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The Good Ones - Rwanda, you should be loved

The Good Ones- Rwanda, you should be loved

Anti / Indigo
VÖ: 08.11.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Das alltägliche Schicksal

Die Geschichte von The Good Ones ist leider alltäglich. Und doch klingt sie für europäische Ohren unfassbar, traurig, ergreifend. Bandkopf Adrien Kazigira und seine beiden Mitstreiter haben so viel er- und überlebt, dass man es erst einmal verdauen muss. Das Trio stammt aus Ruanda, einem äußerst dicht besiedelten Binnenstaat im östlichen Zentralafrika mit zwölf Millionen Einwohnern. 1994 kam es nach dem Abschuss des Flugzeugs des damaligen Staatspräsidenten zum Völkermord, in welchem über 800.000 Menschen ihr Leben ließen, viele wurden davor gefoltert und vergewaltigt. Kazigira verlor einen großen Teil seiner Familie, sah die Verbrechen und das Elend aus nächster Nähe. Er wollte daraufhin auf musikalische Weise die Trauer verarbeiten. The Good Ones bekamen ihren Namen deshalb, weil Kazigira mit diesem Trio aus den drei teils verfeindeten Stämmen Tutsi, Hutu und Abatwa jeweils die "Guten" repräsentieren wollte. Und um von der allgegenwärtigen Realität aus Tod, Hunger und dem Leben von Tag zu Tag zu erzählen.

In den letzten Jahren musste Kazigira zudem den Tod seiner Frau verarbeiten, seine 13-jährige Tochter leidet außerdem an einem Tumor, der sie erblinden lässt. Die Musik erfährt dadurch keine Einschüchterung: In ihr schwingt neben Melancholie auch immer Hoffnung mit. The Good Ones sind dabei radikal ursprünglich. Wie auch die Vorgänger ist "Rwanda, you should be loved" mit Hilfe des US-amerikanischen Entdeckers und Produzenten Ian Brennan auf Kazigiras Farm entstanden, auf der er nach wie vor ohne Strom und fließendes Wasser lebt. Der Klang ist entsprechend roh und unmittelbar – es wirkt, als ob die Musiker direkt im gleichen Raum sitzen mit Zupfinstrumenten und Percussion, die oft improvisiert scheint. Die Texte sind in einem lokalen Dialekt der Sprache Kinyarwanda gehalten, somit geben schön formulierte, englischsprachige Songtitel wie "Despite it all I still love you, dear friend", "A long, sad journey watching you die" oder "My smartest friend has lost his mind" die einzigen Hinweise auf den lyrischen Inhalt.

"Rwanda, you should be loved" ist reduziert auf die blanke, schmerzhafte Essenz von Musik. Die zwölf Stücke leben von den Melodien, dem unverfälschten Gesang. Sie bieten zugegeben nicht viel Abwechslung, vielmehr vermitteln sie als Ganzes einen tiefgehenden Eindruck des Lebens in Ruanda, kommunizieren auch ohne verständliche Lyrics die Sorgen, Hoffnungen und Träume von The Good Ones. Als Übersetzungshelfer treten neben Brennan auch diverse hochkarätige Gäste auf den Plan. Corin Tucker (Sleater-Kinney), Joe Lally (Fugazi), Tunde Adebimpe (TV On The Radio) – sie alle ordnen sich dem musikalischen Setting unter. Nur Kevin Shields, Mastermind von My Bloody Valentine, will mit dem untermalenden, teppichartigen Keyboardton in "A long, sad journey watching you die" nicht recht hineinpassen. Toll ist dagegen das ergänzende Gitarrenspiel von Wilcos Nels Cline in "Where did you go wrong, my love?", das unverkennbar bleibt, sich aber hier bestens einfügt.

The Good Ones bleiben jedoch stets die Hauptakteure auf ihrem Album. Dadurch, dass "Rwanda, you should be loved" kaum Zugeständnisse an europäische oder amerikanische Ohren macht, wirkt die Platte vollkommen fremdartig, nicht einmal die reduziertesten aktuellen Folkalben vermitteln eine Ahnung davon. Dabei ist Musik dieser Art alltäglich, weit verbreitet, dringt nur eben nicht in die Boxen der sogenannten Ersten Welt durch. Genauso wie es mit dem Horror ist, den The Good Ones in ihrem Heimatland erleben mussten. So passiert es täglich auf der Welt. "Life is hard", heißt ein Song und die drei Ruander müssen es wissen. Umso wichtiger ist es, dass solche Stimmen gehört werden.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Despite it all I still love you, dear friend (feat. Tunde Adebimpe)
  • Where did you go wrong, my love (feat. Nels Cline)
  • Please come back to me (feat. Corin Tucker)

Tracklist

  1. The farmer
  2. Despite it all I still love you, dear friend (feat. Tunde Adebimpe)
  3. Will you be my protector?
  4. Where did you go wrong, my love (feat. Nels Cline)
  5. Young people are the future
  6. Please come back to me (feat. Corin Tucker)
  7. Marciana, you should love
  8. A long, sad journey watching you die (feat. Kevin Shields)
  9. Life is hard
  10. Seraphinne, you are the prettiest woman in the world
  11. My wife is as beautiful as a sunset (feat. Joe Lally)
  12. My smartest friend has lost his mind

Gesamtspielzeit: 40:21 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

musie

Postings: 3751

Registriert seit 14.06.2013

2019-11-21 23:02:24 Uhr
danke für die rezension, auf diese musik wäre ich sonst nicht gestossen.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-11-21 21:38:26 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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