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Amanda - Durch die Ewigkeit

Amanda- Durch die Ewigkeit

Problembär / Rough Trade
VÖ: 06.03.2020

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Die Ameisenerfahrung

Irgendwo dort, weit unten in der Schlucht, singt jemand, und oben hört jemand zu oder auch nicht. Und auf einmal kommt sich der Jemand kleiner vor als üblich und fragt sich, wohin die Töne verschwinden, die da in Wellen nach oben wandern. Wenn es nach Amanda ginge, dann bestimmt durch die ein oder andere Zwischenwelt oder vielleicht sogar durch die Ewigkeit. So viel sei verraten: Mit Kleinkram hält sich die junge Band aus der österreichischen Steiermark nicht auf. Amanda suchen das Mythische in der Naturerscheinung, singen von Wind und Sternen, vom ewigen Licht, vom Äther, vom Immer-Schon-Dagewesenen. Ihre Psych-Rock-Variante kennt die großen Helden zwar hörbar, das Debüt transferiert den Sound aber wie selbstverständlich in die nördlichen Kalkalpen.

Die Grazer lassen sich gerne Zeit. Immerhin ist Sänger und Gitarrist Klaus Meissnitzer "frei wie der Wind" und "stirbt nie". Der Prolog verbreitet die Kunde, und man wünscht sich, er würde noch drei bis zehn Minuten länger andauern. Die übrigen Songs wachsen langsam. Trotz mehrfach wechselnder Parts und Soundflächen bricht der lodernde Vulkan nicht aus, hustet aber notorisch Funken. Man nehme nur das Gitarrensolo der zweiten Vorabsingle "Luna". Meissnitzer zerrt nicht an den Saiten, er stimmt zum bebenden Klagelied. Gleiches gilt für "Aus ewigem Liacht". Solo Nummer 1 ist nicht der Ausbruch, den die Lyrics verlautbaren. Die musikalische Läuterungserzählung wird erst im Anschluss vollzogen, wenn sich der Track sacht öffnet und ins Weite richtet. Maximilian Mitterwallner greift wie Ray Manzarek in die Tasten, und dann, ganz plötzlich, ist der Spuk vorbei.

"Madelva" startet im Anschluss mit spiritueller Jodeleinlage. Das Vorspiel dauert knapp über zwei Minuten. Gemäßigt lassen die Herren ihren Song in die Spuren kommen. Der mäandert in meditativem Gleichklang. Amanda brauchen kaum Worte, und dennoch glaubt man, einer ausufernden Erzählung beizuwohnen. Aber bei allem, was man nicht sieht, tut sich der Begriff mit dem Greifen ohnehin schwer. Das grandiose "Venus" verfährt ganz ähnlich, hat ein bisschen was von Pink Floyd, ein bisschen was von den Doors und bisschen was von Weltall. Zeitreisen sind den Wegrouten übrigens inbegriffen, denn die Drums und Keys auf "Durch die Ewigkeit" haben die Bandmitglieder allem Anschein nach bei einem Zwischenstopp in den 60ern aufgenommen.

Obwohl die Grazer mit großer Gestik operieren, überspannen sie den Bogen nur selten. Im Titeltrack tun sie es aber doch. Da werden dann auch Gebiete jenseits der Kitschgrenze ausgelotet. Sollte es der Band gelingen, ihre Songs in Zukunft noch stärker auf einzelne Höhepunkte zuzuspitzen und den Übergängen deutlichere Konturen zu verleihen, dürfte dem Siegeszug trotzdem nichts im Weg stehen. Was kann Rockmusik schließlich Gutes für uns tun, wenn nicht dafür sorgen, dass wir uns für einen kurzen Moment als Teil von etwas Größerem empfinden oder uns dem Größeren demutsvoll hingeben. Amandas Epilog gleicht passend dazu dem spannungsgeladenen Ausatmen nach dem Höhenrausch. Der Prog-Rock in Kombination mit steirischer Mundart wäre aber schon für sich genommen ein Erlebnis. Nun ja, immerhin muss man jetzt nicht mehr den Berggipfel erklimmen, um zu wissen, wie sich die Ameise fühlt.

(Katharina Bruckschwaiger)

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Highlights

  • Aus ewigem Liacht
  • Malaveda
  • Venus

Tracklist

  1. Prolog
  2. Luna
  3. Aus ewigem Liacht
  4. Malaveda
  5. Venus
  6. Astra
  7. Durch die Ewigkeit
  8. Epilog

Gesamtspielzeit: 42:16 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2020-02-26 20:31:42 Uhr
Stimmt, Puhdys oder City ist gar nicht so weit weg, auch wenn ich da beim Hören nicht draufkam.

Kai

User und News-Scout

Postings: 2751

Registriert seit 25.02.2014

2020-02-25 23:17:16 Uhr
Bei Bandcamp kann man sich ja zumindest zwei Songs anhören...

Rein vom Instrumental ist das schon nicht schlecht und erklärt auch die Referenzen aber! der Gesang geht für mich gar nicht.
Das erinnert mich irgendwie an Phudys und Co...

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2020-02-25 19:38:13 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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