Blaze Of Perdition - The harrowing of hearts
Metal Blade / Sony
VÖ: 14.02.2020
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Im Osten viel Neues
Man kennt das ja. Eine erfolgreiche Underground-Band wagt das Unaussprechliche, nämlich den viel zitierten "nächsten Schritt", und sei es nur die Vertragsunterschrift bei einer der führenden Plattenfirmen. "Ausverkauf!", krakeelen dann die einen, "Früher waren sie besser", greinen die anderen. Allen ist gemein, dass das kleine, intime Lieblingsspielzeug plötzlich auch für andere interessant werden könnte, mit denen man aber eigentlich nicht teilen mag. Insofern dürften Blaze Of Perdition einen turbulenten Frühling erleben, hat die Black-Metal-Band aus dem polnischen Lublin doch genau dies getan: Weg vom kleinen Independent-Label, das irgendwann einmal an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen sein mag, hin zum Branchenriesen für das fünfte Studioalbum "The harrowing of hearts". Was dabei gerne vergessen wird, ist der Umstand, dass das Quartett spätestens seit dem tragischen Autounfall 2013, der den damaligen Bassisten aus dem Leben riss, den musikalischen Horizont schrittweise erweiterte, zugänglicher wurde.
"The harrowing of hearts" geht also den bereits auf dem Vorgänger "Conscious darkness" begonnenen Weg weiter, wenn auch konsequenter. Schon beim Opener "Suffering made bliss" weicht die genretypische Raserei manischer Atmosphäre, die spätestens nach dem zweiten Durchlauf packt und so schnell nicht wieder loslässt. Danach jedoch, mit "With madman's faith", wird es finster. Düster klimpert eine einsame Gitarre, bevor sich ein mächtiges Riff auftürmt und alles niederwalzt. Nicht so infernalisch rasend wie bei den Landsleuten von Behemoth, sondern fast schon so ähnlich wie tanzbar, aber dennoch eine Spur kalter Verwüstung hinterlassend bäumen sich der Song und sein Spannungsbogen auf. Und hinterlassen ein ehrfürchtig staunendes Publikum.
Falls nun jemand noch ein wenig träumerisch schwelgen möchte – nun, in dem Fall wäre wohl eine kurze Pause angebracht. Denn das folgende Inferno namens "Transmutation of sins" will erobert werden. Wie soll man diese Urgewalt beschreiben? Hochgeschwindigkeitsriffs werden abgelöst durch einen barbarischen Groove, der wiederum durch ein postmetallisches Break kurz zerhackt wird. Und über all das bellt Frontmann Paweł "Sonneillon" Marzec seine Texte wie "Take my hand / And cross the gates / Of doubt and faith / Where ecstasy / Becomes one with pain / Come ye fearless ones / The garden of despair awaits". Wenn das, liebe Kritikaster, der unterstellte Ausverkauf sein soll, dann legen wir gerne noch ein paar Złoty dazu. Denn das gehört zum feinsten, was das Genre momentan zu bieten imstande ist.
Daran kann dann auch das in der Heimatsprache gesungene "Królestwo niebieskie" nichts ändern, was nicht ganz diese Variabilität erreicht. Denn die Polen halten nicht nur mit "What Christ has kept apart" noch ein weiteres Abrisskommando für den Moshpit bereit, sondern huldigen am Schluss des Albums noch einmal den großartigen Fields Of The Nephilim. Mit einer Coverversion von "Moonchild", die schlicht zum Niederknien grandios ist und den Wahnsinn in Carl McCoys Lyrics in ein Black-Metal-Gewand transformiert. Mag also sein, dass Blaze Of Perdition nicht mehr der hehren Lehre des Black Metal frönen. Doch die Polen zeigen mit "The harrowing of hearts" nicht nur, dass dieses Genre auf Dauer zu eng für sie ist. Sie demonstrieren auch, dass Polen zu einem Hotspot des extremen Metals geworden ist. Dessen kommerzielles Aushängeschild mögen nach wie vor Behemoth sein. Blaze Of Perdition verzichten auf deren Pathos und setzen noch mehr als die Danziger auf dichte Atmosphäre. Das ist nicht nur künstlerisch äußerst wertvoll, sondern hat genau die große Aufmerksamkeit verdient, die eine große Plattenfirma eben potenziell liefern kann. Und damit haben Blaze Of Perdition alles richtig gemacht.
Highlights
- With madman's faith
- Transmutation of sins
- Moonchild
Tracklist
- Suffering made bliss
- With madman's faith
- Transmutation of sins
- Królestwo niebieskie
- What Christ has kept apart
- The great seducer
- Moonchild
Gesamtspielzeit: 51:32 min.
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2020-03-17 20:09:25 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
Behemoth; Watain; Mgła; Deathspell Omega; Bölzer; Schammasch; Belphegor; Primordial; Hate; Darkthrone; Gaahls Wyrd; Gorgoroth; God Seed; Emperor; Carpathian Forest; Enthroned; Taake; Satyricon; Mayhem; Borknagar; Immortal; Nachtmystium; Funeral Mist; Bathory; Necrophobic; Necros Christos; Tribulation; Secrets Of The Moon; Misþyrming; Dissection; Svartidauði; Dødheimsgard; 1349; Dark Funeral; Vreid; Celtic Frost; Triptykon
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- Blaze Of Perdition - The harrowing of hearts (1 Beiträge / Letzter am 17.03.2020 - 20:09 Uhr)