Andy Shauf - The neon skyline
Anti / Indigo
VÖ: 24.01.2020
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Beziehungsweisen
Andy Shauf hatte die Lässigkeit gepachtet. Nicht erst seitdem der Kanadier 2016 mit "The party" für den Polaris Prize nominiert worden war. Denn auch auf den beiden frühen Platten wie dem sprachlich komplexen, musikalisch hingegen eher leicht bekömmlichen "The bearer of bad news" überwog eine entspannte Atmosphäre, die Shauf auch auf seinem vierten Album oft zum Ausdruck bringt. Ein Umstand, der in frühester Jugend begründet zu liegen scheint, schließlich konnte Shauf seine Kindheit im elterlichen Musikladen verbringen, hat sich währenddessen eine nicht unerhebliche Zahl an Instrumenten zu eigen gemacht und dabei eine unbedarfte, gar kindliche Liebe zum Musizieren entwickelt.
"The neon skyline" ist eine kleine, in weiten Teilen sehr angenehme Platte, der Shauf ein Konzept an die Hand gegeben hat, das beiläufiger, aber eben auch realistischer kaum sein könnte. Während er – oder ein besungenes lyrisches Ich – nach geraumer Zeit wieder durch die Heimatstadt streift, grübelt er über ein Wiedersehen mit seiner Exfreundin, vielleicht gar über eine Rückbesinnung auf traute Zweisamkeit. Schon beim eröffnenden Titelsong zieht man mit dem Protagonisten durch die Straßen, die Gitarre schlägt ein munteres Tempo an, Klavier, Klarinette und Handclaps begleiten die jungenhafte, schmeichelnde Stimme beim Gang durch die erleuchtete Stadt. In "Where are you Judy" hört man Shaufs Sinnieren, das Tempo wird langsamer, der Blick in die Gassen konzentrierter. Fast scheint es, als ob er sich nicht ganz sicher ist, ob er sich ein Aufeinandertreffen wünschen soll. Nachdenklich ruft er sich Begebenheiten in Erinnerung und fragt schließlich in "Things I do" unumwunden "Why do I do the things I do / When I know I'm losing you?". Das Vermissen und die Ursachen der gescheiterten Beziehung scheinen nicht so einfach ausräumbar, doch irgendwie klingt der Musiker noch viel zu lieblich, um ihm die Enttäuschung in vollen Zügen abzunehmen. Die Songs auf "The neon skyline" bieten bis hierhin fast alle eine gleiche Grundausrichtung, streben in der Regel zügig nach vorne, erst "Living room" kündet mit erheblich abgetönter Stimmfarbe von der sich langsam breitmachenden Resignation.
Doch hier hängt dann das Album leider auch ein wenig durch und verliert die zuvor noch klar zu vernehmende Unbekümmertheit. Die instrumentalen Figuren werden einfacher, das Gitarrenspiel schlichter, der Ton in Shaufs Stimme flehender. Judy hat ihr Herz offenbar anderweitig verschenkt, doch in "The moon" kommt es nach einem flüchtigen ersten Wiedersehen zu einem auch musikalisch angespannten Aufeinandertreffen der ehemaligen Partner. Das schmückende Beiwerk aus Bläsern und Tasteninstrumenten ist verschwunden, die Gitarre eher konzentrierter Begleiter. Shauf lässt der Situation jedoch keine unglückliche Szene folgen, vielmehr leitet er mit dem hoffnungsfrohen und an Pelle Carlberg erinnernden "Try again" eine erneute Annährung ein. Ob das gutgeht? "Fire truck" versucht es noch einmal mit jubelnden Bläsern und einem hibbeligen Protagonisten, der das Treffen vermutlich viel zu hoch gehängt hat und die gemeinsame Erinerungen langsam verblassen lassen muss.
Schließlich bleibt dann wohl doch nur übrig, sich mit den veränderten Umständen zu arragieren. Zu Hause bleiben ja, die Zeit zurück drehen eher nein. "Changer" beschließt das Gefühlschaos noch einmal im gemessenen Tempo, lässt Shauf zwar nicht gebrochen, aber zumindest desillusioniert zurück. Nicht, dass ihm die Lässigkeit komplett abhanden gekommen wäre, doch die durchlebten emotionalen Wirren scheinen ihm ein wenig den Zahn gezogen zu haben.
Highlights
- Neon skyline
- Things I do
- Try again
Tracklist
- Neon skyline
- Where are you Judy
- Clove cigarette
- Thirteen hours
- Things I do
- Living room
- Dust kids
- The moon
- Try again
- Fire truck
- Changer
Gesamtspielzeit: 35:15 min.
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