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Stars - LaGuardia: The best of Stars so far

Stars- LaGuardia: The best of Stars so far

Arts & Crafts
VÖ: 06.12.2019

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Liebeskämpfe

Stars sind eine Herzensangelegenheit. Als Band waren sie für einen kurzen Moment der Popgeschichte, für die paar Jahre zwischen 2004 und 2007 nämlich, auf dem Zenit ihres kreativen Schaffens, wurden in einem Atemzug mit den ganz Großen der Indie-Welt genannt. Hernach brachten sie zwar weiter fleißig im Zwei- bis Dreijahrestakt Platten heraus, doch die Öffentlichkeit nahm immer seltener Notiz davon. Die Konzerthallen wurden in der Folge auch immer kleiner. Der Auftritt im Frühherbst 2019 in München wurde dennoch ein Triumphzug, denn Stars-Songs leben natürlich in besonderem Maße von der Intimität. Und die kommt im schummrig-engen Club eben besser rüber als in seelenlosen Multifunktionshallen. Herzensangelegenheiten sind auch seit jeher die Themen der kanadischen Band: Die Songs der Truppe um Torquil Campbell und Amy Millan verhandeln die Liebe in all ihren diffusen Aggregatszuständen, das zwischenmenschliche Drama in all seinen verqueren Akten, mit sämtlichen komischen und unerwarteten Wendungen. "LaGuardia: The best of Stars so far" ist nun eine erste Karriererückschau und als solche selbstverständlich auch eine Operation am offenen Herzen.

Bleiben wir beim Bild: Das Herz blutet nämlich auch ein bisschen, denn "Nightsongs", das flirrende, noch etwas elektronischer gehaltene Debütalbum aus dem Jahr 2001, geht auf dieser Compilation nahezu leer aus. Der Grund ist so banal wie profan: Die Rechte des Albums liegen nicht bei der Band. Immerhin gibt es eine Liveversion von "Going, going, gone", die zumindest ein wenig entschädigt. Ansonsten nehmen Stars den Hörer an die Hand und führen ihn kreuz und quer einmal durch die Diskografie, mit allen Hits und wegweisenden Stücken. Mit vier Songs ist das weithin als Meisterwerk anerkannte "Set yourself on fire" wenig überraschend am meisten vertreten, der Rest verteilt sich relativ gleichmäßig über die weiteren Alben. Ein wenig kurios ist das natürlich schon, gab Stars-Kapitän Campbell doch in einem Interview mit dem Vice Magazine im Herbst 2018 zu Protokoll, dass er selbst kein besonders großer Fan der besagten Platte ist und sie im eigenen bandinternen Ranking relativ weit unten ansiedeln würde.

Die Mehrheit der Fans dürfte das indes anders bewerten und sich über unkaputtbare Hits wie zum Beispiel "Your ex-lover is dead" freuen. "God that was strange to see you again / Introduced by a friend of a friend" lauten die ersten gesungen Zeilen und man spürt immer noch das sanfte Ziehen in der Brust und das Britzeln auf der Haut, wenn diese schier übernatürlich schöne, gewiss aber auch in mancherlei Hinsicht schaurige Nummer beginnt. Gleiches gilt für "Reunion", ein Song über die Sehnsucht, noch einmal jung und wild und frei zu sein, dazu quietschen die Gitarren in juveniler Euphorie, während die beiden Stimmen von Campbell und Millan sich einmal mehr umgarnen und umtänzeln wie bei der Balz. Auch der von der Band ungeliebte Nachfolger "In a bedroom after the war" ist mit immerhin zwei Stücken vertreten, die treffender nicht sein könnten: "My favourite book" überzeugt als harmonischer Lounge-Pop mit Karamellstimme, während "Take me to the riot" all seine aufrührerische Energie zusammennimmt und einer der wenigen Stars-Songs bleibt, zu dem man die Faust heben möchte. Natürlich nur im Kampf für die Liebe.

Ebenjenen bestreiten Stars auch mit "Ship to shore", 2018 als Standalone-Single veröffentlicht und demnach auf keinem regulären Album vertreten: Über sommerliches Geklimper singen Campbell und Millan süßliche Verse, Beats schieben den Track raus aus dem Schatten, hinein in die balearische Sonne. Kein wirkliches Highlight, aber dürfte als marktübliche Dreingabe für die Kenner der Alben funktionieren. Dass sie griffige Dance-Tracks beherrschen, haben sie ja bereits ein andermal bewiesen: "No one is lost" aus dem Jahr 2014 fällt mit seinen stampfenden Kirmes-Beats natürlich schon ein wenig aus dem sensiblen Indiepop-Rahmen, ballert sich in seiner Tanzbarkeit aber auch in die Herzen der größten Romantiker. Das abschließende "Calendar girl" zieht mit einer eleganten Geste am Ende den Vorhang zu und hinterlässt den Hörer mit dem schönen Gefühl, sich wieder neu verliebt zu haben. In eine Band, die in den letzten Jahren leider viel zu oft übersehen wurde.

(Kevin Holtmann)

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Highlights

  • Reunion
  • Dead hearts
  • Your ex-lover is dead
  • Fixed
  • No one is lost
  • Take me to the riot

Tracklist

  1. Elevator love letter
  2. Hold on when you get love and let go when you give it
  3. Reunion
  4. Dead hearts
  5. Ship to shore
  6. Trap door
  7. Going, going, gone (Live)
  8. Your ex-lover is dead
  9. Fixed
  10. A song is a weapon
  11. Heart
  12. Fluorescent light
  13. No one is lost
  14. Take me to the riot
  15. My favourite book
  16. The theory of relativity
  17. Undertow
  18. Ageless beauty
  19. From the night
  20. Calendar girl

Gesamtspielzeit: 84:27 min.

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