Serafin - No push collide

Taste / Columbia / Sony
VÖ: 04.08.2003
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Engelszungen
Hattet nicht auch Ihr in den letzten Monaten übel Lust, Eure kleine Schwester an einer einsamen Landstraße auszusetzen? Jede britische Band, die in Deutschland Fuß zu fassen begann, himmelte sie an. Und da die Abgrenzung von jüngeren Geschwistern für die Akzeptanz im eigenen Freundeskreis wichtiger ist als Führerschein und ein eigenes Auto, mußtet Ihr diese Bands hassen, obwohl Ihr sie eigentlich ja mochtet. Den Spaß an Coldplay und Travis verdarb Euch dieses kleine Biest immerhin erst mit der zweiten Platte, auf Starsailor stürzte sie sich bereits beim Debüt, und wer sind eigentlich Vega 4?
Doch es gibt gute Nachrichten: Zu unser aller Erleichterung haben junge girlophoben Bands aus Großbritannien wieder richtigen Rock in ihr Repertoire aufgenommen und den singenden Walther von der Vogelweide verbannt. Eure Schwester wird sich die Ohren zuhalten. "No push collide", das Debütalbum von Serafin, ist ein Beleg für die Wende, was vielleicht auch auf die Tatsache zurückzuführen sein mag, daß zwei Bandmitglieder aus Neuseeland stammen, dem Heimatland der Datsuns und Shihad.
Fest steht: Wenn das Quartett um Sänger Ben Fox Smith eines vermag, dann so laut zu rocken, daß Eurer kleinen Schwester die DSDS-Sammelkarten aus der Hand fallen. Bereits der Opener "Stephen's in the sky" profiliert sich als massiver Felsbrocken in der tristen Musiklandschaft, während "No happy" erst gen Ende in einen Wutausbruch mündet. In der Tat scheint Wut Triebfeder vieler Songs zu sein, zumindest aber eine Menge aufgestauter Energie. "Numerical" kommt als trockener Schrammel-Song daher, ohne nach Stoner-Rock zu klingen, "Lethargy" entwickelt sich zum lautesten Stück auf "No push collide". Nur verliert gegen Mitte der Platte diese Grundidee etwas an Reiz. "Build high, tear low" würde vorbeirauschen, wären da nicht folgende, in Kapitalismuskritik eingebettete Zeilen: "The trees are gone / We've all been bombed by dollars and pounds / It's a lovely place for a slaughterhouse and children's playground."
Auch an zwei Gitarrenballaden versuchen sich Serafin. Während "Peaches in spain" noch in dösiger Nettigkeit versumpft, berührt "Who could I be" durch zarte Melancholie. Fox verkündet bedeutungsvoll "You can't make me feel when I'm dead." Langeweile verbreiten die Songs nur, wenn sie sich allzu offensichtlich an amerikanischen Mainstream-Rockern bedienen. "Things fall apart", die erste Single, tischt eingängigsten College-Rock für Leute auf, die nicht davor zurückschrecken, Nickelback-Platten zu kaufen. Und "Day by day" vermag kaum zu verbergen, daß die Foo Fighters eine Quelle der Inspiration waren. Dennoch hält sich der Eindruck, daß Serafin mehr als ein durchschnittliches Rockalbum gelungen ist. Großbritannien schrammelt endlich wieder - und jetzt hol Deine Schwester zurück. Von irgendwem mußt Du doch erfahren, ob Chris und Gwyneth sich schon das Ja-Wort gegeben haben.
Highlights
- Stephen's in the sky
- No happy
- Who could I be?
Tracklist
- Stephen's in the sky
- Day by day
- Things fall apart
- No happy
- Numerical
- Lethargy
- Ordinarily me
- Build high, tear low
- Sage waits
- Green disaster twice
- Peaches from spain
- Who could I be?
Gesamtspielzeit: 42:37 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Jaggy Snake Postings: 913 Registriert seit 14.06.2013 |
2020-12-10 18:30:18 Uhr
Erinnert sich noch jemand an diese Band? Heute wieder durch Zufall wieder drauf gestoßen. Was war das bitte für ein tolles Album? |
Cabeza |
2009-10-29 22:31:44 Uhr
Go and get no happy!leider war der Nachfolger ein lächerlich schlecht produzierter Rohrkreppierer und so wird diese Perle für die meisten immer unentdeckt auf dem Meeresgrund bleiben |
reinvan |
2009-10-29 21:58:16 Uhr
Kürzlich wieder gehört. Und wie großartig das Album immer noch klingt! Wohl eine der schönsten, untergangenen Perlen dieses Jahrzehnts. |
Lyxen |
2007-01-30 08:13:37 Uhr
Ich hoffe, dass da dieses Jahr was kommt, das Debut war sehr gut, danach ist für die Band ja einiges schief gelaufen, wofür sie nicht verantwortlich waren, sondern die englische Presse und die Plattenfirma.Man, No Push Collide ist schon 4 Jahre her. Ich freue mich auf den Nachfolger. |
Strombuli |
2007-01-30 02:00:54 Uhr
hier: http://www.myspace.com/bandserafinmit I love the news und keypourdiem die beiden besten songs der Akustikplatten auf das neue Album zu nehme, ist natürlich schon mal klasse. scheinen noch recht unausgegoren, aber gefällt |
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Referenzen
Sincere; 3 Colours Red; My Vitriol; Shihad; Foo Fighters; Blackmail; Scumbucket; Nirvana; The Vines; Hundred Reasons; Hell Is For Heroes; Rival Schools; American Hi-Fi; Superdrag; Wilt; Muse; Seafood; Feeder; Idlewild; Six.By Seven; Placebo; The Smashing Pumpkins; Sebadoh; Hüsker Dü
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