Mura Masa - R.Y.C
Polydor / Universal
VÖ: 17.01.2020
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Sprachrohr, Frosch im Hals
Gar nicht so einfach, die Stimme einer Generation zu sein. Der Brite Alex Crossan hat eigentlich nichts anderes gemacht, als seine Musik kontinuierlich mit der Welt zu teilen, zunächst über Soundcloud. Mit der Unterstützung einiger namenhafter Rap- und Pop-Artists gelang ihm dann mit dem selbstbetitelten Debüt-Album ein starkes Statement. Das klang nach Spaß, war eingängig und doch mit genau der edgy Note versehen, dass man genauer hinhörte. Die Rolle als Sprachrohr der Jugend scheint Crossan jedenfalls angenommen zu haben, steht doch die Abkürzung "R.Y.C" für "raw youth collage". Und auch mit dem zweiten Song des Albums "No hope generation" wird ein Wasserstand der Befindlichkeiten junger Menschen wiedergegeben. "R.Y.C" will also ganz klar ein Statement sein und für einen solch staatstragenden Auftritt braucht es auch eine gepfefferte Feature-Liste. Kein Problem für den vernetzten Crossan, es standen letztendlich solch illustre Künstler wie Clairo, Tirzah oder Slowthai parat. Da kann ja eigentlich gar nichts schief gehen ...
... außer für den leider eingetretenen Fall, dass das Songmaterial nicht immer richtig was hergibt. Das angesprochene "No hope generation" ist so klischeehaft ein betont jugendlicher Song, dass es fast wie Satire wirkt. So etwas stellt sich vielleicht AKK als hippe Musik vor, aber bitte: Der Aufbau mit den ratternden Drums, dem lockeren Beat und der Akustikgitarren-Grundierung ist schon sehr angestaubt und irgendwie so gar nicht hip. Dazu dann textlich Pseudo-Aufrührerisches wie "Give me a bottle and a gun / And I'll show you how it's done", na ja. Auch die Spoken-Word-Kleinigkeit "A meeting at an oak-tree" erzählt eine derart konservative Love-Story inklusive Herauf-Klettern zum Zimmer der Angebeteten, dass man auch hier fast schon ein satirisches System dahinter vermuten will. Und was ist mit den Gastauftritten? Die haben einiges für sich, Clairos Beitrag zu "I don't think I can do this again" punktet sicher mit dem netten Gesangsvortrag zwischen Schlummer und Schlagfertigkeit, weist aber ebenfalls ein eher reaktionäres Songwriting auf. "Today" mit Tirzah hängt hingegen schön verträumt in der Hängematte, von wegen: "Kraul mir mal den Rücken, dann stimme ich vielleicht auch die Gitarre." Doch auch hier: eine schöne Hook, weich und flirrend, doch das Setting ist wieder sehr straight und bieder.
Am besten funktioniert Mura Masas Zweitling genau dann, wenn Crossan scheinbar halb desinteressiert nur so ein bisschen mit seinen Ideen spielt. Das eröffnende "Raw youth collage" singsangt nur ein wenig über stoisch runtergeschraddelte Gitarren-Akkorde, baut aber durch den Gesangsrhythmus eine schwebende Spannung auf. Der große Knaller der Platte ist dann "Deal wiv it" gemeinsam mit Slowthai. Endlich mal etwas wirklich locker aus der Hüfte Geschossenes. Mit hohem Tempo und albernem Swag wuseln sich Crossan und sein Gast mit jeder Menge Spaß durch crowdy Großstadtstraßen. Das hat Biss, Coolness und ein wenig "Who cares?". Mit diesem Geist ein ganzes Album – es hätte etwas ganz Großes.
Highlights
- Raw youth collage
- Deal wiv it (with Slowthai)
Tracklist
- Raw youth collage
- No hope generation
- I don' think I can do this again (with Clairo)
- A meeting at an oak tree (with Ned Green)
- Deal wiv it (with Slowthai)
- Vicarious living anthem
- In my mind
- Today (with Tirzah)
- Live like we're dancing (with Georgia)
- Teenage headache dreams (with Ellie Rowsell)
- (Nocturne for strings and a conversation)
Gesamtspielzeit: 37:52 min.
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MM13 Postings: 2443 Registriert seit 13.06.2013 |
2020-01-28 19:14:52 Uhr
bin mit der bewertung nicht einverstanden,minimum 2punkte zu wenig.ich kannte mura masa gar nicht,habs mir angehört und war begeistert,denke sogar das kommt mit in meine 2020 best ofs,und das jahr ist noch lang. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27676 Registriert seit 08.01.2012 |
2020-01-27 20:46:41 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
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