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David Bowie - Conversation piece

David Bowie- Conversation piece

Warner
VÖ: 15.11.2019

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Vom David zum Goliath

Sein zweites Album markierte einen entscheidenden Punkt in der Karriere des David Bowie. Nach seinem zahnlosen Debüt fand er auf dem ebenfalls "David Bowie" betitelten und später teils auch "Space oddity" genannten Werk erstmals eine eigene Stimme. Alles, was danach kam, ist bekannt. Mit "Conversation piece" erscheint zum fünfzigsten Geburtstag des Zweitwerks des Engländers ein fünf CDs umfassendes Boxset, das die komplette Entstehungsgeschichte des Albums nachzeichnet. Wie es sich für so ein Set gehört, beginnt die Story bei verrauschten Heimdemos. Schon hier kann man die Größe der Songs erahnen, wobei es aber eher die obskuren Tracks sind, die das Interesse wecken. So schrammelt Bowie in "When I'm five" selbstvergessen dahin, während "In the heat of the morning" in seiner Verspultheit ziemlich an John Frusciante erinnert. Ebenfalls charmant ist "Goodbye 3d (Threepenny) Joe", dem man sein Entstehungsjahr anmerkt. Dass ein gewisser John Lennon den jungen Bowie stark beeinflusst hat, ist kein Geheimnis. Zentral für "Space oddity" war aber freilich der Titeltrack. Gleich vier Demoversionen gibt es zu hören, wobei man hier gut nachvollziehen kann, wie aus einer Skizze langsam ein Klassiker wird.

Weiter geht es mit den Mercury-Demos. Es ist erstaunlich, wie ausgearbeitet die Songs hier bereits sind. Das beginnt bei den Soundeffekten und hört bei den Arrangements noch lange nicht auf. So manches Detail hat es tatsächlich von der Demoversion aufs finale Album geschafft. Andere Songs befinden sich hingegen noch immer im Embryonalstadium. Als Beispiel sei hier "Janine" genannt. In der Frühfassung kommt der Song nur unwillig aus der Folk-Ecke heraus, während die Albumversion mit Band und üppigem Arrangement den exaltierten Rock-Bowie der Siebzigerjahre vorwegnimmt. Bowie-Archäologen werden vor allem mit der dritten CD ihre helle Freude haben. Hier tummeln sich weitere Alternativtakes und Demos, am interessantesten sind jedoch jene fünf Tracks, die der Musiker im Mai 1968 im Rahmen einer Peel-Session eingespielt hat. Der gut restaurierte Klang bereitet beim Hören große Freude. Besonders toll sind hier die mit Streichern und Hammond-Orgel aufwartende Version des erwähnten "In the heat of the morning" und das lakonisch dargebotene "Karma man". Er war schon eine coole Sau, dieser David Bowie.

Die letzten beiden CDs ermöglichen dann einen direkten Vergleich zwischen zwei neu gemasterten Versionen des kompletten Albums. Auf dem vierten Silberling bekommt der Hörer den Remaster aus dem Jahr 2009 serviert, welcher sich im Sound relativ stark am Original orientiert und nur einen Tick basslastiger gemischt wurde. An der Qualität früher Meisterwerke wie "Letter to Hermione" ändert das natürlich nichts. Spannendster Song dieser Version ist allerdings das fast siebenminütige "Unwashed and somewhat slightly dazed". Bluesrock und Beatnik-Poesie gehen eine groovende Allianz ein, während Bowie singt, als sei der Teufel hinter ihm her. Abgerundet wird die Compilation schließlich von einem deutlich wagemutigeren Remix. Ähnlich wie bei den Neuabmischungen der Beatles-Alben erhält hier so mancher Song einen ganz neuen Sound. Auf wilde Experimente wurde jedoch verzichtet. Besonders das ausufernde "Cygnet committee" und die Hippie-Hymne "Memory of a free festival" profitieren vom neuen Mix. Für Schatzsucher gibt es übrigens noch die italienische Version von "Space oddity" namens "Ragazzo solo, ragazza sola" zu entdecken. Vermisst wird nichts. Wenn die weiteren Boxsets zu Bowies klassischen Alben ebenso geschmackvoll ausfallen, sollten Sammler schon jetzt mit dem Sparen beginnen.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Goodybe 3d (Threepenny) Joe (Home demo)
  • In the heat of the morning (Peel session)
  • Unwashed and somewhat slightly dazed (incl. Don't sit down) (2009 remaster)
  • Space oddity (2019 mix)
  • Cygnet committee (2019 mix)

Tracklist

  • CD 1
    1. April's tooth of gold (Home demo)
    2. The reverend Ramond Brown (Attends the garden) (Home demo)
    3. When I'm five (Home demo)
    4. Mother Grey (Home demo)
    5. In the heat of the morning (Home demo)
    6. Goodybe 3d (Threepenny) Joe (Home demo)
    7. Love all around (Home demo)
    8. London bye, ta-ta (Home demo)
    9. Angel angel grubby face (Home demo version 1)
    10. Angel angel grubby face (Home demo version 2)
    11. Animal farm (Home demo)
    12. Space oddity (Solo demo fragment)
    13. Space oddity (Home demo version 1)
    14. Space oddity (Home demo version 2)
    15. Space oddity (Home demo version 3)
    16. Lover to the dawn (Home demo)
    17. Ching-a-ling (Home demo)
    18. An occasional dream (Home demo)
    19. Let me sleep beside you (Home demo)
    20. Life is a circus (Home demo)
    21. Conversation piece (Home demo)
    22. Jerusalem (Home demo)
    23. Hole in the ground (Home demo)
  • CD 2
    1. Space oddity (Mercury demo)
    2. Janine (Mercury demo)
    3. An occasional dream (Mercury demo)
    4. Conversation piece (Mercury demo)
    5. Ching-a-ling (Mercury demo)
    6. I'm not quite (aka Letter to Hermione) (Mercury demo)
    7. Lover to the dawn (Mercury demo)
    8. Love song (Mercury demo)
    9. When I'm five (Mercury demo)
    10. Life is a circus (Mercury demo)
  • CD 3
    1. In the heat of the morning (Decca mono version)
    2. London bye, ta-ta (Decca alternative version)
    3. In the heat of the morning (Peel session)
    4. London bye, ta-ta (Peel session)
    5. Karma man (Peel session)
    6. When I'm five (Peel session)
    7. Silly boy blue (Peel session)
    8. Ching-a-ling
    9. Space oddity (Morgan Studios version)
    10. Space oddity (U.K. single edit)
    11. Wild eyed boy from freecloud (B-side mono mix)
    12. Janine (mono mix)
    13. Conversation piece (Mono version)
    14. Let me sleep beside you (BBC radio session D.L.T. show)
    15. Unwashed and somewhat slightly dazed (BBC radio session D.L.T. show)
    16. Janine (BBC radio session D.L.T. show)
  • CD 4
    1. Space oddity (2009 remaster)
    2. Unwashed and somewhat slightly dazed (incl. Don't sit down) (2009 remaster)
    3. Letter to Hermione (2009 remaster)
    4. Cygnet committee (2009 remaster)
    5. Janine (2009 remaster)
    6. An occasional dream (2009 remaster)
    7. Wild eyed boy from freecloud (2009 remaster)
    8. God knows I'm good (2009 remaster)
    9. Memory of a free festival (2009 remaster)
    10. Wild eyed boy from freecloud (B-side stereo mix)
    11. Letter to Hermione (Early mix)
    12. Janine (Early mix)
    13. An occasional dream (Early mix)
    14. Ragazzo solo, ragazza sola (2015 remaster)
  • CD 5
    1. Space oddity (2019 mix)
    2. Unwashed and somewhat slightly dazed (2019 mix)
    3. Letter to Hermione (2019 mix)
    4. Cygnet committee (2019 mix)
    5. Janine (2019 mix)
    6. An occasional dream (2019 mix)
    7. Wild eyed boy from freecloud (2019 mix)
    8. Conversation piece (2019 mix)
    9. God knows I'm good (2019 mix)
    10. Memory of a free festival (2019 mix)
    11. Wild eyed boy from freecloud (Single version, 2019 mix)
    12. Ragazzo solo, ragazza sola (2019 mix)

Gesamtspielzeit: 298:15 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Felix Klaus

Postings: 757

Registriert seit 30.12.2019

2020-07-11 23:44:49 Uhr
And my essys laying scattered on the floor
fullfill their needs just for being there

PS: darum geht's

Chico Fernandez

Postings: 111

Registriert seit 12.10.2019

2019-12-21 19:39:54 Uhr
Sorry, aber hier im Forum gelange ich immer noch auf Ariel Pink, wenn ich auf die Bowie-Rezi klicke. Die Desktop-Version ist halt unbequem mit dem Smartphone.

Conversation Piece war übrigens eins meiner frühen Lieblingslieder von Bowie. Lag wohl damals daran, dass die Space Oddity-CD erst mein zweites Bowie-Album war. Nichtsdestotrotz ein schöner Country Popsong mit gehörig viel Schmalz und Gefühl.

Christopher

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 3576

Registriert seit 12.12.2013

2019-12-20 21:11:41 Uhr
Sagen wir mal: genug.
Der neue ist toll, aber es reicht nun auch.

humbert humbert

Postings: 2406

Registriert seit 13.06.2013

2019-12-20 20:04:29 Uhr
Wie viele Mixes gibt es denn jetzt schon von dem Album? Vier?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-12-19 21:42:43 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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