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Halsey - Manic

Halsey- Manic

Capitol / Universal
VÖ: 17.01.2020

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

My name is

Es klaffen große Lücken im künstlerischen Selbstentwurf von Ashley Frangipane. Zum einen ist die als Halsey bekannte Sängerin womöglich der offenste Popstar ihrer Generation – ungefiltert teilt sie private Details und Meinungen auf verschiedenen Kanälen, macht dabei auch keinen Hehl aus ihrer Bipolarität. Demgegenüber stehen ihr Chamäleon-artiger Look, das Versteckspiel hinter großem Konzept-Theater auf "Badlands" und "Hopeless fountain kingdom" sowie ihre Musik an sich, die in Ermangelung eines klaren eigenen Stils zuweilen Richtung Playlist-freundliche Austauschbarkeit driftet. "Manic" versucht, aus dem Kontrast ein Komplement zu machen. Früh wird Kate Winslets Heldin aus "Eternal sunshine of the spotless mind" gesamplet, wie sie sich selbst als Charakter hinterfragt: "Too many guys think I'm a concept / I'm just a fucked up girl who's lookin' for my own peace of mind." Damit pointiert sie das Programm der Platte: die überstilisiert anmutende Tumblr-Ästhetik nicht aufzugeben, sondern sie mit der eigenen Identität zu rechtfertigen.

Halsey fühlt sich zerrissen zwischen der Rolle als Sprachrohr und ihrer ganz eigenen Menschlichkeit, was sie im vielsagend betitelten Opener "Ashley" behandelt: "I don't wanna be somebody in America just fighting the hysteria / I only wanna die some days." Musikalisch hinterlässt der Track weniger Eindruck als textlich, was sich mit "Clementine" ändert, benannt nach jener zuvor zitierten Filmfigur: Behutsame Piano-Zirkel formen sich mit einem tänzelnden Selbst-Duett zu einem von Halseys besten Songs. "Manic" springt wild zwischen den Genres umher, hilft damit kaum bei der Etablierung eines Trademark-Sounds, bietet aber die perfekte Trägerfläche für die ebenfalls freien Reflexionen. "Forever… (is a long time)" kollabiert in einen wunderschönen Mittelteil aus Klavier und Streichern, um sich mit unheimlich verzerrten Vocals wieder aufzubauen. "Finally // Beautiful stranger" schwebt in einer psychedelischen Country-Wolke, während "3am" dem energetischen Nuller-Pop-Rock frönt, der den meisten anderen mittlerweile zu peinlich ist.

Das einzige grundlegende Problem des Albums ist seine Inkonsequenz. Zu oft lässt sich Halsey noch in Radio-Formeln hineindrücken, bei denen jeglicher Charakter verloren geht. In "Without me" greift sie ihren Ex G-Eazy direkt an, doch die gewaltige Charts-Performace des Tracks wird eher auf seinem bekömmlichen Trap-Sound statt auf Schaulust fußen. "You should be sad" gelingt der Spagat besser, denn der Track unterläuft seine eingängige Form mit kleinen Noise-Sägen und brilliert wieder in der unverblümten Spezifizität seiner Lyrics: "I'm so glad I never ever had a baby with you / 'Cause you can't love nothing unless there's something in it for you." Auf der anderen Seite fehlt es Songs wie "Graveyard" oder "Killing boys" ebenso an Biss wie "I HATE EVERYBODY", das seine Capslock-Wut nur in harmlosen Emo-R'n'B verpacken kann. Interessanterweise nähern sich genau die Stücke über Trennungsschmerz am meisten Mainstream-Konventionen an – als hätte der dahinterstehende Industrieapparat die universellsten Themen auch musikalisch so zugänglich wie möglich aufbereiten wollen.

Das ist deshalb so schade, weil Halsey selbst kaum Zugeständnisse ans kleinste gemeinsame Pop-Publikum macht. Wenn sie in "Still learning" über das Leben mit ständiger Security-Begleitung klagt, könnte sie nichts weniger als die fehlende Bezugsfähigkeit ihrer Hörerschaft jucken. "Manic" ist einzig ihre Show. Selbst die herrlich obskure Feature-Liste – Newcomer Dominic Fike, BTS-Rapper Suga und Alanis Morissette (!) – verbrät sie in skizzenhaften Interludes. Der intime Fokus führt im Schlussspurt zu zwei großen emotionalen Höhepunkten: "More", eine entwaffnend ehrliche Auseinandersetzung mit Fehlgeburt und der Sehnsucht nach Mutterschaft, sowie der Bewusstseinsstrom von "929". Halsey streift hier ihr ganzes bisheriges Leben, wünscht sich mehr Nähe zu ihrem Vater und sinniert über Fan-Begegnungen: "And I remember this girl with pink hair in Detroit / She said, 'Ashley, you gotta promise us that you won't die / 'Cause we need you', and honestly, I think that she lied." Es schnürt einem die Kehle zu. Auf textlicher Ebene bleibt die 25-jährige Frau aus New Jersey eine der charakterstärksten Figuren des aktuellen Pop-Zirkus, bloß musikalisch fehlen noch einige entscheidende Schritte zur ganz eigenen Identität. Wenn Ashley und Halsey weiterhin so gut zusammenarbeiten, sollte der Weg dafür geebnet sein.

(Marvin Tyczkowski)

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Highlights

  • Clementine
  • 3am
  • Finally // Beautiful stranger
  • More
  • 929

Tracklist

  1. Ashley
  2. Clementine
  3. Graveyard
  4. You should be sad
  5. Forever... (is a long time)
  6. Dominic's interlude (with Dominic Fike)
  7. I HATE EVERYBODY
  8. 3am
  9. Without me
  10. Finally // Beautiful stranger
  11. Alanis' interlude (with Alanis Morissette)
  12. Killing boys
  13. Suga's interlude (with Suga of BTS)
  14. More
  15. Still learning
  16. 929

Gesamtspielzeit: 47:36 min.

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Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2020-01-27 20:44:36 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2020-01-10 18:54:04 Uhr - Newsbeitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2019-12-06 18:58:48 Uhr - Newsbeitrag




HALSEY



Am Nachdem Halsey mit der Südkoreas Rekord-Popband BTS die Single "Boy With Luv" aufgenommen und die Charts gestürmt hat, folgt nun der sehnsüchtig erwartete zweite Streich: Halsey hat das Tracklisting ihres kommenden Albums "Manic" via Instagram veröffentlicht und so die neue Kollabo angekündigt. SUGA von BTS ist bei der Single "Suga's Interlude" dabei! Aber SUGA ist nicht der einzige Feature-Gast auf dem Album: Dominic Fike hat auch ein "Interlude" und die legendäre Alanis Morissette ist ebenfalls mit einer Collabo dabei.

Das neue Album "Manic" erscheint am 17. Januar 2020 und kann bereits vorbestellt werden. Was Halsey alles bei den Aufnahmen etc. erlebt, erzählt sie in ihrem Vlog "Road To Manic":

Road To Manic - Episode 1





Road To Manic - Episode 2





Road To Manic - Episode 3





Road To Manic - Episode 4









HIER IN DEN SONG „SUGA’S INTERLUDE“ REINHÖREN:









HALSEY live


09.02.2020 – Frankfurt a.M., Jahrhunderthalle


28.02.2020 – Berlin, Verti Music Hall


29.02.2020 – München, Zenith

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2019-10-09 19:01:12 Uhr - Newsbeitrag
Let your imagination run wild





Hier das offizielle Video zu „Graveyard“ anschauen:




Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2019-09-17 14:48:04 Uhr - Newsbeitrag




HALSEY „Manic“



Am Freitag veröffentlichte die wundervolle Halsey - Grammy-Award-Nominee und Multi-Platin-Künstlerin - ihre neue Single "Graveyard". Und jetzt ist es offiziell, dass am 17. Januar 2020 ihr neues Album „Manic“ veröffentlicht wird.

„Manic“ ist der Nachfolger des Chart-Bestsellers „Hopeless Fountain Kingdom”, das 2017 erschienen ist.







Hier das time-lapse Video zu „Graveyard“ anschauen:






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