...And You Will Know Us By The Trail Of Dead - X: The godless void and other stories

InsideOut / Sony
VÖ: 17.01.2020
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Mosaik der Vergangenheit
Unter der Direktion von Conrad Keely und seinen Illustrationen leben ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead mittlerweile in einer eigenen Sphäre. Welche voller Geheimnisse, Codes und Querverweise steckt. "X: The godless void and other stories" ist nicht nur ein standesgemäß hochtrabender Titel zur zehnten Platte, auch der Sound dahinter kommt zum Jubiläum angemessen pompös daher. Extra wurden Album und die zugehörige Tour zugunsten einer Neuausrichtung verschoben, die sich mehr am spektakulären "Worlds apart" orientieren sollte – das in den USA bekannterweise sensationell verrissen wurde, in Deutschland aber sogar "Source tags & codes" als beliebtestes Album abgelöst haben dürfte. Das Liebäugeln mit der hiesigen Hemisphäre endet dort noch lange nicht. Nachdem anders als bei "Lost songs" und "IX" mit "The opening crescendo" endlich wieder ein Intro den Vorhang aufzieht, wird im Mittelteil von "All who wander" niemand Geringeres als Hermann Hesse zitiert. Auf Deutsch.
Der von einer weiblichen Stimme gesprochene Spoken-Word-Einschub des Gedichts "Bei Nacht" kommt unvermittelt, passt aber letztlich ins Bild. Genauso wie auf dem Albumcover gefühlt alle anderen Platten des Jahres mit abgebildet werden, ist auch auf "X: The godless void and other stories" zumindest im Detail stets das Unerwartbare zu erwarten. Im Gesamten eifert die Platte gleichwohl dem Vorgänger nach: Weniger Luftgitarrenmomente oder Wutbrocken krachen durch die Boxen, mehr Opulenz steht auf dem Plan. Im Verlauf der Tracklist legen die Stücke außerdem in ähnlicher Weise an Vertracktheit und Ausgefeiltheit zu. Was nicht heißt, dass das schlichtweg wunderschön vernuschelte "Something like this" oder "Into the godless void" mit Jason Reeces bellender Stimme nicht mitreißen würden. Irgendwie muss man in die Sache ja erst mal reinkommen.
"Don't look down" macht aber erst besonders im Albumkontext klar, wie viel mehr die Texaner noch vorhaben. Aus einem hübschen Liedchen schält sich ein unfassbar schöner Instrumentalpart hervor. "I have another set of eyes / That I use to disguise / The part of me that's died / I have another set of lies / That I use to describe / The part that's still alive", gibt Keely zu, doch tot ist hier gar nichts. Die Flüsterstimme von "Gone" erinnert an den Gesangsstil der allerersten beiden Alben, hier vermischt mit dezentem Beateinsatz, wie er auf "So divided" etwa denkbar wäre. "Children of the sky" mopst die dynamische Steigerung im Anschluss von "How to avoid huge ships". Die eigene Geschichte als Grabbeltisch – da guckt man durchaus mal ungläubig, wenn später in "Gravity" plötzlich eine Strophe des 14 Jahre alten "Eight days of hell" auftaucht. Man kann ja mal auf die Lyrics achten. Und auf die aktuelle politische Situation schauen. Und kann die Vermutung anstrengen, dass die Band in ihrem Story-Universum die Realität längst nicht vergessen hat.
Was "X: The godless void and other stories" nicht ist, ist eine radikale Neuausrichtung. Sondern vielmehr der Beweis dafür, dass ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead diese überhaupt nicht nötig haben und ihr Sound noch so viel mehr bieten kann. Ein Song wie "Blade of wind" morpht sich immer noch schwindelfrei durch Prog-Anleihen mit Vocoder-Verzerrung über seine Klimax in ein kleines Ambient-Zwischenspiel, ohne dass es forciert klingt. "Who haunts the haunter" kühlt das martialische Getrommel fast unbemerkt runter, büßt aber nie an Wucht ein. Und der Closer "Through the sunlit door" spiegelt in seiner famosen Steigerung in gewisser Weise das Intro wieder. So muss es eben sein, bei einer solch durchdachten Platte, die kopflastig, aber nie verkopft daherkommt. Geschlossener Kreis, vollendeter Zirkel, runde Sache. Einmal mehr.
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Highlights
- Something like this
- Don't look down
- Gone
- Blade of wind
Tracklist
- The opening crescendo
- All who wander
- Something like this
- Into the godless void
- Don't look down
- Gone
- Children of the sky
- Who haunts the haunter
- Eyes of the overworld
- Gravity
- Blade of wind
- Through the sunlit door
Gesamtspielzeit: 50:18 min.
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User | Beitrag |
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The MACHINA of God User und Moderator Postings: 24844 Registriert seit 07.06.2013 |
2020-12-31 16:20:24 Uhr
Jahresendbetrachtung:Während die Deftones und QOTSA zuletzt aus meiner “Bands-die-nichts-unter-8/10-abliefern”-Liste gefallen waren, schaffen es die unterbewerteten Texaner auch mit Album Nummer 10 mich durchweg zu begeistern. Wie bei den Flaming Lips mag ich es auch, dass die Alben immer mehr wollen als das Budget hergibt. “The Godless Void” hat wieder die gewohnte Opulenz gepaart mit schönen Melodien und einem herrlichen Albumfluss (wie Felix schon anmerkte leider nicht in der Digital-Version, was ich entsetzlich finde). Einfach eine runde Sache, die gerade im letzten Drittel nochmal alles in Bewegung setzt. 8,5/10 |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 24844 Registriert seit 07.06.2013 |
2020-07-26 15:28:53 Uhr
Sehe das ähnlich wie ihr. Die 9/10 konnte es nicht ganz halten, aber trotzdem von vorn bis hinten ein sehr gutes Album. |
velvet cacoon Postings: 217 Registriert seit 31.08.2019 |
2020-07-26 14:56:18 Uhr
Ich finde das Album from Start to Finish sehr gelungen, 8,5/10.Ein Song besser als der Andere, gab es so das letze Mal für mich auf Worlds Apart. 1.Worlds apart 2.X 3.STC kann sein, dass X noch auf die Eins geht. |
fuzzmyass Postings: 4587 Registriert seit 21.08.2019 |
2020-07-26 02:34:59 Uhr
Hat sich bei mir nun bei einer 8/10 eingependelt. Sehr gutes Trail Of Dead Album ohne das ganz große Spektakel. |
Coaxaca Postings: 631 Registriert seit 14.06.2013 |
2020-05-24 18:13:50 Uhr
Liebe das Album auch. 8,7 von 10, und "Who Haunts The Haunter" ist definitiv ein Highlight. Ich mag diese Hair-Metal-Einflüsse, die sie ansonsten ja nur bei "Mountain Battle Song" haben... Und die letzten fünf Songs gehören irgendwie zusammen, finde ich.Ich lass das mal hier: https://www.youtube.com/watch?v=hu64oiAGA5U&list=RDhu64oiAGA5U&start_radio=1 |
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Referenzen
Conrad Keely; Midnight Masses; Shiner; The Life And Times; Hurl; Taking Pictures; Juno; Failure; Far; Castor; Chavez; Hum; Engine Down; Swervedriver; Amplifier; Compound Red; Unwound; Sybris; Wintersleep; Mogwai; Godspeed You! Black Emperor; Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra; Red Sparowes; Low; Buffalo Tom; Modest Mouse; Aereogramme; Constants; Jawbox; From Monument To Masses; Polvo; The Soundtrack Of Our Lives; Bluetip; Burning Airlines; Channels; Quicksand; Part Chimp; Pavement; dEUS; The Smashing Pumpkins; At The Drive-In; Forget Cassettes; Kvlr; Fireside; Seachange; Seafood; Blackmail; Sonic Youth; Dinosaur Jr.; The Small Faces; The Yardbirds; Led Zeppelin; Hawkwind; Wellwater Conspiracy; The Brian Jonestown Massacre; Mercury Rev; The Afghan Whigs; Firewater; The Who; Motorpsycho; A Roman Scandal
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