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Clock Opera - Carousel

Clock Opera- Carousel

League Of Imaginary Nations / K7! / Indigo
VÖ: 07.02.2020

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Die Unvollendeten

Ambition und Wirklichkeit: Dass die Londoner Clock Opera zu denjenigen Acts gehören, die mit ihrer Popmusik Gefühl und Cleverness verbinden, dürfte einigen Menschen bekannt sein. Ihre Alben "Ways to forget" und "Venn" sorgten für dezentes Aufsehen. Zusätzlich war zwischendurch immer noch Zeit, Künstler wie Everything Everything, Blood Orange oder Metronomy zu remixen. Dies deutet schon an, was Guy Connelly, Che Albrighton und Nic Nell im Kern sind, nämlich Tüftler und Bastler, die an sich den Anspruch des perfekten Sounds stellen. Und auch auf ihrem neuen Album "Carousel" gibt es etliche Stücke, die mit einem ausgeklügelten Sounddesign aufwarten. Doch ein Teil der Wahrheit ist auch, dass nicht bei allen Aspekten des Albums der hohe Qualitätsanspruch erfüllt werden kann.

Denn nach einigen Durchläufen ergibt sich ein ambivalenter Eindruck. Unheimlich gefühlvoll und ausgefuchst kommen die Strophen der Songs daher, mit dezenten Verschiebungen und Variationen wird ein großes emotionales Spektrum abgedeckt. Bei den Refrains jedoch hakt es mitunter gewaltig. Entweder haben Clock Opera sich hier mit simplen Lösungen zufrieden gegeben oder ihnen ging Eingängigkeit über alles. Ein hoher Wiedererkennungswert ist ja per se auch nicht schlecht, wenn jedoch der Titelsong, welcher in der Strophe über das Ausdehnen des letzten gesungenen Tons deutlich macht, wie sich ein auslaufendes Herz anfühlt, im Refrain nur einige simple Tonfolgen wiederholt, bleibt ein unbefriedigender Nachgeschmack. Besser, weil stimmiger macht es der Opener: Das entschlossende "You gotta be somebody else" passt nämlich hervorragend zu dem stotternden Beat von Schlagzeuger Albrighton, ein irgendwie verwickelter Funk, der trotz beständigem Stop and Go viel Energie besitzt.

Anderseits dann "Run", welches in der Strophe wunderbar intuitiv, getragen von einem verletzlichen Falsett, dahin gleitet. Alles wundervoll so weit, das voluminöse Schlagzeug, die tänzelnden Klavierfiguren, doch dann kommt wieder so eine banale Konklusion, "This is our life / Our life / No more running away." Der ganze atmosphärische Aufwand verengt sich hier zu simplizistischen Brennpunkten, die dem liebevollen Setting nicht gerecht werden. Auch "Howling at the moon" besitzt eine Hook, die zwar flüssig und eingängig ist, der es aber merklich an Rafinesse mangelt. Wieder schade, dass der beseelte Gesang und die geschmackvollen Gitarren-Flitter ins Leere laufen.

Dabei soll nicht der Eindruck entstehen, "Carousel" sei ein schlechtes Album, es hat etliche tolle Momente, wie das vereinsamte "I surrender", der Klangraum fast leer geräumt, einige wenige Signaltöne geistern durch das Vakuum, und dazu dieser hauchzarte Gesang, welcher in das verzweifelte "What am I gonna do with you" mündet. Auch der Gedanke, mit "Snake oil" ein wenig Dancefloor-Futter beizusteuern, ist nicht falsch, doch auch hier klingt die Hook lasch und nach Alibi. Man ist mitunter hin und her gerissen, vieles ist nicht so ausformuliert, wie es sein müsste, auf der anderen Seite gibt es einen in Vollkommenheit strahlenden Abgesang wie "Last thing first", bei dem Clock Opera mit sanftem Druck am großen Gefühl rühren. Schade nun, dass diese Perfektion sich auf "Carousel" mit einer gewissen Schludrigkeit abwechselt.

(Martin Makolies)

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Highlights

  • Be somebody else
  • I surrender
  • Last thing first

Tracklist

  1. Be somebody else
  2. Carousel
  3. Run
  4. Imaginary nation
  5. Howling at the moon
  6. I surrender
  7. Algorhythm
  8. Snake oil
  9. Super blue blood moon
  10. Last thimg first

Gesamtspielzeit: 35:02 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 24572

Registriert seit 08.01.2012

2022-06-01 14:27:11 Uhr
Erwarte es in München auch nicht sehr voll. Schade um die schöne Band.

Klaus

Postings: 7354

Registriert seit 22.08.2019

2022-06-01 11:45:09 Uhr
Ja ebenso, heute als Werbeanzeige. Überlege morgen spontan hinzugehen. 16 € und ein winziger Club in einem Wohnhaus. Bisschen lässt sich da schon erahnen, warum man es sein lässt.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 24572

Registriert seit 08.01.2012

2022-06-01 11:39:25 Uhr
Ich auch eher beiläufig diese Woche - als ich zum Konzert am Freitag in München "Our final tour" gelesen habe.

Klaus

Postings: 7354

Registriert seit 22.08.2019

2022-06-01 11:20:18 Uhr
Mochte die eigentlich immer. Nun gelesen, dass sie sich auflösen. Schade.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 24572

Registriert seit 08.01.2012

2020-01-27 20:44:01 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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