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Raised Fist - Anthems

Raised Fist- Anthems

Epitaph / Indigo
VÖ: 15.11.2019

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Alte Schweden

Quizfrage: Welche verdiente Hardcore-Band aus Schweden, deren Name mit dem Buchstaben "R" beginnt, hat heuer eine enttäuschende Bruchlandung hingelegt? Tipp: Die Antwort findet sich nicht in diesem Text. Raised Fist liefern im 26. Jahr der Bandgeschichte insgesamt solide ab. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Longplayer Nummer sieben trägt den selbstbewussten Titel "Anthems" – was insofern eine problematische Voraussetzung ist, als dass das Quintett aus Luleå die ganz großen Hymen schon auf dem Vorgänger verbraten hat. "From the north" wartete vor vier Jahren nicht nur mit einem unerwarteten Schwenk ins Melodische auf und machte zwei große Schritte in Richtung Post-Hardcore, sondern bot vor allem richtig starkes Songwriting. Und auch wenn der Neuling im qualitativen Vergleich nun eindeutig den Kürzeren zieht, setzt die Platte den damals eingeschlagenen Weg doch konsequent fort. Die Zeiten, in denen ein metallischer Brutalo-Sound alles kompromisslos niederwalzte, scheinen endgültig vorüber zu sein. Kam die Überschrift der Kritik zum 2006er Album "Sound of the republic" noch gut und gern ohne Satzzeichen aus, müsste man sie dreizehn Jahre später wohl als Frage formulieren: Always hardcore?

Ob Hardcore oder nicht, darüber mögen sich Die-Hard-Fans und Szenepolizisten bei geeigneter Gelegenheit die Köpfe einschlagen. Dem unorthodoxen Rest der Hörerschaft sei versichert, dass "Unsinkable II" nicht deshalb der vielleicht schlechteste Song der Bandgeschichte ist, weil die Schweden es wagen zu neuen Ufern aufzubrechen – sondern weil ihr Kahn auf der Hälfte der Reise jämmerlich absäuft. "Venomous" und vor allem "Into this world" gehen dagegen gut und gefällig ins Ohr, aber bauen trotzdem ordentlich Druck auf. Denn selbstredend ist auch 2019 immer noch mächtig Bums dahinter. Oder "rummz". Und "uffda". Die Älteren erinnern sich. Aber zurück in die Gegenwart und zu einer aktuellen Entwicklung, die wirklich niemand gutheißen kann, ob Purist oder nicht: Ein, wenn nicht das Trademark von Raised Fist, ist die heiser-krächzende Stimme von Alexander "Alle" Hagman, der schreit und keift, bis ihm gefühlt die Halsschlagader platzt. Je atemloser und monotoner, desto besser. Das muss so sein. Punkt. Und das ist auch auf "Anthems" noch so, allerdings mischen sich nun auch vermehrt smooth-cleane Rap-Parts in die Songs, wodurch Raised Fist dann bisweilen wie eine schmierige New-Metal-Kapelle klingen. Zum Glück "singt" Hagman nicht, könnte man an dieser Stelle zwar einwenden, aber das ist ein schwacher Trost.

Dass einzelne Songs unter ihren Möglichkeiten bleiben, hat aber noch einen anderen Grund. So ist "Anthem" tatsächlich die Hymne, die der Titel verspricht – wenn da bloß der Text nicht wäre, für den sich die Schweden offenbar von H.P. Baxxter haben inspirieren lassen. "Hey, put your fist to the sky if you love it." Nein danke, Jungs, so nicht. Ein bisschen mehr als Belanglosigkeiten à la "We are Raised Fist / This is how it is" dürften auf Albumlänge bitte rumkommen. Denn es ist ja nicht so, dass die Schweden nichts zu sagen hätten. Beispielsweise setzte das großartige "Men & Earth" auf dem Vorgänger ein überzeugendes Statement gegen den ignoranten Umgang mit der Umwelt, auf Facebook teilte man jüngst ein Video von Greta Thunberg. Davon kann man halten, was man will, aber auffällig ist, dass die Schweden auf dieser Platte neuerdings erstaunlich vage bleiben und allzu explizite Aussagen vermeiden. Aber sei's drum. Bei aller angebrachten Kritik machen Raised Fist ihre Sache insgesamt nicht schlecht. Mit "Anthems" verhält es sich ein bisschen wie mit der Fundgrube bei Ikea: Nicht alles möchte man mit nach Hause mitnehmen, aber ab und zu ist doch ein schönes und taugliches Stück darunter, das auch zwischen den liebgewonnenen alten Sachen im Regal keine schlechte Figur abgibt. Vielleicht hätte man sich mehr erwartet, aber man wird auch nicht enttäuscht. Und das ist, siehe Eingangsfrage, immerhin etwas.

(Markus Huber)

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Highlights

  • Venomous
  • Anthem
  • Into this world

Tracklist

  1. Venomous
  2. Seventh
  3. Anthem
  4. Murder
  5. Into this world
  6. Shadows
  7. Oblivious
  8. Polarized
  9. We are here
  10. Unsinkable II

Gesamtspielzeit: 29:28 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

BretinBones

Postings: 39

Registriert seit 22.11.2019

2019-11-22 19:04:09 Uhr
Leider eine seltsam schwache Platte mit vielen cringe-momenten. "From the North" war so dermassen gut und hatte mit Flow einen der besten Hardcoresongs der letzten 10 Jahre drauf. Dieser Groove ist mörderisch! :)

Hoschi

Postings: 1741

Registriert seit 16.01.2017

2019-11-21 09:04:58 Uhr
@Wilson
Komisch, ich hab während des Hörens der Dedication auch über mein Küchenradio Spass
(Achtung, keine Ironie vorhanden)

wilson

Postings: 236

Registriert seit 10.08.2015

2019-11-20 23:50:17 Uhr
gute hardcore/punk platten benötigen natürlich immer eine saubere, ausdifferenzierte produktion!...(ironie off)

Hoschi

Postings: 1741

Registriert seit 16.01.2017

2019-11-20 17:13:46 Uhr
Alter Schwede, was ist denn das bitte für eine unterirdische Produktion ?!
Mal davon abgesehen dass mir sie Songs, und zwar alle, so dermaßen nicht zusagen macht die Albumproduktion den Rest komplett zunichte.
Klingt wie eine belanglose NuMetal Kapelle.

Mein Favorit Dedication ist bis heute ungeschlagen, was Songs und Produktion angeht.
The Sound of the Republic(matschig) und From the North(Drums igitt)sind songmäßig ok aber eben auch mit viel Füllmaterial ausgestattet.
Die Veil of Ignorance gefällt mir in der Dedication Post Ära noch am besten.

3/10
Mehr gibts von meiner Stelle für Anthems nicht.

Dumbsick

Postings: 394

Registriert seit 31.07.2017

2019-11-19 06:04:42 Uhr
ist mittlerweile deren siebtes album.

waren mir bisher zu monoton
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