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Hamerkop - Remote

Hamerkop- Remote

Drag City / Indigo
VÖ: 07.02.2020

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Neulich im Strandhaus

Ein Duo – eine Frau und ein Mann – aus Baltimore, das sich dem Dream-Pop verewigt hat? Beach House! Ganz klar. Lieblingsband und the greatest thing since sliced bread, wie man in den USA so schön sagt. Um die geht es hier aber gar nicht? Komisch, aber tatsächlich: Nein. Hamerkop sind nämlich ebenso ein aus Frau und Mann bestehendes Dream-Pop-Duo, das zumindest in Baltimore ansässig ist. Annabel Alpers aus Neuseeland, ehemals bekannt unter ihrem Projektnamen Bachelorette, und Adam Cooke erinnern jedoch durchaus musikalisch an Victoria Legrand und Alex Scally, und wie es der Zufall manchmal eben so will: Mit denen hat Cooke in der Vergangenheit sogar schon zusammengearbeitet, wie unter anderem auch mit Future Islands und Wye Oak. Bloße Kopie also? Mitnichten.

Dabei wirken die zehn Stücke, die sich auf dem Hamerkop-Debütalbum "Remote" tummeln, durchaus vertraut. Macht nix: Dieses Strandhäuschen ist groß genug für zwei, beziehungsweise natürlich vier, und Hamerkop schweben zudem auf ihrer ganz eigenen Wolke zwischen Himmel und Hölle. Die erste Single "We can wing", eine kleine synthiegetränkte Krautrock-Perle, startet mit ein bisschen Fuzz und ganz viel Euphorie durch die von Hamerkop erdachte Fantasiewelt. Die Welt steht Kopf, da machen dann auch ein paar Umdrehungen nichts, zum Ende wirds dann fast ein bisschen noise-poppig, bis man vor lauter Loops eh nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Etwas düsterer, aber mit einem genauso guten Händchen für verführerische Pop-Melodien, flirtet sich "The splendour that was Rome" in den Gehörgang, umschmeichelt es sanft den Nacken, packt es mit beiden Händen an die Hüften, um schließlich extraschmusig in die Beine zu wandern. Wer muss schon am Strand laufen, wenn man auch den Klammerblues tanzen kann?

Die große Stärke von Hamerkop und "Remote" ist ihr Entführungsgeschick: Die Welt, die sich vor dem inneren Auge auftut, während Song um Song vor sich hinträumen, ist interessant genug, um Ähnlichkeiten zu anderen Künstlern zumindest zu überdecken. Der Albtraum-Kinderzirkus von "Mourning bells" mit unheimlichen Clowns, verreckten Pferden auf dem Karussell und eindringlichen, aber unheilschwangeren "La la la"-Gesängen nimmt den Hörer vollkommen für sich ein, während das sphärische "Deadwood" die große Freiheit sucht und sich wie ein Waldgeist zwischen den Bäumen bewegt, ohne auch nur ein einziges Mal den Boden zu berühren. Mit dem so fantastischen wie anfangs maximal reduzierten Finalsong "Patience" geht es dann doch wieder zurück ans Meer, im Hintergrund hört man ein leises Schiffshorn, Möwen kreisen am Himmel, die Sonne brennt auf den Boden runter. Erst in seiner zweiten Hälfte kommt der Regen, zunächst sachte, dann so heftig, wie ihn zuletzt wohl nur ein gewisser Noah erlebt haben dürfte. Die Füße versinken im nassen Sand, die Kleidung klebt am Körper, Gänsehaut breitet sich aus. Schnell zurück ins Strandhaus zum Umziehen und Aufwärmen.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • We can wing
  • Deadwood
  • Patience

Tracklist

  1. Egg
  2. We can wing
  3. The splendour that was Rome
  4. Remote
  5. Deadwood
  6. Polisher
  7. Mourning bells
  8. T.I.N.Y.
  9. Lull
  10. Patience

Gesamtspielzeit: 39:40 min.

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Armin

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2020-01-27 20:44:48 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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