Nous - Nous II
Our Silent Canvas
VÖ: 06.12.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Das Orchester spielt eine Walze
Postrock. Orchestral. Instrumental. Dahinter ein Kollektiv mit wechselnden Gastspielern. Nein, liebe Leser, es gibt trotzdem nichts Neues über Godspeed You! Black Emperor zu berichten. Stattdessen geht es um Nous – das Projekt des New Yorker Multinstrumentalisten Chorstopher Bono. Das schlicht "Nous II" betitelte Zweitwerk wurde wie schon das Debüt "Nous I: A musical rite" von Bono mit den selben vier Mitstreitern eingespielt, darunter Ex-Liturgy-Drummer Greg Fox und Thor Harris, der unter anderem bei Swans schon den mächtigen Hünen an Gong und anderen Percussion-Instrumenten gab. Diverse Gäste geben ihren Beitrag dazu. Aber was hebt Nous von den zig ähnlich gelagerten Bands ab?
Nous sind Wohlklang. Und zwar im doppelten Sinne. Zum einen ist die LP exzellent produziert. Auch wenn sämtliche Instrumente zusammenspielen, hört man jedes einzelne heraus, der Klang hat eine beinahe räumliche Tiefe. Der Dynamikumfang ist genau passend gewählt, fällt bei leisen Passagen nicht zu sehr ab, steigert sich ordentlich für die nächste Klimax. Zum anderen streben viele der Tracks auf "Nous II" nach ultimativer Schönheit. Wie sich beispielsweise schon der Opener "Look again at that dot" – benannt nach einem Zitat des Astronomen Carl Sagan – euphorisch in den Himmel emporschwingt, ist großes Kino. Das ausladende "Here in my chest it is what it is" steht dem in nichts nach.
Nous sind schlagfertig. Moment, eine "schlagfertige" Postrock-Band? Ja! In gewisser Weise sogar humorvoll – soweit Postrock eben humorvoll sein kann. Anders lässt es sich nicht beschreiben, wenn "Yoj! Yoj!" nach einem aufgetürmten Crescendo mit fröhlichem Glockenspiel-Gehämmer um die Ecke schlendert, als könne die Platte eigentlich kein Wässerchen trüben. Was sie auch mit dem folgenden "Nighten gale" mit seinem herrlichen Klavierlauf und den umschwärmenden Streichern nicht tut. Ein hübscher Kontrast zu all den mächtigen Auftürmungen. "Nous II" wirkt nie verbissen.
Nous sind unberechenbar. Hat man bis dahin "Nous II" als Ergötzung in Schönheit abgeheftet, trifft einen "World map one" umso heftiger. Der Ausbruch, der nach rund vier Minuten ätherischer Ruhe erfolgt, ist mit "brutal" noch nett umschrieben. In ohrenbetäubender Kakophonie überlagern sich die Instrumente, das Lächeln gerät zur Clownsfratze. Der Schock sitzt auch dem folgenden "Uthando" in den Gliedern, in welchen die Drums unsicher über den Background stolpern. Erst das Interlude "Formless too" wischt die Platte wieder sauber für das perlige, hell scheinende "Assume a sunbeam". Nein, Innovationspreise gewinnt man damit vielleicht nicht. Aber verdientermaßen eine Menge Herzen.
Highlights
- Here in my chest it is what it is
- Nighten gale
- Uthando
Tracklist
- Look again at that dot
- Formless
- Here in my chest it is what it is
- Yoj! Yoj!
- Nighten gale
- World map one
- Uthando
- Formless too
- Assume a sunbeam
Gesamtspielzeit: 48:07 min.
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The MACHINA of God User und Moderator Postings: 31725 Registriert seit 07.06.2013 |
2020-01-10 21:40:50 Uhr
Warum eigentlich nicht? Die Referenzen klingen ja echt gut. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 26281 Registriert seit 08.01.2012 |
2020-01-03 21:26:27 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Christopher Bono; Swans; Thor Harris; Godspeed You! Black Emperor; A Silver Mt. Zion; Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra; Wrekmeister Harmonies; Liturgy; Anna Von Hausswolff; Chelsea Wolfe; Esben And The Witch; Jambinai; Boris; Sunn O))); Scott Walker; Mogwai; Collapse Under The Empire; Explosions In The Sky; Sigur Rós; Múm; Ólafur Arnalds; Deafheaven; Jesu; Neurosis; Crippled Black Phoenix