Slime - Wem gehört die Angst

Arising Empire / Warner
VÖ: 13.03.2020
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Leider wichtig
Es wäre so schön, könnte man ein neues Album von Slime mit einem Schulterzucken abtun. Könnte man der Band vorwerfen, hier nur reihenweise alte Hüte zu verramschen und milde Lächeln über 13 neue, aus der Zeit gefallene Stücke von Klassenkämpfern von vorgestern. Joa. Kann aber halt nicht. Genau genommen kann man das mit jedem Monat weniger. Weil Bundestagsabgeordne neuerdings kein Problem damit haben, so eine Kleinigkeit wie Antisemitismus für die eigene Agenda zu nutzen, um sich kurz darauf "missverstanden" zu fühlen. Weil wieder Synagogen angegriffen werden. Weil Rassisten wieder Menschen töten. Weil so genannte bürgerliche Parteien nicht mehr davor zurückschrecken, sich mit Hilfe von Rechtspopulisten zu den ersehnten Pöstchen zu lavieren. Wem man da am Ende die Hand schütteln muss? Im Zweifel doch egal!
"Die Hölle, das sind wir", stellen Jora und Co. dann auch im Auftaktdrittel von "Wem gehört die Angst" treffend fest und nehmen dabei, wenn man denn in derlei Kategorien überhaupt noch denken mag, das eigene Lager keineswegs aus. Überhaupt präsentiert sich das Quintett auf ihrem achten Album bemerkenswert ziel- und treffsicher. Und zwar in Wort und Ton. Der Titeltrack droht fast über sein nervöses Drumming zu stolpern, wenn er voller Tatendrang in das Album rumpelt und setzt sich ganz nebenher gar nicht unclever mit all den von allen Seiten an einen herangetragenen Feindbildern und ihren Erfindern auseinander. All das wird untermalt von einer angenehm trockenen und unaufdringlichen Produktion und Riffs, die es nochmals wissen zu wollen scheinen.
Natürlich machen Slime auf ihre alten Tage nichts bemerkenswert Neues. Im Gegenteil: Sie liefern ziemlich genau das ab, was man im Vorfeld von ihnen erwarten konnte. Nur eben mit merklich mehr Druck auf dem Kessel als noch zuletzt. "Kein Mensch ist illegal" macht da keine Gefangenen und spuckt Gift und Galle in Richtung der besorgten Bürger. Ohne den Eindruck zu vermitteln, hier würde Opa vom Krieg erzählen. Nobelpreisverdächtig ist das alles natürlich nicht, wirklich stumpf wird die Band dennoch fast nie. Und mit "Die Suchenden" laufen Slime gar zu einer Form auf, die man ihnen beim besten Willen nicht mehr zugetraut hat. Da gibt ein endlich mal wieder gelungener Offbeat mitsamt Akustikgitarre kräftigen Powerchords die Hand, da wird ein vor Dringlichkeit strotzender Refrain präsentiert und da setzt sich die Band mit der Frage auseinander, wie so einige Menschen zu ihrer vermeintlichen Meinung gelangen. Und man stellt voller Staunen fest, dass der Song genau so auch auf "Schweineherbst" hätte stattfinden können.
Auch schön: Das drastische "Die Toten wollen wieder alleine sein", das nostalgisch angehauchte, den Idealismus von einst grüßende "Paradies", das die Ärmel hochkrempelnde "Wenn wir wollen", wo alte Punks der Jugend um Fridays for Future die Hand geben und das recht persönlich gehaltene "Ebbe und Flut". Jenes erzählt vom zwischenzeitlich verlorenen Glauben "unter Sternen aus Osram" und leiht sich sein Gitarrenlick mal flugs bei Rammstein aus. In "Weisser Abschaum" lässt einen die Band dann gar über ihre Zeilen stolpern: "Deine Frau hat weggesehen / Deine Tochter war als Kind schon wunderschön / Das kleine Biest wollte dir den Kopf verdrehen / Heute kann sie zum Psychiater gehen", serviert im mitgröltauglichen Gewand. Schon ein Stück weit verstörend. Die Nörgler bleiben dann auch vierzig Minuten lang bemerkenswert ruhig, mockieren sich zwischenzeitlich mal über das etwas fade "Die Masse" und den Staub, der sich doch über die ein oder andere Melodie gelegt hat. Ansonsten schaffen die alten Herren Bemerkenswertes: Sie bleiben relevant. Leider.
Highlights
- Wem gehört die Angst
- Die Suchenden
- Die Toten wollen wieder alleine sein
Tracklist
- Wem gehört die Angst
- Paradies
- Hölle
- Die Suchenden
- Wenn wir wollen
- Ebbe und Flut
- Die Toten wollen wieder alleine sein
- Weisser Abschaum
- Die Masse
- Fette Jahre
- Kein Mensch ist illegal
- Odysses
- Solidarity
Gesamtspielzeit: 40:53 min.
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2019-12-20 19:53:08 Uhr - Newsbeitrag
SLIME – Neu auf Arising Empire / Neues Album “Wem Gehört Die Angst“ am 13.03.2020 / Tourdaten Die Punkrock-Legenden SLIME geben die Zusammenarbeit mit Arising Empire bekannt. Passend zum 40-jährigen Jubiläum kündigt die Band das neue Studioalbum "Wem Gehört Die Angst" für den 13. März 2020 an. SLIME, die sich im zehnten Jahr nach ihrer Reunion befinden, bleiben ihrer Linie treu. So thematisieren sie auf ihrem neusten Werk wichtige gesellschaftliche Probleme wie Wut, Aktivismus und den andauernden Kampf gegen den Faschismus. "Wem Gehört Die Angst" erscheint auf CD und wird exklusiv und limitiert als LP in Schwarz sowie in drei verschiedenen Farben (200 Exemplare je Farbe) bei Flight13, Coretex und dem Nuclear Blast Mailorder verfügbar sein. Wer SLIME live erleben möchte, hat im Rahmen der "Durch alle Höllen und Tiefen"-Tour an den folgenden Daten die Möglichkeit: 17.01.2020: Hannover, Faust 18.01.2020: Osnabrück, Bastard Club 24.01.2020: München, Feierwerk 25.01.2020: Wien (AT), Szene 31.01.2020: Schweinfurt, Stattbahnhof 01.02.2020: Wiesbaden, Schlachthof 07.02.2020: Essen, Turock 08.02.2020: Köln, Gebäude 9 15.02.2020: Husum, Speicher 21.02.2020: Kiel, Pumpe 22.02.2020: Bremen, Schlachthof 03.04.2020: Trier, Mergener Hof 04.04.2020: Aachen, Musikbunker 17.04.2020: Bregenz (AT), Between 18.04.2020: Bern (CH), Dachstock Tickets: |
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