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Beck - Hyperspace

Beck- Hyperspace

Capitol / Universal
VÖ: 22.11.2019

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

We need the bass drum, come on

Ist er's oder ist er's nicht? Da erscheint ein neues Album von Beck und alle Welt spricht plötzlich über dessen persönliche Weltanschauung. Wie es dazu kam? Nun, daran ist der gute Mann nicht ganz unschuldig. "I'm not a Scientologist" verkündete er kurz vor Veröffentlichung seines 14. Werkes nämlich – und das, nachdem jahrelang jeder davon ausging, dass er eben doch Mitglied in Tom Cruises Lieblingssekte sei und es dann ja irgendwie auch wieder ohnehin egal war. Und so wurde pünktlich zum Erscheinungstermin heiß diskutiert, ob der 49-Jährige jetzt flunkerte oder früher gelogen habe und ob das überhaupt eine Rolle spiele. Am Ende muss man sagen: nein, wahrscheinlich nicht. Denn auch auf "Hyperspace", dem besagten neuen Albums Becks, werden weder vorwärts noch rückwärts kryptische Scientology-Weisheiten vertont, noch fordert er dazu auf, sich der Bewegung anzuschließen. Bitte gehen Sie also weiter, hier gibt es nichts zu sehen.

Halt, Moment! Zu hören gibt es natürlich dennoch einiges. Das vornehmlich von Pharrell Williams koproduzierte "Hyperspace" bewegt sich nämlich zwischen verschiedenen Genres hin und her. Mit einem nach dem Pop-Baukasten zusammengeschraubten, lupenreinen "Happy" hat Becks Neue freilich nicht viel gemeinsam, ebenso wenig mit diesem legendären deutschen Kollektiv, das auch gern mal alles hyper, hyper findet. Mit der hohen Qualität seiner letzten Werke allerdings auch nur bedingt – dabei ist "Hyperspace" keinesfalls schlecht. Nur mag das Teil stellenweise nicht so recht aus dem Quark kommen und stolpert bei seinem dementsprechend stocksteifen Tanz zwischen Synthie-Pop, Soul, Ambient und Krautrock ein ums andere Mal über seine eigenen Füße.

So richtig geschmeidig ist das jedenfalls nicht, wenn er in der sterilen Elektropop-Ballade "See through" mit angezogener Handbremse und im zweiten Gang versucht loszufahren, noch weniger geschickt wirkt es, als ihm kurz vorm Ende der Sprit ausgeht. Das kriegt das von Sky Ferreira unterstützte "Die waiting" deutlich besser hin, welches sich mit dezenten Gitarrenklängen und gar nicht dezenten Percussions in der Ohrmuschel einzuschmeicheln weiß. Auch "Stratosphere" mit Backing-Vocals von Coldplays very own Chris Martin und schwereloser Weltraum-Atmosphäre gibt da ein besseres, weil runderes, kräftigeres Bild ab. "In the stratosphere / Somewhere I could disappear", singt Beck und als Hörer möchte man sich glatt mit ihm gemeinsam verlieren. Diese Momente gibt es auf "Hyperspace" also durchaus auch – wenngleich sie sich hier und da ein bisschen zu gut verstecken.

Die blutleere Fake-Funk-Nummer "Star" etwa ruiniert fast den ansonsten wirklich gelungen Abschluss mit der Single "Everlasting nothing", die es immerhin schafft, das Album auf hoher Note ausklingen zu lassen. Und ausgerechnet der an jeder Stelle vollkommen fehl am Platz wirkende Titeltrack mit eigenem Rap-Part fällt vollkommen hinten runter – zum Glück fängt sich Beck immer wieder, nicht nur "Stratosphere", sondern auch dem schönen Groove von "Dark places" sei Dank. "A random thought, a memory / A tidal wave, a melody, I'm on my knees / A sudden change in everything", heißt es schließlich noch im anderen großen Highlight des Albums namens "Chemical", das von den anfänglichen regelrecht süchtigmachenden Momenten einer Liebesbeziehung übergeht in Krokodilstränen, Vorwürfe und offene Fragen. Beck, der sich Anfang 2019 nach 15 Jahren Ehe von seiner Frau getrennt hat, weiß offenbar ein Lied davon zu singen. Und dann ist halt doch wieder klar, warum "Hyperspace" hier und da möglicherweise etwas unsortiert wirkt. Wer hätte das gedacht: Daran ist Scientology mal nicht schuld.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Die waiting
  • Chemical
  • Stratosphere

Tracklist

  1. Hyperlife
  2. Uneventful days
  3. Saw lightning
  4. Die waiting
  5. Chemical
  6. See through
  7. Hyperspace
  8. Stratosphere
  9. Dark places
  10. Star
  11. Everlasting nothing

Gesamtspielzeit: 39:17 min.

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User Beitrag

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 33266

Registriert seit 07.06.2013

2022-03-17 10:06:11 Uhr
Dann möchte ich auch noch "Let's get lost" mit Bat For Lashes aus ebenjener Zeit genannt wissen.

myx

Postings: 5106

Registriert seit 16.10.2016

2022-03-17 10:00:21 Uhr
"I Won't Be Long" ist auch nicht schlecht, er tanzt nur am wenigsten von den dreien aus der Reihe. Vom Gesang her kommt mir streckenweise Spoon in den Sinn.

myx

Postings: 5106

Registriert seit 16.10.2016

2022-03-17 09:44:18 Uhr
Hehe, "Gimme" macht aber auch total Spass, witziger Song.

myx

Postings: 5106

Registriert seit 16.10.2016

2022-03-17 09:36:24 Uhr
Kommt direkt aus der genialischen Rumpelkammer. Grade zum ersten Mal gehört. Grossartig, ja!

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 33266

Registriert seit 07.06.2013

2022-03-17 09:01:03 Uhr
"Defriended" ist so groß.
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