Sepultura - Quadra

Nuclear Blast / Warner
VÖ: 07.02.2020
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Im Zeichen der Vier
Es hat schon irgendwie etwas Rituelles. 24 Jahre ist es jetzt her, seit Max Cavalera nicht unbedingt in völligem Frieden Sepultura verließ. Der Grund damals, und auch dies gehört mittlerweile zur Metal-Folklore: Des Sängers Gattin Gloria, bereits damals seine Managerin, erfreute sich nicht gerade allergrößter Beliebtheit beim Rest der Band. Nun ist es allerdings so, dass Madame Cavalera sich nach wie vor oft und gerne zu Wort meldet, wenn es um die brasilianischen Thrash-Metaller geht. So auch eine knappe Woche vor Veröffentlichung von "Quadra", dem 15. Album insgesamt und dem neunten mit Cavaleras Nachfolger Derrick Green, als ebenjener Green die vermutlich irgendwann maximal nervtötende Frage nach eine Reunion mit dem lapidaren Satz beantwortete, man habe andere Themen, mit denen man sich beschäftige. Was Mrs. C. wiederum via Facebook zu einem kernigen "Fuck you!" hinreißen ließ. Was für eine prachtvolle Schlagzeile.
Nun ist es allerdings auch Fakt, dass Sepultura diesen formvollendeten Streisand-Effekt eigentlich überhaupt nicht nötig haben. Denn die letzte Platte "Machine messiah" geriet 2017 äußerst respektabel, während der gute Max mit seiner Band Soulfly schon seit geraumer Zeit nicht eben Meilensteine der Musikgeschichte produzierte. Viel wichtiger als dieses Ballyhoo ist allerdings, dass auch "Quadra" mit einem wuchtigen Beginn zu überzeugen weiß. Schon der Opener "Isolation" lässt nach pompösem Intro zünftig die Knochen krachen und hämmert dem Hörer lupenreinen, brutalsten Thrash in die Visage. Doch das ist im Grunde nur das Aufwärmprogramm zu "Means to an end", einer der großartigsten Abrissbirnen, die die Brasilianer seit langem geschrieben haben. Ein irres Riff aus der Feder von Gitarrist Andreas Kisser wird durch das wahnwitzige Schlagzeugspiel von Eloy Casagrande förmlich gejagt, und wenn man sich die irren Schreie des Frontmanns in Verbindung mit seiner Statur vorstellt – immerhin ist Green knapp zwei Meter groß – kann einem schon angst und bange werden.
Fast also müsste man etwas traurig sein, wenn mit "Capital enslavement" diese Kompromisslosigkeit einer etwas groovigeren, aber dadurch keinesfalls schlechteren Ausrichtung weicht. Denn die vermeintlichen Stilbrüche haben Methode – analog zu den vier Seiten einer Doppel-LP will die Band hier ihre verschiedenen Facetten ausleben. Das kann ganz fürchterlich ins Auge gehen, wenn die stilistischen Übergänge zu abrupt wirken. Dafür, dass dem nicht so ist, sorgt die ordnende Hand von Produzent Jens Bogren, der – aber das nur am Rande – offensichtlich derzeit in die gefühlte Hälfte aller Neuerscheinungen involviert ist. Denn der Schwede kitzelt eine Leistung aus Sepultura heraus, die in dieser Form lange nicht selbstverständlich war. Und endlich findet die amerikanisch-brasilianische Band den Mut, solch bockstarke Refrains wie den zu "Raging void" einzubauen und in all dem Getrümmer sogar so etwas wie Harmonien hervorblitzen zu lassen.
Diese Harmonien werden bei "Guardians of Earth" nicht nur noch überzeugender, sondern schlicht großartig. Wuchtige Chöre wechseln mit filigranen Akustikpassagen wechseln mit einer Musikalität, wie sie nur selten auf einer Sepultura-Platte zu hören war. Was ist denn bitte zum Beispiel in Gitarrist Andreas Kisser gefahren, der auch beim folgenden "The pentagram" geradezu frickelig-virtuos agiert? So muss man lange suchen, um an einen Punkt zu kommen, an dem die Band die Experimentierfreude etwas übertreibt. Genau genommen bis zum Schluss der Platte in Form des sperrig betitelten "Fear - pain - chaos -suffering", das plötzlich nicht mehr gekonnt, sondern zerfahren wirkt. Ansonsten aber gelingt Sepultura ein erstaunlicher Spagat. Zum Einen referenzieren die vier Abschnitte ganz eindeutig auf diverse Bandphasen, zum anderen empanzipieren sich die Südamerikaner genau damit von ihrer eigenen Vergangenheit. Doch selbst ohne diese ganze Symbolik ist "Quadra" eine echte Überraschung – ein Album, das so dermaßen stark nicht unbedingt zu erwarten war. Da kann Gloria Cavalera zetern, wie sie will.
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Highlights
- Isolation
- Means to an end
- Guardians of Earth
Tracklist
- Isolation
- Means to an end
- Last time
- Capital enslavement
- Ali
- Raging void
- Guardians of Earth
- The pentagram
- Autem
- Quadra
- Agony of defeat
- Fear - pain - chaos -suffering
Gesamtspielzeit: 51:20 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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hideout Postings: 1123 Registriert seit 07.06.2019 |
2020-04-09 21:19:22 Uhr
und lasse Roots weg. Letztere war mir immer zu monotoIst doch ziemlich abwechslungsreiche Weltmusik. :) (Ratamahatta, Lookaway) |
Marküs Postings: 741 Registriert seit 08.02.2018 |
2020-02-24 18:32:18 Uhr
Beneath gehört zu den großen Alben unbedingt dazu |
fakeboy Postings: 607 Registriert seit 21.08.2019 |
2020-02-24 15:32:25 Uhr
Ich nehme Beneath The Remains dazu und lasse Roots weg. Letztere war mir immer zu monoton. |
fuzzmyass Postings: 3925 Registriert seit 21.08.2019 |
2020-02-24 15:24:34 Uhr
DEN Höhepunkt gab es IMO gar nicht... die komplette Phase/Sequenz aus Arise - Chaos AD - Roots war einfach überragend. |
Marküs Postings: 741 Registriert seit 08.02.2018 |
2020-02-24 15:06:08 Uhr
Der Höhepunkt der alten Sepultura war Arise |
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Referenzen
Soulfly; Cavalera Conspiracy; Slayer; Lamb Of God; Kreator; Arch Enemy; Pantera; Testament; Anthrax; Sodom; Exodus; Machine Head; Megadeth; Krisiun; Nailbomb; Destruction; Sarcófago; Ratos De Porão; Possessed; Demolition Hammer; Exhorder; Dark Angel; Suicidal Angels; Evile; Sadus; Obituary; De La Tierra; Slipknot; Raging Speedhorn; Hatebreed; Heaven Shall Burn; Baroness; Nailbomb; Fear Factory; Killswitch Engage; Annihilator; Gojira; Trivium; Corrosion Of Conformity; Coroner; Anacrusis; Ektomorf; Flotsam And Jetsam; Metallica; Death Angel
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