Francesca de Fazi - Craft songs

Noja
VÖ: 13.09.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Es lebt
Francesca de Fazi hat den Blues. Seit über 20 Jahren schon. Unermüdlich gibt sie Konzerte und veröffentlicht hervorragende Alben, die meist nur Eingeweihten bekannt sind. Die Italienerin, die viele Jahre ihres Lebens in England und den USA verbrachte, stört das nicht. Sie weiß um ihre Qualitäten. Ihrem neuestes Werk "Craft songs" gelingt das Kunststück, Einflüsse aus verschiedenen Dekaden zu einem schlüssigen Ganzen zu vereinen. Dabei verlässt sich die Songwriterin auf ihr Gespür für die Feinheiten. Obwohl sie nur selten Wagnisse eingeht, setzt sie genau dann überraschende Akzente, wenn sie gebraucht werden. "Message in the bottleneck" beginnt beispielsweise als klassischer Stampfer à la John Lee Hooker, verwandelt sich jedoch rasch in etwas völlig anderes. Etwas, das bekannt klingt, aber trotzdem funktioniert. Denn es lebt.
Einige Songs sind dagegen stark vom Funk infiziert. So lädt "Heart in mind" mit einem unwiderstehlichen Groove zum Tanzen ein. Auch den Opener "Making miracles" durchweht der Geist Stevie Wonders. All das wäre ziemlich witzlos, wenn die beteiligten Musiker ihr Handwerk nicht verstünden. Die Band ist tight, die Arrangements sitzen – manchmal fast schon ein bisschen zu genau. Allerdings sorgt de Fazis variabler Gesang dafür, dass niemals der Eindruck bloßer Muckerei aufkommt. Zudem strotzt "Craft songs" nur so vor ausgefallenen Ideen. Besonders gelungen gerät "Pacific trash vortex", ein Hybrid aus analogem Soul und digitalem Experiment. De Fazis Stimme verschwindet fast hinter allerhand Gewaber und Geflirre, nur um sich im unwiderstehlichen Refrain wieder an die Oberfläche durchzukämpfen. Das ist zum Niederknien cool.
Die Kernkompetenzen der gebürtigen Römerin liegen jedoch woanders, nämlich im Delta. Glücklicherweise versucht sie gar nicht erst, allzu puristisch vorzugehen, womit sie der Authentizitätsfrage geschickt aus dem Weg geht. Stattdessen kombiniert sie in Songs wie "Danubio blues" das Blaue mit dem Neonfarbenen. Will sagen: Sound und Struktur orientieren sich am Genrestandard, die Darbietung sucht jedoch das Licht der Großstadt. Zum Gelingen trägt der hervorragende Mix bei, jedes Instrument hat Luft zum Atmen und kommt genau dann zur Geltung, wenn es darauf ankommt. Nachzuhören in der zum Dahinschwelgen schönen Ballade "Post partum blues". De Fazis leicht heisere Stimme sorgt hier für einige Gänsehautmomente. Noch spannender ist "Heaven pie", das trotz niedrigem Tempo direkt in den Bann zieht. Eine mit zahlreichen Effekten versehene E-Gitarre lullt den Hörer zunächst ein, ehe die Sängerin tieftraurige Verse anstimmt. Im Refrain geht dann die Sonne auf, zumindest ein bisschen. Denn den Blues, den hat Francesca de Fazi immer noch.
Highlights
- Message in the bottleneck
- Pacific trash vortex
- Post partum blues
- Heaven pie
Tracklist
- Making miracles
- Message in the bottleneck
- Emergency
- Pacific trash vortex
- Danubio blues
- Post partum blues
- Bottom of glass
- Heaven pie
- Heart in mind
- White lies
- Barbecue blues
Gesamtspielzeit: 42:22 min.
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Referenzen
Samantha Fish; Ana Popovic; Joanne Shaw Taylor; Larkin Poe; Heather Gills; Susan Tedeschi; Danielle Nicole; Ruthie Foster; Shemekia Copeland; Debbie Davies; Joanna Connor; Southern Avenue; Mia Vermillion; Koko Taylor; Memphis Minnie; John Lee Hooker; Stevie Wonder; Helen Humes; Julia Lee; Grace Potter & The Nocturnals; Kendra Morris; Victoria Spivey; Maggie Bell; Nina Storey; Trixie Whitley; Sybil Gage; Pristine; The Smiths; The Cure
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