Rivers & Tides - Sincere uncertainty
Midsummer / Cargo
VÖ: 28.02.2020
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Wohin gehst Du?
Vorsicht, Phrasenmäher: Wo einer herkommt, ist nicht wichtig. Gerade, wenn es um Musik geht, oder vielmehr, wenn über Musik geschrieben wird. Trotzdem sei an dieser Stelle vorab erwähnt: Die kommen aus Regensburg. Also aus einem recht musealen oberpfälzischen Provinznest, das sich für sehr viel wichtiger hält, als es ist und im Allgemeinen in erster Linie wegen einer Altstadt und fragwürdiger Praktiken bei der Vergabe von Bauaufträgen von sich reden macht. Doch bevor der Karren unwiederbringlich im Lokalkoloritsumpf versenkt wird, soll es hier doch lieber um Rivers & Tides gehen. Das sind fünf Leute, die sich im wüsten Durcheinander von Alternative, Emo und Shoegaze heraussuchen, was ihnen am besten gefällt. Die dabei klingen wie eine im besten Sinne routinierte Alternative-Formation, die sich seit jeher auf Bühnen und in Proberäumen ihre Meriten verdient.
Und die dementsprechend mit "Sincere uncertainty" nach diversen EPs auch endlich – die Band selber nennt es das Ziel einer Reise, die nicht immer leicht war – einen ersten Langspieler aufgenommen haben, der so rein gar nicht nach Debüt und Provinz klingt. Da braucht nur der Opener mit viel Fundament und Druck auf dem Kessel kurz vorstellig werden, um zu zeigen, dass Rivers & Tides einiges vorhaben. Einiges meint dabei zwölf Stücke, die in Sachen Eingängikeit und Melodie wirklich zu jeder Zeit hart am Wind segeln, die aber gleichsam stets mehr als einen Trick beherrschen. Da bekommt der Spruch "Geht ins Ohr, bleibt im Kopf" endlich seine Daseinsberechtigung. Weil "Getting better takes forever" mitsamt seinem stoischen Schlagzeugbeat bei jeder Begegnung zutraulicher wird und im Refrain einen gerne angenommen Platz zum Versinken bietet. Weil "Crush" zwischenzeitlich auch mal richtig beherzt zulangen darf und man sich trotz der kratzbürstigeren Herangehensweise angenehm an die Machart guter und lauter Momente von Jimmy Eat World erinnert fühlt. Und weil die Band es auch instrumental kann, wie "Gravity" recht eindrücklich beweist.
Neben den Einzelsongs, neben der Freude, die man verspürt, wenn etwa die ersten beiden Stücke mit unbändig viel Bock in ihre jeweilige, mächtige Bridge abbiegen, ist aber das große Pfund, mit dem "Sincere uncertainty" wuchern kann, wie gut das Album als solches funktioniert. In jeder der 44 Minuten merkt man die Mühe, die in sie gesteckt wurde, merkt man, dass hier ein Sound gesucht, erarbeitet und gefunden wurde. Wer Zeit seines Lebens nur gemeckert hat, bemängelt vielleicht, dass hier keine Räder neu erfunden werden. Alle anderen erfreuen sich an zwölf starken Stücken, in etwa verortet zwischen Title Fight, For Them All und Basement. Bands übrigens, die allesamt einen schlurfenden Stampfer wie das abschließende "Yours to keep" freudig abgenickt hätten. Und weil der Phrasenmäher noch quengelt: Es heißt auch noch, dass es wichtig wäre, wo einer hin will. Wo Rivers & Tides hin wollen, ist aber letztlich egal. Hauptsache, ihre Reise geht weiter.
Highlights
- Balance
- Forever
- Getting better takes forever
- Yours to keep
Tracklist
- Balance
- Second skin
- Forever
- Special retreat
- Progress
- Comfort
- Gravity
- Crush
- Displace
- Getting better takes forever
- Wash it away
- Yours to keep
Gesamtspielzeit: 44:03 min.
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2020-02-25 19:40:12 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
Title Fight; For Them All; New Native; Basement; Sandlotkids; Twin Red; Finding Harbours; Self Defense Family; Drug Church; Swain; Microwave; Seaheaven; Balance And Composure; Greet Death; Youth; Hindsights; Client; 52 Hertz; Jimmy Eat World; Grandview; I Was Afraid; Dad Punchers; Simmer; Forkupines; East; Sorry For Escalating; Everything In Boxes; Backwards Charm; Floralance; Maffai; Cold Reading; Watching Tides; Shoreline; Anorak; Pianos Become The Teeth; Atlanta Arrival; Rowan Oak; Oakhands; Such Gold; Hippie Trim; The Deadnotes; Tides Denied; Elm Tree Circle; Pet Symmetry; Sleep Kit; Sleep Routine; Hey Ruin; Mineral; Westpoint; Bâton Rouge
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