The Lost Patrol - Songs about running away
Burning Heart / SPV
VÖ: 30.06.2003
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Dauerläufer
Dennis Lyxzén war seiner Zeit schon immer ein paar Schritte voraus. 1998 zum Beispiel, als er mit Refused den Punk renovierte. Oder zwei Jahre später, als The (International) Noise Conspiracy das große 60s-Rock-Revival vorwegnahmen. Dennis Lyxzén war aber auch schon immer ein ziemlich unberechenbarer Zeitgenosse. Nicht nur, daß es mit Refused gerade dann zu Ende ging, als es doch eigentlich am schönsten war. Ausgerechnet jetzt, wo die Noise Conspiracy gerüchteweise auch schon wieder in den letzten Zügen liegt, gräbt Lyxzén ein wirklich altes Baby aus. Und das macht wieder völlig andere Geräusche als seine Geschwister. The Lost Patrol. Der Herr braucht die Abwechslung. New toys.
Das hier dürfte all jene verblüffen, die bisher dachten, Dennis Lyxzén würde das Bett höchstens mit dem Parteibuch teilen. "Songs about running away" prügelt nicht auf den Kapitalismus ein und teilt auch keine plakativen Parolen aus. Stattdessen geht es diesmal ausschließlich um Lyxzén selbst. Und dem ist zu allem Übel auch noch die Frau weggelaufen. "No manifestos / No explanations." Kann man dem so was überhaupt abkaufen? Was für eine Frage. "Talk about honesty / This is as honest as I'll ever be."
Die nächste Überraschung: Bei aller Trauerarbeit ist "Songs about running away" doch ein ziemlich beschwingtes Album geworden. Eine entspannte Klarinette bahnt sich den Weg durch "No new manifesto", im anschließenden "Out of date" klimpern gar das Klavier und ein paar leichtfüßige Flöten mit. So zurückgelehnt kann man wohl nur zur Tat schreiten, wenn man um die Rückendeckung ein paar wirklich guter Kumpels weiß. Einer der vielen Helfer hier ist übrigens Lisa Miskovsky. Und wenn die einen so herzerfrischend zum Boogie auffordert, wie es in "Alright" geschieht, dann sollte man die Verflossene doch wenigstens für den Moment vergessen können.
Aber dann sind da ja auch wieder die endlosen, durchwachten Nächte, in denen man mit seinem Schmerz allein gelassen wird. "When the night is over / What's going to take the place / Of this hole inside me?" heißt es einmal kurz vor der Auflösung. Die Akustische macht eine Familienpackung Seelenpflaster auf, das Piano bemüht sich um eifriges Schulterklopfen, aber wirklich helfen kann sich Lyxzén ja doch nur selbst. "I know a song won't help / But it's all that I've got" singt er und holt mit der Rolling Stones-Ballade "Desperate attempts" zum letzten großen Wurf aus. Es wird noch dauern, bis diese Wunden verheilt sind. Und alles, was wir tun können, ist Lyxzén ein schönes Plätzchen im Songwriter-Himmel zu reservieren.
Highlights
- No new manifesto
- Out of date
- Going going gone
- Desperate attempts
Tracklist
- No new manifesto
- Out of date
- The way things are
- Alright
- Left and leaving blues
- Restating the obvious
- Going going gone
- The last goodbye
- Something missing
- 200 reasons why
- Same heart that will tear me apart
- Desperate attempts
Gesamtspielzeit: 50:23 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Earl Grey Postings: 524 Registriert seit 14.06.2013 |
2020-01-03 21:05:02 Uhr
Musikalisch auch für mich grandios. diese Flöten... |
Hoschi Postings: 1850 Registriert seit 16.01.2017 |
2020-01-01 13:43:06 Uhr
@FelixGenau das ich ich mir vergangene Woche auch gedacht. Hab das Album damals rauf und runter gehört, trotz funktionierender Beziehung ;) Vor kurzem wieder auf dem Plattenteller gehabt und außer 200 reasons why und something missing blieb irgendwie nichts mehr hängen. Gerade gesanglich ist das, in Verbindung mit den schon ziemlich arg platten Texten, zum Teil schon arg an der Grenze. Musikalisch aber immer noch richtig, richtig gut ! |
Felix H Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 10001 Registriert seit 26.02.2016 |
2019-12-31 18:10:42 Uhr
Irgendwie ist das nicht so gut gealtert für mich. Die Texte, der Gesang... hm. Ich fand das früher besser, hatte es ewig nicht gehört. Lyxzén passt deutlich besser in ne laute Umgebung, er ist kein toller Sänger. |
Earl Grey Postings: 524 Registriert seit 14.06.2013 |
2016-10-29 00:52:29 Uhr
Jedes Jahr wieder höre ich diese Album und staune wie gut dieses Album ist. |
Lyxen |
2009-02-25 14:47:48 Uhr
Ich habe nur die alienated. Von der Selftitled weiß ich nichts. |
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Referenzen
Ryan Adams; Whiskeytown; Neil Halstead; Mojave 3; Christian Kjellvander; Kristofer Åström & Hidden Truck; Elliott Smith; Nick Drake; Gram Parsons; Sparklehorse; Grant Lee Buffalo; American Music Club; Lambchop; Isolation Years; Pete Yorn; Paul Westerberg; Tom Cochrane; Tom Petty; Pete Droge; Neal Casal; Vic Chesnutt; The Jayhawks; Nadine; Kings Of Convenience; I Am Kloot; Turin Brakes; Tom McRae; M. Hederos & M. Hellberg
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