Lindemann - F & M
Vertigo / Universal
VÖ: 22.11.2019
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
Nicht weit vom Stamm
Was macht der Fan, der zwischen Lindemann und Rammstein nicht unterscheiden kann? Nun, er freut sich eben, dass neben dem selbstbetitelten Album der Hauptband auch Till Lindemanns Sideprojekt mit Peter Tägtgren im Jahr 2019 ein neues Album herausbringt. Und jetzt, da das Zweitwerk "F & M" im Gegensatz zum englischsprachigen Debüt "Skills in pills" in Lindemanns Mutterrrsprrrache verfasst ist, lösen sich die Unterschiede zwischen den beiden Projekten nun vollends in Wohlgefallen auf. Wer sagt denn, dass das hektische Riffmonster "Allesfresser" nicht auch problemlos eine Rammstein-Platte zieren könnte? Ist das orchestral verkitschte "Schlaf ein" nicht sowieso um maximal zwei Ecken mit dem grandiosen "Mein Herz brennt" verwandt? Eben. Der Adamsapfel gurrt nicht weit vom Stamm.
Auf Ausreizungen des schlechten Geschmacks wie "Praise abort" oder "Golden shower" auf dem Vorgänger sowie die unsägliche Interims-Single "Mathematik" mit Haftbefehl verzichtet "F & M" allerdings. Ebenso wie auf "Rammstein" ein halbes Jahr zuvor geben sich die elf Stücke beinahe handzahm im Vergleich zu früheren Ausflügen. Auch in diesem Fall beginnt die Platte außerdem recht stark mit den ersten Singles. Der wuchtige Ohrwurm "Steh auf" mag sogar eine halbe Strophe lang als eine Lindemannsche Version eines Deutschpop-Motivationslieds durchgehen, bis der morbide Hintergrund letztlich doch durchbricht. "Ich weiß es nicht" stapft textlich gedächtnisverloren, musikalisch aber umso entschlossener umher. "Wo bin ich gewesen? / Was hab ich getan?" Es heult dramatisch im Hintergrund.
Experimente wie der Evil-Casanova-Tango "Ach so gern" geben sich nicht mal besonders Mühe, den Sound des Duos wirklich zu dehnen. "Ach so gern hab ich die Frauen geküsst / Und das nicht immer auf den Mund", lässt Lindemann wissen. Wiederhörwert? Tendiert leider gen Null. Der Quasi-Titeltrack "Frau & Mann" nervt mit dem ständig wiederholten "Eieieiiii" ebenfalls sehr und hat nicht mal ein interessantes Thema, das davon ablenken könnte. Ansonsten aber kann "F & M" meist mit soliden Mittelmaß aufwarten – kraftmeierisch produziert, erstaunlich wenig provozierend. Besser wird es, wenn mit "Gummi" ein tatsächlich noch nicht abgehandelter Fetisch auf den Tisch kommt und Tägtgren sich alle Mühe gibt, mit der Gitarre die besungene Geilheit nachzuzeichnen. Das kickt ordentlich – und nichts Anderes soll es.
Die bemerkenswerteste Nummer hätte derweil das Tohuwabohu um ihr Video samt, nun ja, kannibalistischer Cunnilingus-Szene, die im Nachhinein nur noch zensiert zu sehen war, wirklich nicht gebraucht. "Knebel" tarnt sich zweieinhalb Minuten lang als stromlos gehaltener Mix aus Lebensphilosophie und Knebelfantasie, um umso unvermittelter das Gewitter loszulassen. "Das Leben ist schwer / Ich würde es mögen, wenn es einfacher wär." Selbst Nicht-Fans könnten Lindemann ausnahmsweise mal keinen Knebel in den Mund wünschen. Der Rest freut sich indes über mehr vom Gleichen unter anderem Namen. Für den kurz vor Ende mit Synthies aus der Rammstein-Frühphase beschenkten "Platz eins" könnte das auch wieder reichen. Man weiß eben, was man daran hat.
Highlights
- Steh auf
- Knebel
- Gummi
Tracklist
- Steh auf
- Ich weiß es nicht
- Allesfresser
- Blut
- Knebel
- Frau & Mann
- Ach so gern
- Schlaf ein
- Gummi
- Platz eins
- Wer weiß das schon
Gesamtspielzeit: 43:14 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Schwarznick Postings: 1301 Registriert seit 08.07.2016 |
2019-11-22 21:38:43 Uhr
finde die "sehnsucht" am besten, und mittlerweile dicht gefolgt von "mutter" die "reise reise" und "rosenrot". saustark! die neue lindemann finde ich bis auf 2-3 songs nicht so geil, kackt so ziemlich gegen alle rammsteins ziemlich ab. |
Eurodance Commando Postings: 1731 Registriert seit 26.07.2019 |
2019-11-22 03:34:04 Uhr
Fick fick fickMathematik! Fick fick fick Fick sie richtig! Fick fick fick Mathematik! Algebra ist gar nicht wichtig! |
Watchful_Eye User Postings: 2809 Registriert seit 13.06.2013 |
2019-11-21 23:10:22 Uhr
Okay gut danke :) hatte mir sowas schon gedacht. |
Felix H Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 9993 Registriert seit 26.02.2016 |
2019-11-21 23:02:01 Uhr
Und ergänzend: Das hier ist eher ne knappe 5/10, "Rammstein" schon auf der Schwelle zur 6/10. Spiegelt sich halt in ganzen Wertungsschritten nicht wider. |
Felix H Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 9993 Registriert seit 26.02.2016 |
2019-11-21 23:00:38 Uhr
Hatte im Rammstein-Thread mal zu allen gepostet... "Mutter" ist für mich das beste Album der Band. Schwanke da zwischen 7/10 und 8/10. |
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Referenzen
Rammstein; Hypocrisy; Pain; Emigrate; Die Krupps; Laibach; KMFDM; Deutsch Amerikanische Freundschaft; Megaherz; Eisbrecher; Hämatom; Eisregen; Knorkator; Lordi; Stendal Blast; White Zombie; Secret Discovery; Killing Joke; Coilbox; Dirge; Painflow; Pitchshifter; Prong; Fear Factory; The Kovenant; Nailbomb; Nine Inch Nails; Slipknot; Marilyn Manson; Schweisser; Das Ich; Goethes Erben; And One; Project Pitchfork; Amon Amarth; Darkest Hour; Arch Enemy; At The Gates; Entombed A.D.; Pain; The Haunted; Unleashed; Carcass; Gothminister; Dementi; Weissglut; Ostkreutz; Lordi; Herzer; Keilerkopf; Unheilig; Total Devastation
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