Lizzo - Cuz I love you

Atlantic / Warner
VÖ: 19.04.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

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Auch bei erklärten Powerfrauen läuft nicht alles nach Plan. Eigentlich ist Lizzos dritte Platte "Cuz I love you" als großer Streich geplant gewesen, das Majordebüt, der Durchbruch, die Krönung als R'n'B-Queen. Das war es zwar am Ende auch – ganze acht Grammy-Nominierungen kommen nicht von ungefähr –, aber auf ganz anderem Wege als gedacht. Denn nicht einer der elf Songs wurde am Ende Spitzenreiter in den Billboard Hot 100, sondern die bereits Ende 2017 veröffentlichte Single "Truth hurts". Die gewann durch die App TikTok massiv an Popularität, da sie als Meme viral ging. "Truth hurts" wurde im Nachhinein auf eine eilig zusammengeschusterte Deluxe Edition von "Cuz I love you" gepackt, doch die Vergangenheit ruht immer noch nicht. Daher zunächst ehrlich für die Nachwelt festgehalten: Dies ist eine Vergessene-Perlen-Rezension, welche erst Ende 2019 entstanden ist und Anfang 2020 online geht. Konnte eben keiner ahnen, dass Lizzo noch so durch die Decke geht. Und während diese Zeilen geschrieben werden, klettert nun eben "Good as hell" von der 2016 (!) erschienenen EP "Coconut oil" die Hitlisten empor. Verrückte Geschichte. Ja, was ist denn nun mit "Cuz I love you"? Sind da gar keine Hits drauf?
Doch, natürlich. Praktisch jeder dieser Tracks ist ein potenzieller Chartkracher, allen voran wohl das galante "Juice" – mit Platz 82 übrigens der einzige Song, der die US-Charts zumindest von innen gesehen hat –, das mit seinem funkigen Schmiss eigentlich viel eingängiger als "Truth hurts" ist. Oder das folgende, energische "Soulmate", eine von vielen Selbstbestätigungs- und -liebeshymnen, sodass man sich wundert, warum die Platte nicht eigentlich "Cuz I love me" heißt. Missy Elliott, sicher eine Frau, die man als Vorfahrin für Lizzos Musik sehen kann, bringt Laune in das kraftvolle "Tempo", nebenbei wird gegen Bodyshaming ausgeteilt mit, nun ja, Bodyshaming: "Slow songs are for skinny hoes / I'm a thick bitch, I need tempo." Funktioniert trotzdem super. Der walzernde Liebeskummer-Blues "Jerome" fährt ebenso wie der dramatische, dickbackige Opener und Titeltrack erfolgreich die Schiene von Amy Winehouse, am besten ist "Cuz I love you" jedoch, wenn es überdreht aus allen Rohren feuert. So geschieht's in "Like a girl, das vor lauter Geshoute und Gebohre zu bersten droht, oder auch im gleichermaßen als PoC- und LGBT-Empowerment funktionierenden "Better in color". "Love looks better in color / Rainbows and shit."
Es ist also auch ohne Charttopper einiges los auf "Cuz I love you", das trotz allem auch seinen entscheidenden Anteil an Lizzos neuer Popularität hat. Es gibt keinen Ausfall, auch hinten raus ist die mit 33 Minuten ohnehin knapp gehaltene Platte immer unterhaltsam und schmissig, bis das leicht vom Jazz geküsste Gute-Nacht-Lied "Lingerie" die Sache zu einem runden Ende bringt. Auch wenn thematisch sich die Texte auf Beziehungskisten und Selbstbestätigung beschränken, hält allein Lizzos energischer und beeindruckender Vortrag die Laune immer hoch. Talent und Potenzial sind da, Lizzo überzeugt in jeder Disziplin, die sie hier anpackt. Man darf also gespannt sein, in wie vielen Jahren sich die Tracks von "Cuz I love you" endlich in den oberen Charträngen wiederfinden. Kann ja nur eine Frage der Zeit sein.
Highlights
- Like a girl
- Juice
- Tempo (feat. Missy Elliott)
- Exactly how I feel (feat. Gucci Mane)
Tracklist
- Cuz I love you
- Like a girl
- Juice
- Soulmate
- Jerome
- Crybaby
- Tempo (feat. Missy Elliott)
- Exactly how I feel (feat. Gucci Mane)
- Better in color
- Heaven help me
- Lingerie
Gesamtspielzeit: 33:18 min.
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2020-01-03 21:22:58 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Als "Vergessene Perle 2019".Meinungen? |
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Referenzen
Missy Elliott; Nicki Minaj; Kelis; Amy Winehouse; Duffy; The Roots; Pharrell Williams; Azealia Banks; Cardi B; Beyoncé; Solange; Erykah Badu; Janelle Monáe; En Vogue; Ciara; Mary J. Blige; Nelly Furtado; Janet Jackson; The Weeknd; Alicia Keys; Lady Gaga; Rihanna; Ariana Grande; Taylor Swift; Sam Smith
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