Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


Apache 207 - Platte

Apache 207- Platte

Two Sides / Four / Sony
VÖ: 25.10.2019

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Rap it like Zlatan

Und plötzlich war er da. Der Zlatan Ibrahimovic des Deutschrap. Der Indianer aus der Provinz. Ein Typ, der mit Pferdeschwanz und Saugnoppenschuhen durch seine Videos tanzt und dabei wirkt, als hätte er in seinem Leben nie etwas anderes gemacht. Quasi über Nacht hat sich Apache 207 in das Spitzenfeld der Charts katapultiert. Ein Zufall ist das nicht, wie sein Debüt "Platte" unter Beweis stellt. Hier hat jemand genau erkannt, wie virales Marketing funktioniert und ist in eine Lücke gestoßen, von deren Existenz bis vor kurzem niemand wusste. Ob er gekommen ist, um zu bleiben, ist derzeit nicht abzusehen. Stand jetzt ist er ein formidabler Unterhaltungsfaktor. Das alles wäre nicht mehr als eine Randnotiz wert, wenn die Musik nicht so verdammt clever wäre. Die Beats sind nicht nur auf höchstem Niveau produziert, sondern warten immer wieder mit kleinen Überraschungen auf. Der Sound orientiert sich zwar durchaus an zeitgenössischen Trends, wildert jedoch auch tief in den Achtzigern und Neunzigern des vergangenen Jahrhunderts. Immer wieder geben Eurodance-Rhythmen den Takt vor, während die Hallfahnen mancher Snares von hier bis Bonnie Tyler reichen. Trash? Sicherlich, aber geschmackvoller Trash.

Im Mittelpunkt steht selbstverständlich Apache 207. Mühelos wechselt er zwischen Rap und Gesang, wobei er ein gutes Händchen für Hooks beweist. Verse wie "Apache bleibt gleich" aus dem großartigen "Roller" beißen sich im Hirn fest und lassen nicht mehr los. Thematisch wagt der Ludwigshafener nur selten etwas, die meisten seiner Songs bewegen sich klassisch zwischen Selbstbeweihräucherung und Chauvinismus. Und doch ist er meilenweit von mentalen Tieffliegern wie Mero oder Capital Bra entfernt. Dies liegt zum einen an der Selbstironie, mit der er sich inszeniert, und zum anderen an der Melancholie, die sich immer wieder in seine Tracks schleicht. So ist "Grey Goose" ein erstaunlich nachdenklicher Song, der in Moll-Akkorden badet. Apaches Sprache ist prägnant und orientiert sich am Straßenslang, ohne sich daran anzubiedern. Selbsternannte Sprachschützer sollten bei Zeilen wie "Bitch an Ampel, ich wink'" freilich weghören. Aber das muss so.

Das, was "Platte" so besonders macht, ist die Lässigkeit, mit der Apache 207 agiert. Ein Song wie "200 km/h" legt schonungslos offen, wie hüftsteif die Konkurrenz unterwegs ist. Hits wie "Keine Fragen" oder "Wieso tust Du Dir das an?" kommen ohne jeglichen Schnickschack aus. Ein Motiv, eine Strophe, eine Hook. Und genau deshalb sind sie so effektiv. Hinter der Fassade verbirgt sich ein riesiges Talent, was beispielsweise die Gesangsmelodie von "Beef" zeigt. Leider hält Apache nicht durchgehend das Niveau der Highlights. "Sex mit Dir" wartet zwar mit einem guten Refrain auf, kommt textlich jedoch nicht über eine stumpfe Aufreißerstory hinaus. "Doch in der Nacht" übertreibt es mit den Dancefloor-Anleihen dann doch etwas, wodurch sich Assoziationen zur Ballermann-Party einstellen. Aber das alles fällt nicht sonderlich ins Gewicht. Denn hier weht frischer Wind. Selbst falls Apache 207 nur ein kurzlebiger Trend sein sollte, ist ihm schon jetzt ein Kunststück gelungen. Wenn in zehn Jahren jemand fragt, wie sich 2019 angefühlt hat, genügt es, ihm "Platte" vorzuspielen.

(Christopher Sennfelder)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • Roller
  • 200 km/h
  • Wieso tust Du Dir das an?

Tracklist

  1. Sex mit Dir
  2. Roller
  3. Beef
  4. 200 km/h
  5. Keine Fragen
  6. Wieso tust Du Dir das an?
  7. Doch in der Nacht
  8. Grey Goose

Gesamtspielzeit: 22:24 min.

Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:
Forums-Thread ausklappen
(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

tjsifi

Postings: 786

Registriert seit 22.09.2015

2019-11-12 09:37:05 Uhr
Soll das Satire sein? Oder ist das tatsächlich ernst gemeint? Ich spreche sowohl von der Rezi/Wertung als auch dieser "Musik" an sich.

Earl Grey

Postings: 508

Registriert seit 14.06.2013

2019-11-12 01:48:10 Uhr
@berndGeorg
Sehr differenzierte Aussage... das Album/Ep eigentlich mal komplett gehört? Oder einfach mal nur durchgeskippt?

BerndGeorg

Postings: 7

Registriert seit 02.12.2018

2019-11-11 23:27:38 Uhr
Einfach nur langweilig und belanglose Aneinanderreihung von Autotunemöchtegernrapgedöns.....da is ja Schlager und EDM ja noch innovativ dagegen...

Eurodance Commando

Postings: 1731

Registriert seit 26.07.2019

2019-11-08 16:36:50 Uhr
Und wieder mal: Bei deutschsprachigem Hip-Hop ist für mich Plattentests kompletter Fail.

Earl Grey

Postings: 508

Registriert seit 14.06.2013

2019-11-08 16:31:06 Uhr
*gähn*
Zum kompletten Thread

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Bestellen bei Amazon

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Plattentests.de-Forum

Anhören bei Spotify