
  • Chrome heart tags
  • Prices
  • Urgency (feat. Syd)

Tracklist

  1. Baby Pluto
  2. Lo mein
  3. Silly watch
  4. Pop
  5. You better move
  6. Homecoming
  7. I'm sorry
  8. Celebration station
  9. Bigger than life
  10. Chrome heart tags
  11. Bust me
  12. Prices
  13. Urgency (feat. Syd)
  14. Venetia
  15. Secure the bag
  16. P2
  17. Futsal shuffle 2020 (Bonus track)
  18. That way (Bonus track)

Gesamtspielzeit: 62:13 min.

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Armin

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2020-03-25 21:04:26 Uhr - Newsbeitrag
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