Wrekmeister Harmonies - We love to look at the carnage
Thrill Jockey / Rough Trade
VÖ: 21.02.2020
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Vanitasbilder für die Ohren
Sehr wandelbar zeigten sich Wrekmeister Harmonies, ein Projekt dessen einziges konstantes Mitglied Sänger und Multiinstrumentalist JR Robinson ist, im Laufe ihrer musikalischen Entwicklung. Zeugen frühe Alben noch von orchestral ausgelegten Kompositionen mit einer Vielzahl an illustren Gästen und Songlängen, die ganze LP-Hälften füllen, wurde es zuletzt immer reduzierter. Nach dem grandiosen, schwer postrockigen "Light falls" war "The alone rush" eine in sich selbst gekehrte Platte, die vor allem von ihrer düsteren Atmosphäre lebt. Mit dem Nachfolger "We love to look at the carnage" setzt Robinson zum ersten Mal in der Bandgeschichte auf Konstanz – auch im Sound, denn das Setting des direkten Vorgängers wird hier nahtlos fortgeführt. Zusammen mit der Violinistin Ester Shaw bildet Robinson seit geraumer Zeit eine Art Duo mit klarer Aufteilung: Sie an tieftraurig gestimmter Geige, dazu seine Klagelieder in tiefstem Bariton. Unterstützt werden sie auf dem neuen Album von Thor Harris (Swans) und Jamie Stewart (Xiu Xiu).
Die neue Konstanz bedeutet konkret: Die fünf neuen Titel haben ihren Ursprung in den Tiefen des Postrock, wovon nicht zuletzt die Titellängen zeugen. Man kann sich Wrekmeister Harmonies durchaus als tiefstimmige Version von A Silver Mt. Zion oder Godspeed You! Black Emperor vorstellen, auf deren musikalischem Fundament Robinson schaurige Stories zum Besten gibt. "We love to look at the carnage" stellt dabei eine Reise durch die Nacht dar, bei der die inneren und äußeren, beziehungsweise realen und eingebildeten Dämonen eine Rolle spielen. Dazu gesellt sich die thematische Auseinandersetzung mit dem philosophischen Konzept des Stoizismus. Wem jetzt Nick Cave, Tom Waits oder Eugene Edwards im Kopf herumschwirren, liegt sicher nicht falsch.
Passend zum Thema ziert eine grimmig dreinblickende Nachteule das Cover. Einmal mehr ein Hinweis, wann und wie dieses Album seine Wirkung entfaltet: Sicherlich nicht bei sommerlich fröhlichen Wetterlagen, sondern eigentlich genau in diesen Tagen, wenn Sturm und Kälte toben und man froh ist, einen warmen Platz innerhalb eigener Wände zu haben. Dazu passt "We love to look at the carnage" natürlich wunderbar. Robinsons tiefer Gesang strahlt eine angenehme Wärme ab und Shaws Violinenspiel lädt bisweilen zum Schwelgen und Gehen-Lassen ein. Komplett einlullend ist dieses Album jedoch nicht. Angedeutete Soundwände und passiv-aggressive Momente, wie etwa schräge Gitarrenläufe in "Still life with prick cancer" oder "The rat catcher" sorgen immer mal wieder für ein notwendiges Maß an Dynamik in diesem einerseits introvertierten, andererseits sehr raumgreifenden Werk.
Highlights
- Still life with prick cancer
- The rat catcher
Tracklist
- Midnight to six
- Still life with prick cancer
- Coyotes of central park
- The rat catcher
- Immolation
Gesamtspielzeit: 41:20 min.
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Given To The Rising Postings: 7679 Registriert seit 27.09.2019 |
2020-02-27 19:12:10 Uhr
Schlechter als der Vorgänger, hab's aber nur überflogen. |
Mann 50 Wampe Postings: 3726 Registriert seit 28.08.2019 |
2020-02-27 18:30:51 Uhr
Hörenswert 8/10 |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27366 Registriert seit 08.01.2012 |
2020-02-17 21:01:18 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Nick Cave & The Bad Seeds; Tom Waits; Wovenhand; 16 Horsepower; Swans; Godspeed You! Black Emperor; A Silver Mt. Zion; Madrugada; Sivert Høyem; Leonard Cohen; Einstürzende Neubauten; Vic Chesnutt; Efrim Manuel Menuck; Grouper; Sunn O))); Esmerine; Set Fire To Flames; Chelsea Wolfe; Anna von Hausswolff; Marissa Nadler; Neurosis; Steve von Till; Scott Kelly; Earth; The Pax Cecilia; A Whisper In The Noise
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