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Justin Bieber - Changes

Justin Bieber- Changes

Def Jam / Universal
VÖ: 14.02.2020

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Chillout(p)hase

Gegen Justin Bieber zu haten, war schon immer recht und billig. Und früher auch gerne Ausdruck eines ekelhaften Machotums – denn wer ist ein einfacheres Ziel zur Kompensation eigener Unzulänglichkeit, als ein Typ, der vermeintlich zu weibliche Züge trägt? Inwiefern Bieber selbst all das berührt hat, bleibt Spekulation. Fest steht, dass er sich seitdem im Aussehen und Auftreten verändert hat und dass es mit all den zunehmenden Tattoos, Drogeneskapaden und vor allem den Allüren immer schwieriger wurde, ihn zu verteidigen. Sein erratisches Verhalten wurde bei "Journals" und "Purpose" zumindest jedoch von besserer Musik flankiert. Keine Meisterwerke, aber mit einer Handvoll guter Songs, klassische Hit-and-Miss-Alben. In der vergangenen Zeit ist Bieber nach eigener Aussage clean geworden und hat unter Beobachtung der üblichen Tabloids das Model Hailey Baldwin geheiratet. Jener widmet er auch nahezu hundert Prozent der Texte des sinnig als "Changes" betitelten Albums. Selbstverständlich am Valentinstag erschienen.

Wenn Bieber von seiner Angetrauten und den zugehörigen ehelichen Freuden singt, klingt das dann so: "You got that yummy-yum / That yummy-yum, that yummy-yummy / Say the word, on my way / Yeah, babe, yeah, babe, yeah, babe." Das geht im besten Fall als minimalistisch durch, ist aber eher strunzdoof. Nichts auf "Changes" ist so blöde wie die katastrophal ausgewählte Vorabsingle "Yummy", auch wenn Geniestreiche trotzdem selten sind. Stattdessen Plattitüden, so weit das Auge reicht: Bieber ist "available" für seine "number one", deren "eyes deeper than the ocean" sind. Apropos Ocean: Vom guten Frankie-Boy werden gleich mehrere Seiten aus dem musikalischen Playbook verwurstet, was heißt, dass sich diese 50 Minuten neben ultrasoftem Trap-R'n'B vor allem gegen Ende immer wieder an eine Gitarre wagen. "That's what love is" möchte ganz besonders gerne "Blonde" sein – und schafft immerhin einen Moment, bei dem man aufhorcht. Genau wie das davor stehende "Confirmation" für sich genommen ein wirklich schönes, melodisches Stück ist, eine Richtung, die für Bieber möglicherweise mehr Potenzial bereithält.

Solche Stellen gibt es anderweitig nur dann, wenn ein paar Gäste ins Spiel kommen. "Intentions" lebt neben dem gelungenen Beat des hier omnipräsenten Produzenten Poo Bear von Quavos Gastauftritt, "Get me" wird dankenswerterweise gegen Ende von Kehlani übernommen und auch das sonst mit nervigen Stakkato-Vocals versehene "Forever" wird dann wenigstens gut, wenn Post Malone mal ans Mikro geht. Ob es ein positives Zeichen ist, dass es erst jenen Post Malone braucht, um Leben in einen Song zu bringen, sei mal dahingestellt. "Changes" klingt immer angenehm, ist natürlich exzellent produziert, bleibt aber so dermaßen unaufdringlich, dass es häufig einfach nur kilometertief in Egalistan unterwegs ist. Als Hintergrundbeschallung verschmilzt es dann mit der Tapete. War das jetzt "Come around me", "Take it out on me" oder "E.T.A."? Der Wendler würde sagen: "Egal!"

Dass das grottige "Yummy" am Ende sogar noch mal als fast identischer Remix angetackert wird, ist ein unangenehmes finales Souvenir eines Albums, das in seiner Konsequenz immerhin bemerkenswert und musikalisch trotz der mangelnden Abwechslung weitaus weniger schlimm ist, als man erwarten konnte. Wenn da nicht diese Texte wären. Sobald Bieber sein Seelenleben offenlegt, dann ist dort keine Tiefe, kein Inhalt. Da wünscht man sich in dieser Hinsicht sogar einen Ed Sheeran zurück, der ihm vor rund vier Jahren zumindest Killerzeilen wie "My mama don't like you and she likes everyone" auf den bemalten Leib schrieb. Aber das ist im derzeitgen Liebestaumel ja undenkbar. "Though I'm going through changes / Don't mean that I'll change", singt er im Titeltrack. Nur um am Ende nachzuschieben: "People change, circumstances change / But God always remains the same." Es bleibt zu hoffen, dass er nicht auf die Idee kommt, einen auf Kanye West zu machen. Gott hat ja nun wirklich genug andere Sorgen.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Intentions (feat. Quavo)
  • Confirmation
  • That's what love is

Tracklist

  1. All around me
  2. Habitual
  3. Come around me
  4. Intentions (feat. Quavo)
  5. Yummy
  6. Available
  7. Forever (feat. Post Malone & Clever)
  8. Running over (feat. Lil Dicky)
  9. Take it out on me
  10. Second emotion (feat. Travis Scott)
  11. Get me (feat. Kehlani)
  12. E.T.A.
  13. Changes
  14. Confirmation
  15. That's what love is
  16. At least for now
  17. Yummy (Summer Walker remix) (feat. Summer Walker)

Gesamtspielzeit: 51:34 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 9300

Registriert seit 26.02.2016

2020-03-01 12:23:19 Uhr
Da ist auch einer, aber halt gut versteckt.

oldschool

Postings: 591

Registriert seit 27.04.2015

2020-03-01 12:10:44 Uhr
Ohh dann hat es sich ja doch gelohnt. Der Witt-Effekt. Ich denke die gucken aber alle nur, ob irgendwo ein Link zu den Nacktbidlern versteckt ist :)

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 9300

Registriert seit 26.02.2016

2020-02-29 15:42:40 Uhr
Trotzdem ist sie die zweitmeistgelesene Rezension der Woche. Quasi die Bild-Zeitung dieses Updates. ;-)

oldschool

Postings: 591

Registriert seit 27.04.2015

2020-02-29 15:30:51 Uhr
Justin Bieber begann seine Karriere in den Staaten mit seinem fünffach-Platin-Hit “One Time” und war der erste Künstler, der über 10 Milliarden Views auf Vevo erreichte.


Im Rahmen der Veröffentlichung zu Changes brach er auch hier Rekorde. Plattentests-Chef Armin postete im dazugehörigen Newsbeitrag insgesamt 13 Clips (!!!! Rekord) und dennoch kam von der toolverwöhnten und the Nationalfixierten Leserschaft innerhalb von Wochen Keine (NULL!!!) Reaktion.

Auch trotz der Bemerkunghinweise von Felix Heinecker, dass es immer recht billlig war gegen Justin Bieber zu haten, passierte noch nicht einmal dies. Völlige Gleichgültigkeit!

Aber wie Pascal Bremer vor einigen Jahren so schön schrieb: Niemand muss Justin Bieber hören! Es gibt viel zu wenige Gründe dafür.

Ergänzung: Und niemand muss eigentlich über ihn schreiben, lästern oder sein Album besprechen.

Mit einigen Bieber-Nacktaufnahmen hättet Ihr hier bestimmt mehr Resonanz bekommen :)

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2020-02-25 19:38:23 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?


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