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M. T. Hadley - Empty

M. T. Hadley- Empty

PIAS / Rough Trade
VÖ: 08.11.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Dreieck mit Detektiv

Der Brite M. T. Hadley war bisher eher der Mann im Hintergrund. Da ist es nicht verwunderlich, wenn der Name einem zunächst nichts sagt. Dabei ist sein Adressbuch gefüllt mit großer Prominenz. Nilüfer Yanya, Metronomy oder Tobias Jesso Jr. – sie alle haben schon mit Hadley zusammengearbeitet, nur hat dabei jener den Spot im Rampenlicht immer ausgelassen. Erst als Frank Ocean Hadleys Song "Janet" in seine Playlist gepackt hat, gab es erste Aufmerksamkeit für den scheinbar so schüchternen Musiker. Was nun folgt, ist ein Debütalbum, welches gut zu jener zurückhaltenden Art passt. "Empty" ist ein betont bescheidenes Kleinkunstwerk in geschmeidigem Eighties-Bedroom-Pop. Die Synthies stehen neben der Schlafgelegenheit, den Drum-Computer kann man im dämmrigen Licht nur erahnen und auch die Hadleys Stimme schleicht sich eher unbeobachtet durch die Tür hinein. Doch ein Sinn für kleine Details beim zweiten Blick macht aus dieser Platte dann doch etwas anderes als reine Schwelgerei.

Da wäre zum Beispiel "Private eye": Genüsslich räkelt sich das Stück im tropikalen Ferienbett, langsam, träge, immer ein wenig im Zwielicht, bevor sich ein idyllischer Refrain entfaltet, der Sehnsucht und Leidenschaft sachte anklingen lässt. Das vordergründige Entspannungsprogramm wird aber durch den Text relativiert. Da hat man es nämlich mit einer komplizierten Dreiecksgeschichte zwischen einem eifersüchtigen Ehemann, einem Privatdetektiv und dem weiblichen Observierungsobjekt zu tun, knifflig und vielschichtig. Auch "First floor" badet im Mondschein abwartend und zögernd zwischen trägem Rhythmus und körperlosen Synthies, bevor der Chorus etwas mehr Handfestigkeit einbringt. Es sind diese Momente, bei denen aus einer etwas unentschlossenen Schwebehaltung konkrete Melodiefolgen mit Hit-Appeal entstehen, die diese Songs spannend machen.

Besagtes "Janet" stellt dem schwerelosen Gleiten ein paar fast schon komische Synthie-Akzente an die Seite, ein wenig Verfremdung und Skurrilität stellt sich ein, bevor mit dem Refrain versöhnliche Klarheit geschaffen wird: "My mother told me to be kind / And she told me to be true." Dass darauf jedoch ein gedachtes Aber folgt, macht das Stück erst richtig fesselnd. Die etwas kantigeren Percussions zum Auftakt von "Lonely people" erzeugen dann erst einmal eine ausgestellte Künstlichkeit, die Hadleys jedoch mit softer Leidenschaftlichkeit im Gesang und schwelgerischen Melodien auflöst: Unter "You know / I will love you until the day / That I die" macht er es nicht. Dass die Stücke immer eine artifizielle Verfremdung in sich tragen, macht sie jedoch umso aufregender.

Das leicht bedrohliche Pendeln der Melodie im Hintergrund von "Reticent" verweigert das vollständige Eintauchen in die sehnsüchtige Süße des Songs. Beim Slow-Dance von "Rattle" hat man hingegen das Gefühl, die in warmen Farben erstrahlende Gefühlslandschaft sei streng und rational maßgeschneidert worden. Und doch brechen in Form der verletzlichen Gesangsharmonien immer wieder echte Emotionen durch, die oftmals ihren Anfang und ihr Ende in Verlassenheit und Einsamkeit nehmen – so im isoliert wehklagenden Abschluss "Read receipt", der dem Wunsch nach Annäherung ein versonnenes Saxofon und innige Gitarren-Soli zur Seite stellt. Innerhalb seiner Songs mag der Schritt nach draußen, die Kontaktaufnahme zu der Außenwelt ein frommer Wunsch bleiben, mit "Empty" ist M. T. Hadley jedoch im realen Leben nun glücklicherweise genau diesen Schritt auf sein Publikum zugegangen. Dass er willkommen sein wird, scheint bei diesen gelungenen Songs nur Formsache zu sein.

(Martin Makolies)

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Highlights

  • Private eye
  • Janet
  • Rattle

Tracklist

  1. Reticence
  2. Private eye
  3. First floor
  4. Janet
  5. Lonely people
  6. Reticent
  7. Rattle
  8. Roof party
  9. Read receipt

Gesamtspielzeit: 31:05 min.

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Armin

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2019-11-21 21:39:02 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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