Pat MacDonald - Strange love (PM does DM)

Ulftone / Edel
VÖ: 18.08.2003
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Liebesspiele
Die Aussichten waren bestens. Pat MacDonald war mit Timbuk3 auf dem Weg nach ganz oben. Zumindest waren die Kritiker, die seine Pioniertaten in Sachen Roots-Techno mit offenstehenden Mündern quittierten, dieser Ansicht. Wie selbstverständlich setzte er dem Sarkasmus von "The futures so bright, I gotta wear shades" die Erdigkeit seiner akustischen Gitarre und den mechanischen Wumms der Drummachine entgegen. Doch irgendwo findet die Geschichte noch immer einen Haken, denn bald gingen Timbuk3 den Weg alles Irdischen.
MacDonald jedoch machte sich nun daran, die Möglichkeiten seiner Gitarre alleinstehend zu erforschen. Auf seinen Erkundungstouren war ihm eines Tages "Personal Jesus" von Depeche Mode über den Weg gelaufen. Irgendetwas an diesem Song hatte ihn angezogen, und als er die akustische Fassung, die er auf der Maxi fand, an sein Publikum weiterreichte, war dieses überwältigt. Nach und nach schaffte sich MacDonald weitere Songs der Briten an und streute sie in sein Bühnenprogramm ein. Als dann die Fragen nach Aufnahmen dieser Songs laut wurden, überredete ihn Klangästhet John Parish, der schon PJ Harvey, Goldfrapp, 16 Horsepower und Sparklehorse so Großtaten angeregte, zu "Strange love (PM does DM)". Zwölf Songs, geschrieben von Martin L. Gore, interpretiert von Pat MacDonald.
Daß der gitarristische Zugang zu den Vorzeigeelektronikern gelingen kann, zeigte zuletzt Johnny Cash mit seiner famosen Version eben jenes "Personal Jesus". Aber auch die Smashing Pumpkins, die "Never let me down again" romantisierten, und die vielen anderen, die ihr Tribut "For the masses" zollten, haben schon gezeigt, daß Gores Songs auch im Rockkontext funktionieren. Stellen solche Coverversionen also längst kein allzu großes Wagnis mehr dar, entpuppt sich auch MacDonalds Trackauswahl als eher risikofrei. Gerade einmal zwei der ausgewählten Songs ("Fly on the windscreen", "Death's door") waren keine Singlehits. Und dennoch fügen so erdige, beinahe bluesige Varianten von Songs wie "Stripped", "It's no good" oder "Master and servant" den Originalen sinnige Deutungen hinzu. Doch auch wenn das verschleppte "A question of time" ein echter Ohrenöffner ist, zündet "Strange love (PM does DM)" nicht durchgehend. Ein wenig mehr Spannung in den Arrangements hätte d en mitunter etwas lieblos genölten Songs gut getan. So bleibt das Album immerhin ein interessanter Blickwinkel.
Highlights
- Stripped
- Personal Jesus
- A question of time
- Fly on the windscreen
Tracklist
- Stripped
- Strangelove
- Policy of truth
- It's no good
- Never let me down again
- Master and servant
- Personal Jesus
- A question of time
- Enjoy the silence
- I feel you
- Fly on the windscreen
- Death's door
Gesamtspielzeit: 40:21 min.
Referenzen
Timbuk3; Depeche Mode; Martin L. Gore; Veranda Music; Paul James Berry; Mark Lanegan; Howe Gelb; Giant Sand; Calexico; Johnny Cash; Bob Dylan; John Parish; Sixteen Horsepower; Sparklehorse; The Red Telephone; Souled American; Chris Cacavas; Days Of The New; Tantric; Mad Season; Alice In Chains; Young Marble Giants; Sebadoh; The The; Ben Harper; Mark Eitzel; Neil Young