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Dana Gavanski - Yesterday is gone

Dana Gavanski- Yesterday is gone

Full Time Hobby / Rough Trade
VÖ: 27.03.2020

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Honig im Kopf

"Zu sagen, was ich fühle, zu fühlen, was ich sage." Diese Deckungsgleichheit von Inhalt und Ausdruck zu finden, war, wie vielleicht bei jedem Künstler, das große Ziel der Dana Gavanski. Dabei war Musik nicht das erste Mittel der Wahl für die Kanadierin mit serbischen Wurzeln, zeigten doch ihre Eltern als Film-Produzent und Malerin zuerst andere Wege auf. Doch die in Gavanskis Wohnung zurückgelassene Gitarre eines Ex-Freundes schob die junge Dame dann in die entscheidende Richtung. Erst das Verfassen von Texten, dann deren Umsetzung in Klang, brachten Gavanski jener Entsprechung von Gefühl und Form näher, die sie so sehnlich anstrebte. "Yesterday is gone" zeigt nun, dass die Kanadierin nicht das typische Mädchen mit Gitarre ist, welches zu gesetzten Tönen ihren Herzschmerz verarztet. Und dass, obwohl sich das Album am folkigen Indie-Rock orientiert und im weitesten Sinne als Trennungsalbum gelten kann.

"One by one / I think of how he's gone", dazu behäbiges Gitarrenschrammeln, direkt zu Beginn ist man schnell mit einer eher unspektakulären Einordnung zur Hand, doch jenes "One by one" hält im Refrain eine verletzliche Schönheit bereit, die sich eben nicht selbst bemitleided, sondern in einer besheidenen Beiläufigkeit zielsicher trifft. Ein Hauch von spielerischer Ausgelassenheit spielt durch fast alle Songs von "Yesterday is gone". "Trouble" gibt sich dabei als kernige Psych-Walze, ohne im haluzinogenen Brei zu versumpfen, gewitzt und mit einer verschmitzten Wucht befördert Gavanski diesen Song über Höhen und Tiefen, es scheppert, es tutet, dabei driftet das Stück in seine verspielten Auswüchse. Gavanski kann mit der Instrumentierung immer sehr authentische Stimmungen erzeugen, der dominante Bass in "Catch" sorgt für eine grummelige Wärme, aber anstatt sich komplett einzukuscheln, kommen im Refrain ruppige Aktionen von Schlagzeug und Gitarre, die für ein zerschlissenes Indie-Feeling sorgen. Gavanski hat übrigens ein Jahr lang in ihrer alten Heimat Serbien Gesangsunterricht genommen, auch klassische Lieder des Balkans gelernt. Dies zeitigt eine Variabilität im stimmlichen Ausdruck, welche dem Album einige weitere Facetten verleiht.

Da tänzelt "Good instead of bad" in naiver Nahbarkeit, jedes gesungene Wort ist abgerundet und harmonisch, "Small favours" hingegen sieht Gavanski eine abgewandte Nüchterheit beisteuern, die im Refrain zu einer dezent aufgekratzten Schaukeltour wird. Generell findet man auf diesem Debüt viele kompositorische Entscheidungen, die angenehm überraschen und das Ganze manchmal ins Unwahrscheinliche überführen. Was haben zum Beispiel die sämigen Blechbläser im schlicht gehaltenen Indie-Rock des Titelsong zu suchen? Kann vielleicht keiner abschließend erklären, toll ist es trotzdem, wie so vieles auf "Yesterday is gone". Und wenn dieses Album das Innenleben seiner Erschafferin abbildet, kann man Dana Gavanski zu einer schillernden, wandelbaren Gefühlswelt gratulieren, die für graue und fade Alltäglichkeit wenig Platz lässt.

(Martin Makolies)

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Highlights

  • One by one
  • Trouble
  • Yesterday is gone

Tracklist

  1. One by one
  2. Catch
  3. What we had
  4. Good instead of bad
  5. Trouble
  6. Yesterday is gone
  7. Small favours
  8. Everything that bleeds
  9. Other than
  10. Memories of winter

Gesamtspielzeit: 36:54 min.

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Armin

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2020-03-17 20:10:13 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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