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Nils Frahm - All encores

Nils Frahm- All encores

Erased Tapes / Indigo
VÖ: 25.10.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Zugabe! Zugabe! Zugabe!

Die Idee vor der Idee also. Es sagt viel über den Musiker Nils Frahm aus, was man da so liest über seine neue Veröffentlichung "All encores" – eine Compilation aus drei verschiedenen EPs, die als Beiwerk zu Frahms letzten Studiowerk "All melody" erschienen sind. Denn tatsächlich dachte sich der 37-Jährige das Konzept zu den drei "Encores"-Teilen schon eine Weile vor dem eigentlichen Album aus: Jeweils in einem anderen Stil sollten sie daherkommen, sowohl eigenständig sein als auch ganz klar zum großen Ganzen gehören. Sogar von einer Dreifach-CD war kurzzeitig die Rede, ehe man merkte, dass "All melody" selbst als Projekt immer ausladendere Formen annahm. Und so gab es eben drei EPs, die nun zu einem Album zusammengefasst sind. Wie nervig muss das eigentlich sein, wenn einem die eigene Kreativität die Planung versaut?

Frahm wird wohl damit leben können. Dass die Stücke auf "All encores" und seinem Vorgänger zur gleichen Zeit entstanden sind, wird recht schnell deutlich und stört nicht. Ebensowenig, dass es mit dem fast zwölfminütigen – und hervorragenden! – "All armed" rein technisch gesehen einen nicht ganz taufrischen Track gibt, den man live zumindest seit einigen Jahren bereits kennt. Höchste Eisenbahn wurde es für dieses zwischen Wahn und Wirklichkeit wandelnde Wunder der modernen Electronica-Neo-Klassik allemal, und ärgern wird sich hier ohnehin niemand. Überhaupt weckt "All encores" zwar allerlei Emotionen, Wut gehört jedoch sicher nicht dazu: Von vertrauter Gemütlichkeit im sanften "To Thomas" über verzweifelte Hoffnung in "Sweet little lie" zu verwirrter Skepsis in "Artificially intelligent" spielt Frahm hier Gefühls-Bingo mit seiner Hörerschaft mit denkbar einfachen Regeln – hier gibt es nämlich nur Gewinner und keine Verlierer.

Wer Nils Frahm einmal live erleben durfte, weiß zudem auch, dass der in Hamburg geborene Wahl-Berliner immer dann am besten ist, wenn ihm möglichst viel Raum zur Verfügung steht. Auf "All encores" krallt er sich diesen nicht nur, sondern nimmt ihn gleich mit mehreren Stücken voll in Beschlag: Fast 50 Minuten füllen "Harmonium in the well", "Spells", "Amirador" sowie das bereits genannte "All armed", mit fast 14 davon ist das Letztgenannte der Spitzenreiter. Wer hier bloßes Füllmaterial vermutet, irrt wahrlich gewaltig. Der mystische Abschluss nutzt sogar seine scheinbar endlos andauernde Fade-out-Phase, um für eine Mischung aus Unbehagen und Neugierde zu sorgen, nachdem "Harmonium in the well" erst Aufbruchstimmung und Fernweh erzeugt und "Spells" einen ebensolchen Bann auf denjenigen ausgeübt hat, der sich da arglos die Kopfhörer aufgesetzt hat. Es soll ja tatsächlich immer noch Leute geben, die Frahm für einen bloßen klassischen Pianisten halten, dabei ist er längst einer der spannendsten Künstler des Landes. Ganz klar: Von dem hier darf es immer noch ein bisschen mehr sein.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • To Thomas
  • Harmonium in the well
  • All armed

Tracklist

  1. The roughest trade
  2. Ringing
  3. To Thomas
  4. The dane
  5. Harmonium in the well
  6. Sweet little lie
  7. A walking embrace
  8. Talisman
  9. Spells
  10. Artificially intelligent
  11. All armed
  12. Amirador

Gesamtspielzeit: 79:22 min.

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Armin

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2019-12-19 21:44:32 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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