Bent Knee - You know what they mean

InsideOut / Sony
VÖ: 11.10.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Raus aus dem Elfenbeinturm
Die progressiven Vertreter der Rockmusik haben es nicht leicht heutzutage. Pop und HipHop schließen durch Künstler wie Kanye West oder Bon Iver musikalisch auf rasantem Level mit intelligentem Songwriting und unkonventionellen Ideen so sehr auf, dass ehemalige Größen wie Steven Wilson oder Leprous sich schon wieder eingängigeren Formen annahmen. Das Sextett Bent Knee fand sich am legandären Berklee College of Music und praktiziert seitdem einen spannenden neuen Ansatz, Avantgarde-Anspruch mit Pop-Appeal zu einer neuen Art-Rock-Form verbinden. Nach zwei Alben ist "You know what they mean" nun ihr repetitivstes – steht jedoch den Eskapaden ihrer früheren Songs in nichts nach.
Bent Knee haben nämlich verstanden, dass ein gutes Songwriting und wohlausgewählte Elemente Musik mehr bereichern als jede noch so vertrackte rhythmische Verspieltheit. So punktet etwa "Give us the gold" mit kühlem Lorde-Sound und geduldigem Aufbau bis zum perkussiven, tanzbaren Refrain, nur damit dieser in einen weiten Post-Rock-Part im Stile von Heisskalt aufgeht. Schon der erste richtige Song des Albums erinnert so an ihre Großtat "Land animal" von vor zwei Jahren. "Egg replacer" braucht zwar fast anderthalb Minuten, um zu explodieren, das grimmige Stoner-Gitarrenriff hätte aber auch Torche stolz gemacht. Mit den mehrstimmigen Gesangs-Terzschichtungen zollen Bent Knee auch ihrem progressiven Anspruch Tribut.
Eine große Besonderheit von "You know what they mean" ist die deutliche Weiterentwicklung in Klang- und Sound-Design. Nicht nur wirkt der Ton keines einzigen Instruments dem Zufall überlassen, vielmehr schließt die Band mit der deutlichen Verzerrung vieler Passagen und Songs an eine zeitgemäße Lo-Fi- und Soundcloud-Ästhetik an. Songs wie "Bone Rage" oder "Lovell" drehen den Distortion-Regler auf der Masterspur hoch und erinnern dabei an den frühen XXXTentacion oder den fiebrigen Sound von Kids See Ghosts. Letzterer Song führt schwebende Gitarren-Harmonieflächen in ein widerspenstig verzerrtes Drum-Biest, nur um am Ende aufzulösen, dass es sich beim Song nur um eine Probenaufnahme handelt.
Es ist dieses organische Moment, das die größte Stärke von "You know what the mean" darstellt. Selbstverständlich ist jedes einzelne Mitglied absoluter Vollprofi auf dem jeweiligen Instrument, aber die Band entschied sich gegen eine glattbügelnde Studioproduktion und für ein menschliches Klangbild. Songs wie "Lovemenot" etwa lassen zu keiner Sekunde Zweifel an der Authentizität der gespielten Instrumente, zweifeln und offenbaren gerade dadurch einen zutiefst menschlichen Groove. "Bird song" erinnert im krassen Gegensatz dazu an Daughter und Bon Iver, wirkt aber in keiner Sekunde unnahbar. Vielleicht ist es genau das, was Progressive Rock momentan benötigt.
Highlights
- Give us the gold
- Bone rage
- Lovemenot
Tracklist
- Lansing
- Bone rage
- Give us the gold
- Hold me
- Egg replacer
- Cradle of rocks
- Lovell
- Lovemenot
- Bird song
- Catch light (Album version)
- Garbage shark
- Golden hour
- It happens
Gesamtspielzeit: 56:02 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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hexed all Postings: 247 Registriert seit 15.06.2013 |
2024-01-27 13:29:24 Uhr
Ist für mich mittlerweile eines ihrer besten geworden, up there with Shiny Eyed Babies und Land Animal. Wenn man die Interludes ausklammert ist die Hit-Dichte auf YKWTM wahrscheinlich sogar größer als bei den Vorgängern.Lasse seit Wochen immer mal wieder "Frosting" (das 2021er Album) laufen und hab leider immer noch nicht so richtig reingefunden. Finds aber allein schon dafür super, dass die Band auf vielen Tracks so klingt, wie man sie noch nie zuvor gehört hat ("The Upward Spiral", "Invest in Breakfast", "OMG", "Casper", "Rib Woman"). In der Beziehung sind Bent Knee den Leprouses und Steven Wilsons eben doch ein kleines Stück voraus. Schade, dass die Band hier so selten besprochen wurde und wird! |
nörtz User und News-Scout Postings: 15517 Registriert seit 13.06.2013 |
2023-01-02 17:19:19 Uhr
Wird kaum einen interessieren, aber dieses Album beinhaltet einen ihrer besten Songs. Insbesondere der Aufbau am 3:50 - Weltklasse!Gitarrist und Bassistin sind ja ausgestiegen, mal sehen ob die noch weitermachen. Nachdem sie drei der besten Artrockalben der 10er rausgebracht haben und dann zuletzt noch ein Popalbum, das wohl viele Progger verschreckt hat, haben sie eigentlich alles gesagt. |
hexed all Postings: 247 Registriert seit 15.06.2013 |
2019-11-16 02:56:07 Uhr
Wenn die Rezension direkt mit Prog-Bashing und Namen wie "Kanye West" und "Bon Iver" anfängt... als wäre Musik ein Wettrennen. Der suggerierte Zusammenhang zwischen Hip-Hop-Aufstieg (welcher ohnehin zur Debatte steht) und der "Verweichlichung" zweier Prog-Größen auch super absurd, vor allem wenn man bedenkt, dass die gemeinten Alben hier überdurchschnittlich gute Wertungen erhalten haben. |
Marküs Postings: 1308 Registriert seit 08.02.2018 |
2019-11-15 08:52:26 Uhr
Anders als bei Leprous ist hier die Weiterentwicklung nicht gelungen. Ein weitesgehend schwaches Album leider. |
nörtz User und News-Scout Postings: 15517 Registriert seit 13.06.2013 |
2019-11-14 21:32:08 Uhr
Für mich immer noch ihr schlechtestes Album und wie schon bei Leprous, brauche ich keinen verwässerten Pop-Prog von Proggern, die aauf Bon Iver machen. |
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Referenzen
Radiohead; Bon Iver; Courtney Swain; Ben Levin; Justive Cow; Arc Iris; Artificial Language; Elderflux; Port Noir; Native Construct; Nova Collective; Caligula's Horse; Iamthemorning; Thank You Scientist; 22; Rendezvous Point; Richard Henshall; Daughter; Haken; The Tea Club; In The Presence Of Wolves; Gravity Storm
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