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British Lion - The burning

British Lion- The burning

Parlophone / Warner
VÖ: 17.01.2020

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Schattensaite

Das musste wohl sein. Schon 2012 wurde Steve Harris (für Nicht-Metaller, Einsiedler und diejenigen, die die letzten Dekaden in einer fernen Galaxie verbracht haben: Wir reden hier vom uneingeschränkten Chef von Iron Maiden, einer hoffnungsvollen englischen Nachwuchsband) nicht müde zu betonen, bei seiner Platte "British lion" handele es sich mitnichten um eine Soloplatte, sondern vielmehr um die Veröffentlichung einer richtigen Band. Blöd nur, dass irgendjemand dann doch seinen Namen auf prominentester Stelle auf dem Cover platzierte. Blöd vor allem auch, weil Harris in der Vergangenheit nicht eben goutierte, als seine Untergebenen, ähm, Mitstreiter, auf Solopfaden wandern wollten. Der Streit mit Frontmann Bruce Dickinson zum Beispiel nebst anschließender Trennung ist in die Rock-Folklore eingegangen. Nein, British Lion seien halt nur ein paar Kumpels, denen der Bassist ein wenig unter die Arme greifen wollte, hieß es stattdessen. Der eigentliche Pferdefuß dabei – Fans und Kritiker schwankten angesichts der überschaubaren Qualität dieses Debüts zwischen mildtätiger Ignoranz und offenem Spott. Auch wenn sich der verhinderte Fußballprofi, der in den Siebzigern tatsächlich einen Vorvertrag bei West Ham United unterschrieben hatte, auf der entsprechenden Tour äußerst volksnah gab.

Wie dem auch sei, möglicherweise ist die Abwesenheit des Namenszugs auf dem Cover von "The burning" schon die aufsehenerregendste Neuerung im Sound der Band, die nun wirklich und offiziell British Lion heißen darf. Denn, und hiermit darf die größte Befürchtung direkt zerstreut werden, auch diese Platte ist im Großen und Ganzen mitnichten die Resterampe aus dem Maiden-Proberaum, auch wenn gewisse Ähnlichkeiten unvermeidbar bleiben. Doch dazu später mehr. Zuerst jedoch bietet "City of fallen angels" gefälligen Hardrock, der gut marschiert und zumindest einmal wohlwollendes Mitwippen provoziert. Und das soll auch im weiteren Verlauf so bleiben, denn die fast acht Jahre, die seit dem Debüt vergangen sind, haben der Band durchaus gut getan, die deutlich erfrischender rockt, deutlich eingespielter wirkt. Auch wenn Sänger Richard Taylor nun einmal bestenfalls ein Drittel des Stimmvolumens eines Bruce Dickinson hat – irgendwie will man beim Refrain von "Elysium" dann doch die legendäre Air Raid Siren hören – und Steve Harris sich leider nicht hat verkneifen konnten, die von seiner Hauptband so bekannten Bass-Triolen schön in den Vordergrund zu mischen.

Und doch wechseln sich Licht und Schatten auf "The burning" ab. Im Falle des Titeltracks sogar in einem einzigen Song. Denn was mit einem frech aus dem Maiden-Fundus geklauten Riff beginnt, über das das allfällige Dengdegedengdegedeng des Bassisten hoppelt, wandelt sich zu einem mitreißenden Rocker, den die Band am Ende doch noch souverän meistert. Zum Glück bleibt dies die einzige zu offenkundige Ähnlichkeit mit der britischen Metal-Legende – bei "Legend" drängeln sich im Refrain gleich ganz andere englische Megastars ins Kopfkino. Nur leider nicht Judas Priest oder Black Sabbath, sondern Coldplay mit ihren gefürchteten Ohoho-Chören.

Steve Harris ist bekanntermaßen ein über alle Maßen verdienter Musiker, vollkommen zu Recht eine Legende des Heavy Metal. Doch so bizarr es klingen mag, verhindert ausgerechnet sein Bass-Spiel die vollkommene Eigenständigkeit der Songs auf "The burning". Für sich genommen ist das alles gut bis toll, doch dann taucht irgendwo wieder so ein Basslauf auf, der so unfassbar typisch für Harris ist, und schon kommen die Erinnerungen wieder hoch. Erinnerungen an die Maiden-Platten "The X-factor" und "Virtual XI", die ebenfalls so schlecht nicht waren, doch darunter litten, dass der bedauernswerte Interims-Frontmann Blaze Bayley sich vergeblich auf Harmonien für Bruce Dickinson abmühte. Doch zum Glück schaffen es British Lion immer wieder, aus dieser Falle auszubrechen, so dass ein Song wie "Land of the perfect people" ganz unvoreingenommen genossen werden kann. Mag sein, dass die Vergleiche mit der Band, die letztlich Steve Harris' Lebenswerk ist, unfair sind. Doch wenn der Mann am Viersaiter noch mannschaftsdienlicher agieren könnte, dann könnte aus British Lion irgendwann mehr werden als "Der Bassist von Iron Maiden plus Begleitband".

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • City of fallen angels
  • Elysium
  • Land of the perfect people

Tracklist

  1. City of fallen angels
  2. The burning
  3. Father Lucifer
  4. Elysium
  5. Lightning
  6. Last chance
  7. Legend
  8. Spit fire
  9. Land of the perfect people
  10. Bible black
  11. Native son

Gesamtspielzeit: 60:17 min.

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Armin

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2020-01-19 20:37:32 Uhr - Newsbeitrag
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