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Nadia Reid - Out of my province

Nadia Reid- Out of my province

Spacebomb / Caroline / Universal
VÖ: 06.03.2020

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Der Staub der Vergangenheit

"Out of my province" ist ein Aufbruchsalbum. Im übertragenen Sinn hat sich dieser Begriff längst zur Floskel entwickelt, doch im Falle Nadia Reids muss man ihn wörtlich verstehen. Mit ihren vorigen Alben "Listen to formation, look for the signs" und "Preservation" erhielt die junge Neuseeländerin viel Aufmerksamkeit von der internationalen Musikpresse und wuchs schnell zu einer der größten Folk-Hoffnungen ihres Heimatlands. Doch Reid ruhte sich nicht auf ihren Lorbeeren aus, verließ das heimische Studio und trat eine Weltreise an, auf der sie einen Großteil der Songs ihrer dritten Platte schrieb. Schließlich landete sie beim Spacebomb-Label in Virginia und verhalf gemeinsam mit Co-Produzent Matthew E. White auch ihrer Musik zum Ausbruch aus gewohnten Mustern. "Out of my province" verabschiedet sich von der verwaschenen Wohnzimmer-Atmosphäre und begrüßt üppige, klare Neo-Soul-Arrangements, die wunderbar zu Stimme und Songs passen und glücklicherweise die frühere Intimität aufrechterhalten. Die 28-Jährige fügt ihrem Selbstporträt neue Linien hinzu, dieses Mal gezogen von Rastlosigkeit, Unsicherheit und dem ständigen Wechsel von Orten, Menschen und Stimmungen: "All of the travel I have done / I don't know what I am looking for."

Jene programmatischen Zeilen stammen aus "Oh Canada", dem thematischen Kernstück des Albums, das musikalisch aber eher aus dem Rahmen fällt. Es ist ein treibender Folk-Rock-Song mit dringlichem Beat und durch die Saiten scheinender Mittagssonne, dem Reids subtiler Vortrag eine gravitätische Würde verleiht. Die Weltenbummlerin droppt allerlei Stecknadeln von ihrem Globus, doch offenbart sich dahinter die Sehnsucht nach etwas ganz anderem: "I am lonely for you in Norway / I am lonely for you in Spain." Auch der Opener "All of my love" reist mit großen Liebesgesten im Gepäck von Neuseeland nach London, bietet mit seinen elegant zusammengeschichteten Streichern und Bläsern dazu eine gelungene Einführung in die Soundpalette von "Out of my province". Der neue Sepia-Ton verstärkt die Assoziationen mit bedeutenden amerikanischen Songwriterinnen, die Reids älter als sie selbst klingende Stimme schon immer hervorrief. "There is dust settling inside me", singt sie wissend im herrlichen "High & lonely" mit seinem dezenten Country-Vibe. "I don't wanna take anything from you" gestaltet sich als weitere hingebungsvolle Retro-Ballade, während selbst ein Track namens "The future" mit seinen Slide-Gitarren eher zurück als nach vorne blickt.

Auf dem Notenpapier müsste die Platte eigentlich schnell in Langeweile abdriften, schließlich gibt es nur wenig Variation in Akkorden oder Melodien. Doch Reid und ihr Spacebomb-Team füllen diese 40 Minuten mit so viel Wohlklang und einnehmender Wärme, dass einem die Gleichförmigkeit egaler nicht sein könnte. Umso mehr Eindruck macht es auch, wenn das passend betitelte "Best thing" die Struktur durchschüttelt: Die Akustische schrammelt körniger als sonst, ein athletischer Bass hangelt sich die Hook entlang und die Coda setzt mit krachenden Drums samt majestätischem Streicher-Schwall noch einen drauf. Ein phänomenaler Song. Am anderen Ende des Spektrums bewegt sich die Reduktion von "Heart to ride", das eine rührende Liebeserklärung ausspricht: "I've been thinking that I would like to roll with you / Maybe big drinking, I would like to grow with you / Who knew that love could feel this golden." Es sind diese ständigen Schwankungen zwischen Fernweh und der ersehnten Rückkehr zur geliebten Person, die "Out of my province" auch inhaltlich einen roten Faden geben. "I feel free for the first time", heißt es im poppigen "Other side of the wheel", während sich "Who is protecting me" mit Selbstzweifeln plagt. Mit "Get the devil out" schließt die Kiwi-Bardin in einem Moment kathartischer Selbstversöhnung: "I'm making friends with who I used to be / […] / I tried to find religion / I am right as I am." Vielleicht hat Nadia Reid am Ende doch gefunden, wonach sie gesucht hat.

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights

  • High & lonely
  • Oh Canada
  • Best thing

Tracklist

  1. All of my love
  2. High & lonely
  3. Oh Canada
  4. Heart to ride
  5. Other side of the wheel
  6. Best thing
  7. I don't wanna take anything from you
  8. The future
  9. Who is protecting me
  10. Get the devil out

Gesamtspielzeit: 39:50 min.

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User Beitrag

Autotomate

Postings: 6174

Registriert seit 25.10.2014

2020-03-18 13:34:37 Uhr
Diese "Kiwi-Bardin" (...) scheint ja die Queen des kunstlosen Coverartworks zu sein. Das wäre sogar als Profilbild für's PT-Forum mies.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27357

Registriert seit 08.01.2012

2020-03-17 20:12:34 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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