Lanterns On The Lake - Spook the herd
Bella Union / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 21.02.2020
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Die sichere Bank
Müsste jemand in nächster Zeit das Wort "zuverlässig" erklären, er sollte es am Beispiel Lanterns On The Lake veranschaulichen. Schließlich hat die Band aus Newcastle in den letzten neun Jahren drei Alben abgeliefert, die geradezu als Muster an Konstanz dienen. Ohne Langeweile aufkommen zu lassen. Weil nach dem Debüt jeder Release mit diversen Umbesetzungen verbunden war, einerseits. Vor allem aber, weil der hauseigene Stil stets verändert, weiterentwickelt und auf dem voluminösen "Beings" zu seiner vorläufigen Perfektion gebracht wurde. Weiter, immer weiter wäre in der Folge die sichere Losung. Auf die das Quintett mal wieder offensichtlich keine sonderlich große Lust gehabt hat.
Das beginnt bei den Randnotizen: "Spook the herd" kommt endlich wieder ohne jedes Knirschen im Bandgebälk daher, dafür aber mit einer im Vergleich zum bisherigen Schaffen geradezu politischen Ausrichtung. Die sich schon im Albumtitel Bahn bricht, der das mittlerweile so gerne heraufbeschworene Klima der Angst bissig kommentiert. Vor allem aber kommt das vierte Album der Band mit ein paar merklichen und durchaus mutigen Verschiebungen im Sound daher. So wirken die neuen Stücke organischer und merklich weniger opulent ausstaffiert als noch zuletzt. Überdies lässt "Spook the herd" seine Songs an der deutlich längeren Leine, manche dürfen gar ein bisschen im Dreck spielen. "Blue screen beams" führt dabei exemplarisch vor, dass ein kleines bisschen Dynamik im Sound nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht ist. Da geraten die ruhigen Parts tatsächlich leise, während es immer dann, wenn sich das Stück aufschaukelt, auch wirklich staubt. Mitsamt gar nicht so hübsch tönenden Gitarren und scheppernden Drums.
Auch das zügig auf den Punkt gebrachte "Baddies" und das behutsam aufgebaute "Before they excavate" beherrschen dieses Spiel ganz hervorragend. Letzteres erlaubt sich dann und wann kurze Pausen, in denen das Stück einfach zu verschwinden droht, bevor die Band nochmals ahnen lässt, wie weit die Intensitätsschraube noch gedreht werden könnte. Dabei muss es nicht immer laut werden: Hier gelingt vielmehr das Kunststück, eben jene Intensität zum Finale mit minimalen Mitteln zu erzeugen. Nicht zuletzt, weil trotz allem die Sache mit dem Schönklang nach wie vor die Paradedisziplin dieser Band ist. Man höre nur das elegische "Secrets & medicine", das um Hazel Wildes eindringlichen Vortrag kaum Instrumentierung braucht, um seine Hörer nachhaltig an sich zu fesseln. Oder das wohltemperierte "Every atom", wo man nicht wirklich verwundert wäre, würde plötzlich Matt Berninger den Gesangspart übernehmen.
Und ganz am Ende nehmen sich Lanterns On The Lake eine schüchterne Akustikgitarre, um mit "A fitting end" ein wahrhaft passendes Ende zu formen. Das beginnt wunderschön und anschmiegsam, wird zwischendurch von einigen dieser wohlig vertrauten Gitarrenfeedbacks umgarnt, die nebenher daran erinnern, dass der Fünfer noch immer weiß, wie sich Postrock schreibt, bekommt irgendwann ein im Hintergrund hallendes Schlagzeug zur Seite gestellt und darf so alles auf den Punkt bringen, was diese von der Indie-Schattenmacht noch immer sträflich unterbewerte Band so besonders macht. "Spook the heard" ist gleichsam schön, bedrohlich, interessant, clever und vor allem richtig gut. Schon wieder.
Highlights
- Every atom
- Blue screen beams
- This is not a drill
- A fitting end
Tracklist
- When it all comes true
- Baddies
- Every atom
- Blue screen beams
- Before they excavate
- Swimming lessons
- Secrets & medicine
- This is not a drill
- A fitting end
Gesamtspielzeit: 40:01 min.
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vincent92 Postings: 126 Registriert seit 22.11.2016 |
2020-02-22 07:22:44 Uhr
Ganz tolles Album. Vielleicht ihr bestes bis jetzt :-) |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27355 Registriert seit 08.01.2012 |
2020-02-10 20:50:23 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Daughter; London Grammar; Say Lou Lou; Groenland; Aereogramme; The Unwinding Hours; The Joy Formidable; Sun Kil Moon; I Break Horses; Explosions In The Sky; Sigur Rós; Jónsi; Sophia; The Decemberists; Noah And The Whale; Laura Marling; Arcade Fire; Solander; Red House Painters; Death Cab For Cutie; Jenny Hval; I Am Kloot; Eagle*Seagull; Great Lake Swimmers; Midlake; The Unthanks; Get Well Soon; Arab Strap; Gravenhurst; Iron & Wine; Okkervil River; The Magnetic Fields; The Postal Service; Tiger Lou; Kings Of Convenience; The Whitest Boy Alive; American Music Club
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