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Bersarin Quartett - Methoden und Maschinen

Bersarin Quartett- Methoden und Maschinen

Denovali / Cargo
VÖ: 29.11.2019

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Das Ergebnis wäre Stille

Man muss zuhören, um zu verstehen. Eine simple Phrase, die doch immer von Bedeutung ist. Vor allem, wenn sie nicht berücksichtigt wird, wie man im eigenen Alltag oder beim Blick ins Internet schnell feststellt. Vollständig verloren ist man schließlich, wenn man Thomas Bücker alias Bersarin Quartett nicht zuhört. Nicht nur, weil er seit nunmehr 2008 unter diesem Namen regelmäßig gute Ambient-Electronica-Alben veröffentlicht, sondern weil er dabei noch nie sonderlich viel auf Konventionen gegeben hat. Vor Jahren war er einmal so frei, seinen Frickel-Elektro an ein Metal-Magazin zu bemustern, um seine Musik mal so richtig gehasst zu wissen. Das ist schon darum erwähnenswert, weil "Methoden und Maschinen" aller Wahrscheinlichkeit nach auch in einem Metal-Magazin stattfinden könnte. Und zwar im positiven Sinne.

Natürlich bedeutet das nicht, dass Bücker seine weitläufigen, früher oft in sehr dunklen Farben malenden, in sich ruhenden Klanglandschaften plötzlich gegen fiesen Sludge, Doom, Post-Metal oder ähnliches ausgetauscht hat. Im Gegenteil: Der Münsteraner braucht auf seinem inzwischen vierten Longplayer als Bersarin Quartett nicht viel, um seine Hörer vollumfänglich in Beschlag zu nehmen. Wenn diese denn wollen und zuhören, die 13 Stücke nicht leichthin als unkonkretes weißes Rauschen am Rande der Musik abtun. Bringt man nämlich die Zeit und die Muße mit, sich auf "Methoden und Maschinen" einzulassen, ist man schnell fasziniert von der Ambivalenz und der Undurchsichtigkeit dieses Albums.

Weil Bücker sein neues Werk bewusst zwischen Ambient, Klassik und Post-Rock umherlavieren lässt und obendrein im weiten Raum dazwischen keine Leitplanken oder Grenzen setzt. Dass er dabei auch noch konsequent genug ist, das längste Stück "Siehst Du das auch" am wenigsten strukturiert auf seine mehr als achtminütige Reise zu schicken und dabei bewusst in Kauf nimmt, die Hörer zwischenzeitlich fast zu verlieren: umso besser, weil man dem Track am Ende ja doch bereitwillig folgt. Weil er außerdem zwischendurch Stücke wie "2287" zulässt, das ein überaus kratzbürstiges Intro vorausschickt, ehe es mit allerlei TripHop-Spielereien überzeugt. Weil er das zunächst von Field Recordings und lieblichen Klaviertönen dominierte "Bereit für die Ewigkeit" nicht im konturlosen Schönklang untergehen lässt, sondern im Hintergrund kleine dissonante Akzente setzt.

Man merkt und weiß in jeder dieser knapp 60 Minuten: Hier passiert nichts durch Zufall, überall werden gezielt Kontrapunkte gesetzt, werden Brüche im harmonischen Bild erzeugt. Das Ergebnis ist dennoch ein Album, das – hat man seine diversen Ebenen und Widersprüchlichkeiten erst einmal durchstiegen – in erster Linie von seiner Schönheit lebt. "Methoden und Maschinen" verlangt Aufmerksamkeit, belohnt sie aber mit einem kaum zu greifenden Hörerlebnis: Es eröffnet ihnen von den ersten schüchternen Sekunden des Openers bis zum furiosen Schlusstrack "Futur II" die viel zitierte eigene Welt. Zum Eintauchen, Abdriften, aber anders als bei Michael Ende auch jederzeit zur problemlosen Rückkehr. Wer zuhört, versteht. Ansonsten braucht man sich in letzter Konsequenz die Mühe, überhaupt etwas zu sagen, nicht mehr machen. Wie gut, dass Thomas Bücker so eindrucksvoll daran erinnert.

(Martin Smeets)

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Highlights

  • 2287
  • Bereit für die Ewigkeit
  • Gegen das Vergessen
  • Futur II

Tracklist

  1. Prolog
  2. 2287
  3. Bereit für die Ewigkeit
  4. Das ist alles, was wir haben
  5. Was nicht ist und niemals sein wird
  6. Siehst Du das auch
  7. Wenn wir nur wollen
  8. Das Prinzip der Entsprechung
  9. Wie von selbst
  10. Gegen das Vergessen
  11. Nichts zu verlieren
  12. Ursache und Wirkung
  13. Futur II

Gesamtspielzeit: 57:55 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

velvet cacoon

Postings: 439

Registriert seit 31.08.2019

2019-12-20 19:59:50 Uhr
grandioses Album, mittlerweile 8-9/10

Klaus

Postings: 10613

Registriert seit 22.08.2019

2019-12-20 10:18:49 Uhr
Das Debüt fand ich damals super, alles danach eher mäßig, weil es einfach nur zu viele Ambientflächensounds ohne Spannung waren.

Das hier ist wieder deutlich besser, es knallt ja fast auch mal.

Marküs

Postings: 1440

Registriert seit 08.02.2018

2019-12-20 10:09:47 Uhr
Von denen hab ich auch ein Album "III", hab ich aber als sterbenslangweilig in Erinnerung.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28503

Registriert seit 08.01.2012

2019-12-19 21:48:11 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. "Album der Woche"!

Meinungen?

velvet cacoon

Postings: 439

Registriert seit 31.08.2019

2019-11-25 18:10:02 Uhr
Das Album wird immer besser,dauert bei mir immer länger bis ich was kapiere.
Aber!
der 8 min. Track ist leider bislang der Schwächste.
Da hätte ich etwas mehr erwartet und wenn der Ausbruch nur länger wäre.
Oder so einen Knaller wie "Im Lichte der Andreren"
Dennoch entschädigt der Rest auf ganzer Linie
8/10.
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