Half Moon Run - A blemish in the great light

Glassnote / Rough Trade
VÖ: 01.11.2019
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Am Mäkeln
"Together we'll stop them all!", ruft Devon Portielje beinahe euphorisch in das tosende Ende von "Then again" hinein. Aber wer sind überhaupt "die"? Die gelben Engel? Es wird nicht klar – ist aber auch völlig wumpe. Das Stück kommuniziert seine Message sowieso lieber in musikalischer Weise über die exzellente Steigerung von akustischem Folksong in verzerrten Lärm. Da wirkt eine solche Aufforderung gleich doppelt effektiv. Als Opener des dritten Half-Moon-Run-Albums "A blemish in the great light" ist der Song deshalb auch bestens platziert. Und weil's so schön ist, begeistert das folgende "Favourite boy" ebenso mit seinen exakt nach The Cure der frühen Achtziger klingenden Bass und Gitarren. Auch dieses Stück spielt sich in schwindelnde Höhen, während es heißt: "I don't know how it started / I don't know what to believe." Verwirrtheit kann manchmal gut klingen, wie in diesem Fall. Nicht immer allerdings geht dieser Grundsatz für "A blemish in the great light" vollends auf.
Denn nach einem starken Beginn, der auch noch das mit Country-Flair ausgestattete "Flesh and blood" und das unversöhnliche Saxofon-Drama "Natural disaster" mit Colin Stetson am Gerät umfasst, fällt die Platte leider im Niveau ab. Nicht ins Bodenlose – wir reden schließlich von einer Band, die mit "Dark eyes" und "Sun leads me on" zwei Kleinode des Indie-Folkrocks produziert hat – aber doch ungewöhnlich wenig packend. "Black diamond" rutscht gefährlich nahe an käsigen Easy-Listening-Kram und einen ironischen Bruch sucht man leider vergebens. "Jello on my mind" ist musikalisch dagegen eigentlich echt prima, aber der Text begnügt sich offenbar mit dem, was im Titel schon vorweg gegeben wird. "Appleberry, baby, cherry, lime / I want to eat you, baby, all of the time / More sugar and I'll be fine / Jello on my mind." Das siebenminütige "Razorblade" soll selbstredend das Opus dieses Albums darstellen, allein der Länge wegen, weil es zweigeteilt ist und sich mit "Undercurrents" sogar ein eigenes Klavieroutro hält. Zwar ist die plötzliche Verlangsamung für das wuchtige Ende ab der Mitte ein netter Gedanke, aber so richtig zünden will das aus Songwriting-Sicht nicht.
Es scheint einfach, als wäre diesmal die Qualitätskontrolle oder der Zug zum griffigen Song etwas laxer gehandhabt worden. Momente wie das eingangs beschriebene Tohuwabohu von "Then again" hätte man sich in jedem Fall häufiger gewünscht. Zudem ist die Produktion arg laut geraten, die Instrumentenspuren sind im Klangbild außerdem meist klinisch rein voneinander getrennt, was den Sound zwar klar, aber auch relativ steril macht. Deswegen ist "A blemish in the great light" noch längst kein schwaches Album, schließlich schreibt das Quartett nach wie vor sehr tolle Songs. Nur eben nicht mehr in gewohnter Frequenz. Die zehn Stücke ergeben ein hübsches Sümmchen, aber keinen großen Wurf. Übersetzt heißt der Albumtitel übrigens "Ein Makel im großen Licht". Das lassen wir einfach mal so im Raum stehen.
Highlights
- Then again
- Favourite boy
- Natural disaster
Tracklist
- Then again
- Favourite boy
- Flesh and blood
- Natural disaster
- Black diamond
- Yani's song
- Razorblade
- Undercurrents
- Jello on my mind
- New truth
Gesamtspielzeit: 40:29 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Ituri Postings: 451 Registriert seit 13.06.2013 |
2022-02-14 19:40:29 Uhr
Die beiden EPs gibt es nun zusammen auf einer LP, die aber nicht als Album gilt. Beide EPs haben hässliche Cover, aber mal wieder hinreißend, träumerische dennoch kraftvolle Songs. Reinhören, ein Muss! |
Kalle Postings: 457 Registriert seit 12.07.2019 |
2021-07-23 12:46:02 Uhr
Möchte hiermit mal auf die neue Mini-Lp von Half Moon Run - Inwards and Onwards hinweisen. Wieder toller FolkPop mit mehrstimmigem Gesang, aber ab und an etwas komplexeren Arrangements (It's true). |
Menikmati Postings: 467 Registriert seit 25.10.2013 |
2020-03-03 14:22:54 Uhr
Ein wahnsinnig guter Auftritt der Band gestern in Winterthur. Es hatte dermassen wenig Leute (Corona?), dass wohl nur die eingefleischten Fans kamen. Das hat der Stimmung gut getan. Den letzten Song, das Neil Young Cover After the Goldrush, spielten sie mitten im Publikum. Wirklich grosses Konzert! |
Earl Grey Postings: 556 Registriert seit 14.06.2013 |
2020-01-04 22:29:45 Uhr
@MenikmatiIch muss sagen, deine nicht nachlassende Begeisterung bewegt mich dazu dem Album demnächst noch ein paar Durchgänge zu geben :-) |
Menikmati Postings: 467 Registriert seit 25.10.2013 |
2020-01-04 16:15:02 Uhr
Text ist gut, Berwertung jedoch mindestens 20 Punkte zu niedrig. |
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Referenzen
Local Natives; My Morning Jacket; Mumford & Sons; Dan Mangan; Fleet Foxes; Other Lives; We Invented Paris; Shearwater; Of Monsters And Men; Lost In The Trees; Daughter; Lucy Rose; Boy & Bear; Bon Iver; Family Of The Year; James Vincent McMorrow; Owen Pallett; Ben Howard; Villagers; Junip; Kodaline; To Kill A King; Jake Bugg; Dry The River; The Jezabels; Angus Stone; The Middle East; The Boxer Rebellion; Keaton Henson; Alt-J; Cloud Control; Alcoholic Faith Mission; Radiohead; Ewert And The Two Dragons; Arcade Fire; Benjamin Gibbard; BRNS; Carnival Youth; Dark Dark Dark; The Shins; Youth Lagoon; Tunng; Wild Beasts; Coldplay; The Smiths; The Cure
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