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OMD - Souvenir: The singles collection 1979 - 2019

OMD- Souvenir: The singles collection 1979 - 2019

Universal
VÖ: 04.10.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Elektrisches Gewühl

Nüchterne Erkenntnis: OMD sind nicht Depeche Mode. Andy McCluskey und Paul Humphreys müssen sich damit begnügen, dass deren Mitbegründer Vince Clarke ihre Band als maßgeblichen Einfluss bezeichnet und sie seinerzeit den US-Teil der "Music for the masses"-Tour supporten durften. Und dafür gibt es zum 40. Jubiläum nun mal keine voluminösen Twelve-Inch-Boxen auf Vinyl oder einen erweiterten Konzertfilm, der das Privatleben von Fans aus aller Herren Länder beleuchtet – sondern lediglich die vierte Best-Of-Compilation. "Souvenir: The singles collection 1979 - 2019" ist die bisher umfangreichste, die vom letzten, gar nicht üblen Album "The punishment of luxury" zurückreicht bis zur ersten Single "Electricity" – damals nur darum bei Factory Records veröffentlicht, weil Tony Wilsons begeisterte Frau darauf bestand. Ein, sagen wir, mitteltoller Anfang.

Musikalisch allerdings ein hervorragender – mit perkussiver Analog-Sequenz, auf die vermutlich auch Peter Klöppel stolz gewesen wäre, und einem McCluskey, der so herrlich blauäugig das Hohelied der Technik sang, als wären die von OMD verehrten Kraftwerk gerade erst im Stimmbruch. Schnell düsterer wurde es jedoch mit dem ebenso prächtigen "Enola Gay", einerseits nach dem Flugzeug benannt, das die erste Atombombe über Hiroshima abwarf, andererseits dank dem zweiten Wort im Titel Vorbote der Androgynität im Pop. Und damit willkommen in den Achtzigern – und bei der Melancholie des spieluhrartigen "Souvenir" sowie dem fast sakralen Welthit "Maid of Orleans". Und obwohl das Album "Dazzle ships" 1983 als sperriger Wiedergänger von "Radioaktivität" viele Fans verwirrte, enthielt es mit "Genetic engineering" und "Telegraph" wunderbare Heuler.

Womit für New-Wave-Hardliner der Drops gelutscht war: In der Folge wurden die Synthie-Bläser käsiger, die Sound-Effekte spiegelten den Plastik-Zeitgeist, die Charts waren kein böses Wort mehr. Trotzdem machte es nach wie vor Spaß, den Liverpoolern zuzuhören. Als das formschön bimmelnde "Talking loud and clear" oder die hochfahrende Pop-Hymne "Tesla girls" erschienen, wusste jedenfalls noch niemand, wer die Pet Shop Boys sind – auch wenn die künftig mit ähnlicher Musik ungleich größere Erfolge feiern sollten. Und zeitweise wussten OMD immer noch zu verblüffen – etwa mit der Streicher-Miniatur "La femme accident" oder dem verspielten "Secret", das bis heute Erinnerungen an Schneekoppe-Werbespots wachruft. Doch auch der Balladenschmalz zeichnete sich in Stücken wie "Forever (Live and die)" bereits ab, sodass Humphreys frustiert ausstieg.

Und so waren OMD als McCluskey-Soloprojekt in den Neunzigern die untoteste Band der Welt. Was mit dem euphorischen "Dreaming" und dem Drum-Kraftpaket "Sailing on the seven seas" ordentlich begann, wich generischem Gedudel und "Walking on the milky way"-Tralala, und McCluskey verdingte sich gar als Songschreiber für Atomic Kitten. Ohren zu und durchgewühlt, bis man seit der 2010er-Reunion wieder auf OMD zählen kann: "Sister Mary says" renoviert "Enola Gay" sanft, "History of modern (Part I)" synthetisiert zauberhaft, "Metroland" nimmt den "Trans Europa Express", und mittlerweile sind McCluskey und Humphreys fast wieder die alten. Auch auf dem einzigen neuen Stück "Don't go", das allenfalls ein bisschen weniger Zuckerzeug vertragen hätte. OMD bleiben also sie selbst – und kehren nichts unter den Teppich. Fast wie die Band, die sie nicht sind.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Electricity
  • Enola Gay
  • Maid of Orleans
  • Genetic engineering
  • Tesla girls
  • Sailing on the seven seas
  • History of modern (Part 1)
  • Metroland

Tracklist

  • CD 1
    1. Electricity
    2. Red frame / White light
    3. Messages
    4. Enola Gay
    5. Souvenir
    6. Joan of Arc
    7. Maid of Orleans
    8. Genetic engineering
    9. Telegraph
    10. Locomotion
    11. Talking loud and clear
    12. Tesla girls
    13. Never turn away
    14. So in love
    15. Secret
    16. La femme accident
    17. If you leave
    18. (Forever) Live and die
    19. We love you
    20. Shame
  • CD 2
    1. Dreaming
    2. Sailing on the seven seas
    3. Pandora's box (It's a long, long way)
    4. Then you turn away
    5. Call my name
    6. Stand above me
    7. Dream of me
    8. Everyday
    9. Walking on the milky way
    10. Universal
    11. If you want it
    12. Sister Marie says
    13. History of modern (Part I)
    14. Metroland
    15. Dresden
    16. Night café
    17. Isotype
    18. The punishment of luxury
    19. What have we done
    20. Don't go

Gesamtspielzeit: 149:24 min.

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User Beitrag

MM13

Postings: 2478

Registriert seit 13.06.2013

2019-12-13 19:05:23 Uhr
gelungene best of,macht einfach spass zu hören.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28508

Registriert seit 08.01.2012

2019-12-01 14:46:11 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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