Hello Emerson - How to cook everthing

K&F / Broken Silence
VÖ: 24.01.2020
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Gault-Millau
Der Blick in die Punkrock-Ecke sorgt für hochgezogene Augenbrauen: Haben Hello Emerson ihr mittlerweile zweites Album in Anlehnung an Propagandhis "How to clean everything" etwa "How to cook everything" genannt? Nun, nein. Das gleichnamige Kochbuch soll als Vorbild für den Titel hergehalten haben. Gekocht wird allerdings nicht im eigentlichen Sinne. Was das Trio aus Ohio – das so ganz nebenher eine ganze Litanei an früheren, teilzeitarbeitenden oder nur live mitwerkelnden Mitgliedern aufzählt – nicht minder sympathisch macht. Punkrock gibt es übrigens auch nicht wirklich geboten. Nicht wirklich, weil der hier verfolgte Indie-Folk-Ansatz sich, hätte er ein paar verzerrte Gitarren parat, problemlos irgendwo in der Punkrock-Ecke einsortieren könnte.
Weil dem aber nicht so ist, präsentieren Hello Emerson auf ihrem Zweitling in zehn Songs eine quietschvergnügte Rasselbande aus in sich ruhenden Akustikgitarren, mal erhabenen, mal besoffenen Bläsern, Slidegitarren und all dem Klimbim, das nun mal zu so einer ausgewachsenen Singer-Songwriter-Platte dazugehört. Das Gute daran: All das passiert fernab der Routine. Die Wege in die Lagerfeuerlangeweile – und die sind ja bekanntlich zahlreich – werden allesamt gekonnt umschifft. Weil wirklich jedes der Stücke sich in einen Mantel aus wohltuender Unaufgeregtheit hüllt und Bandkopf Sam Bodary, der eine solche Bezeichnung vermutlich ablehnen würde, seine Songs so unaffektiert wie irgendwie möglich gestaltet. Das bedeutet zwar, dass die vierzig Minuten im ersten Moment nur so vorbeihuschen, bringt aber zum Glück das Verlangen mit sich, das Ganze noch mal genauer wissen zu wollen.
Zum Glück, weil sich die Klasse von "How to cook everything" erst nach und nach herausschält. Bevor an dieser Stelle Missverständnisse auftreten: Sperrig ist das wie schon auf dem stimmungsvollen Debüt "Above the floorboards" alles nicht. Von der anmutigen Schönheit, mit der der Opener "The last dinner" sanft ins Album geleitet bis zu den letzten Tönen des getragenen, mit zahlreichen Streichern, Chören und ausladendem Finale verzierten Schlusstracks "Seat 16B" schmiegt sich hier Melodie an Melodie, kennt kein Song Berührungsängste mit seinen Hörern. Weil Bodary & Co. aber den einen oder anderen Haken schlagen und so ziemlich jedes Arrangement mit einer großen Portion Cleverness ausgestattet ist, besteht keine Gefahr der allzu schnellen Übersättigung.
Da grüßt nämlich das großartige "Edges and corners" in traumwandlerischer Sicherheit in Richtung The Mountain Goats, während zwei Songs später "We lost" völlig überdreht in den Raum platzt und mal eben alle mit Nachdruck zum Tanz auffordert. Natürlich ohne in irgendeiner Form deplaziert zu wirken. Wichtig ist ohnehin nur, dass man mittanzt. Freiwillig und mit jeder Menge Bock. Ebenso gerne lässt man sich auf das nun wirklich wunderschöne "Am I the Midwest" ein. Und auf Bodarys Stream-Of-Consciousness zwischen Jugenderinnerungen und Alltagsgeschichten. Wenn "Seat 16B" zum Schluss jegliche verfügbare Dramatik aufbietet, ist die Messe längst gelesen, hat man sich längst von "How to cook everything" überzeugen lassen. Hier schmeckt's einfach!
Highlights
- Edges and corners
- We lost
- Am I the Midwest
- Seat 16B
Tracklist
- The last dinner
- Edges and corners
- Dancing in the kitchen
- We lost
- Sourdough ball
- Am I the Midwest
- Another war
- Kyle Kerley
- May 2018
- Seat 16B
Gesamtspielzeit: 39:43 min.
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