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Ozzy Osbourne - Ordinary man

Ozzy Osbourne- Ordinary man

Sony
VÖ: 21.02.2020

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Alles außer gewöhnlich

Am 28. Dezember 2015 starb mit Lemmy Kilmister ein Musiker, der zumindest in der Rock- und Metal-Szene eine Lücke hinterließ, die wohl nie wieder gefüllt werden kann. Mit Lemmy starb aber auch der Nimbus des unverwüstlichen Rockstars, über den einmal kolportiert wurde, im Falle einer atomaren Apokalypse würden ausschließlich Kakerlaken und Lemmy überleben. Insofern waren die Nachrichten, die 2019 von einem anderen berühmten Vertreter dieser Kategorie bekannt wurden, mindestens einmal besorgniserregend. Die Rede ist natürlich von Ozzy Osbourne, dem es zwischenzeitlich so schlecht ging, dass gar Gerüchte die Runde machten, er läge bereits im Sterben. Bekannt ist jedenfalls, dass der 71 Jahre alte Osbourne mittlerweile an Parkinson erkrankt ist und nach einem Sturz in seinem Haus längere Zeit im Krankenhaus verbringen musste. Und was dem Vollprofi – trotz aller Eskapaden in den vergangenen Jahrzehnten – ein absoluter Gräuel war: Seit geraumer Zeit ist die als Karriereabschluss geplante Tour mit dem schönen Titel "No more tours" unterbrochen.

Insofern kann es schon als Überraschung gewertet werden, dass der Brite überhaupt imstande ist, mit "Ordinary man" sein zwölftes Studioalbum vorzulegen. Und eine noch größere Überraschung ist, was der alternde "Prince Of Darkness" daraus macht. Denn der Opener "Straight to hell" klingt, als sei Ozzy wieder 25 Jahre alt. "I'll make you scream / I'll make you defecate", schleudert Osbourne der Hörerschaft entgegen, und obwohl man vielleicht nicht gerade die Hosen voll hat, ist dieser Auftakt überaus respektabel, erst recht durch ein feines Gitarrensolo durch seinen alten Kumpel Slash. Der auf der umfangreichen Gästeliste nur einer von vielen Topstars ist, haben neben Slash doch unter anderem Tom Morello, Duff McKagan oder Chad Smith, seines Zeichens Drummer der Red Hot Chili Peppers, mitgewirkt.

Und natürlich Sir Elton John. Doch bevor der Fluchtreflex einsetzt: Die Kooperation der beiden langjährigen Freunde auf dem Titeltrack ist schlicht grandios. Wer der Meinung ist, Osbourne sei nur noch ein harmloser Tattergreis, der möge sich bitte mit den persönlichsten Lyrics befassen, die der Brite wohl je verfasst hat. "Yes, I've been a bad guy / Been higher than the blue sky / And the truth is, I don't wanna die an ordinary man / I made Momma cry / Don't know why I'm still alive / Yes the truth is, I don't wanna die an ordinary man". Und was kann bitte dazu besser passen als Elton Johns gefühlvolles Klavierspiel? Eben. Wie überhaupt die Lyrics unglaublich stark sind, so als wolle sich Osbourne noch ein paar Dinge von der Seele schreiben. So das ziemlich komische "It's a raid", das von einer Razzia bei den Aufnahmen zu Black Sabbaths "Volume 4" handelt. Einer Razzia, bei der sich der wahnwitzige Frontmann mal eben sämtliche Restbestände an Koks durch die Nase pfiff, nur damit die Cops es nicht finden, und laut eigener Aussage danach vier Tage nicht schlafen konnte. Kids, don't try this at home. Oder das nicht minder skurrile "Scary little green men". Oder, oder, oder.

Aber natürlich ist es so, dass Ozzy seinem Alter und seiner angeschlagenen Gesundheit Tribut zollen muss. So wird an der ein oder anderen Stelle doch sehr deutlich, dass beim Gesang mittels Autotune nachgeholfen werden musste, und auch der Bonustrack "Take what you want", eine Kollaboration mit den Rappern Post Malone und Travis Scott, ist eher gewollt statt gekonnt. Doch abseits davon erleben wir hier, wie sich eine der größten Legenden des Heavy Metal hier ihr eigenes Denkmal setzt. Während Osbourne auf "Goodbye" noch schelmisch fragt: "Do they serve tea in heaven?", endet der reguläre Abschlusstrack "It's a raid" mit einem beherzten "Fuck you all!" Yeah, fuck you too. Es ist wohl ziemlich wahrscheinlich, dass "Ordinary man" die letzte Platte von John Michael Osbourne ist, der – sehen wir den Tatsachen ins Auge – ein sehr alter und sehr kranker Mann ist. Somit bleibt nur, sich nochmals vor dieser Ikone zu verneigen. Danke für alles, Ozzy – und irgendwann werden wir Dir auch noch "The Osbournes" verzeihen.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Straight to hell
  • Goodbye
  • Ordinary man (feat. Elton John)
  • Scary little green men

Tracklist

  1. Straight to hell
  2. All my life
  3. Goodbye
  4. Ordinary man (feat. Elton John)
  5. Under the graveyard
  6. Eat me
  7. Today is the end
  8. Scary little green men
  9. Holy for tonight
  10. It's a raid (feat. Post Malone)
  11. Take what you want (feat. Post Malone & Travis Scott) (Bonustrack)

Gesamtspielzeit: 49:32 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Herr

Postings: 2170

Registriert seit 17.08.2013

2020-03-01 15:08:57 Uhr
Möglicherweise arbeitet er ja auch nur an seiner Küchentischplatte. Sitzt dort mit Kamillentee an der Steuererklärung oder repariert die Kapselmaschine.

Markus

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 18

Registriert seit 12.06.2013

2020-03-01 14:46:28 Uhr
Moin,

ein paar Erläuterungen zu meinen Gedankengängen:

Mit "sehr alter Mann" meinte ich ausdrücklich nicht, dass ich 71 Jahre für grundsätzlich sehr alt halte. Aus dem Alter bin ich raus :-) Nein, ich meinte vor allem, dass Osbourne aufgrund seines Lebenswandels erheblich mehr gealtert ist als andere 71-Jährige.

Mit "sehr krank" meinte ich ebenso nicht ausschließlich Parkinson, sondern dass der Alkohol und die Drogen ihre Spuren in Osbournes Körper hinterlassen haben.

Die Einschätzung, der Titeltrack sei schlechter als "Dreamer" teile ich explizit nicht, aber das darf ja jeder gerne so sehen, wie er mag :-)

Und die Nachricht, er wolle tatsächlich noch an einer neuen Platte arbeiten, hat mich erreicht, als die Rezension schon längst abgegeben war. Zu meiner großen Überraschung, in der Tat. Shit happens.

tumbleweed

Postings: 322

Registriert seit 02.09.2019

2020-02-28 10:07:34 Uhr
Wenn ein 71jähriger Musiker für einen 45-jährigen (Verfasser der Albumkritik) ein sehr alter Mann ist, was ist er selbst dann? Nur ein alter Mann? ^^

BrockLanders

Postings: 117

Registriert seit 29.08.2013

2020-02-28 10:03:51 Uhr
Sorry aber die neue Platte ist sterbenslangweilig. DIe davor war eigentlich ziemlich stark. Meiner Meinung die beste seit No More Tears, aber das fand die allgemeinheit anscheinend nicht. Zu modern, zu viel gefummel am Sound, aber Songs wie life won't wait, time oder auch der opener sind wirklich das beste was Ozzy in den letzten 25 Jahren gebracht hat.

Toxic Toast

Postings: 94

Registriert seit 05.09.2016

2020-02-28 09:20:41 Uhr
"Es ist wohl ziemlich wahrscheinlich, dass "Ordinary man" die letzte Platte von John Michael Osbourne ist, der – sehen wir den Tatsachen ins Auge – ein sehr alter und sehr kranker Mann ist."

71 ist "sehr alt"? Andere Leute kandidieren mit Mitte/Ende 70 noch für das Präsidentschaftsamt.
Und "sehr krank" wegen Parkinson? Hat Michael J. Fox das nicht schon seit 30 Jahren? Glaube nicht dass die Krankheit irgendwie ein Todesurteil ist.

Außerdem meinte Ozzy im Reddit-AMA neulich, dass er schon wieder an nem neuen Album arbeitet.
Zum kompletten Thread

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