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Leif Vollebekk - New ways

Leif Vollebekk- New ways

Secret City / Rough Trade
VÖ: 01.11.2019

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Put on the red light

Rappt Leif Vollebekk? Grundsätzlich natürlich nicht. Aber die rapide Wortfrequenz in "Never be back", dem zweiten Track auf "New ways", geht als schneller Sprechgesang durch. Und der relaxt agierende Drumstick sowie das wogende Piano an seiner Seite unterstützen das ungewohnte Klangbild in den Strophen. Nur, dass der kanadische Singer-Songwriter im Refrain eben genauso abrupt wie elegant entschleunigt und nonchalant in die Zeilen "She's my woman / And she love me so fine / She'll never be back" hinübergleitet. Falls dieser ungewohnt temporeich vorgetragene Wortausflug für Befremdlichkeiten sorgen sollte: Es bleibt der einzige auf Vollebekks nunmehr viertem Album.

Nach dem introvertierten wie wunderbaren "Twin solitude" setzt das eröffnende "The way you feel" den Kurs zunächst fort. Zwischen dem Nachhall des Wurlitzer-E-Pianos und geruhsam-metronomischer Rhythmik wohnt melodiöse Melancholie. "Just two kinds of people, the mad ones and the blue", flüstert er zu Beginn. Der Opener verdeutlicht einmal mehr, wie wichtig Vollebekk mittlerweile Zwischenräume sind. Getarnt auf dem Papier als Lücke zwischen zwei Noten von Bass, Piano oder Drums, sind es vielmehr Pausen zum Eintauchen in eine souligere Grundatmosphäre und gestalterische Elemente softer, tragender oder verschleppter Grooves. Mit der rhythmisch schnatternden Snare, den pointierten Dynamikwechseln in den Tastenanschlägen und der stoischen Ruhe der Basssaiten dürfte das tolle "Hot tears" gar seinen bislang groovigsten Song überhaupt markieren. "Before you go, come say hello / Cause I never find a way to say goodbye."

Was Dich tagsüber ungerührt begleitet, packt Dich zu späterer Stunde bei der Hand mit dem Gefühl wohliger Heimeligkeit. Leif Vollebekks Musik kommt am besten in den Abendstunden zur Geltung. Die Geräuschkulisse des Alltags verstummt, das Sonnenlicht verblasst, Ruhe kehrt ein, und der Durst nach physischer Nähe wird größer. Aufforderungen wie "I wanna make you mine", "Come on over" und Aussagen wie "You took me where I wanna go / To the way that you feel" zeigen die Bedeutung von Nähe und Körperlichkeit auf "New ways". Hände berühren Knie, Köpfe lehnen an Schultern, doch Obacht: Manches ist nur Teil einer Rückblende. "I'm not your lover anymore", heißt es im fast gleichnamigen Track, der, verdinglicht, ähnlich leise wie eine Stecknadel zu Boden gleiten würde.

"Transatlantic flight", laut Vollebekk inspiriert von Richard Linklaters Film "Before sunrise", schwingt sich mit teils nervösen Streichern auf, übersteht kleinere Turbulenzen, gleitet bei Minute sechs durch die Lüfte und entschwindet wenig später sanft am Horizont. Mit einer Hochglanzproduktion wäre an dieser Stelle urtümliche Atmosphäre auf der Strecke geblieben. Deshalb stechen auch das raunende "I know" in "Hot tears" und die ungeschliffenen Töne im hypnotischen Saitentwang des quirligen "Blood brother" heraus. "Phaedrus" erinnert in Vokabular und Arrangement an 60s-Soul, Ray Charles und, legt man dessen "Piano & a microphone" zugrunde, auch partiell an Prince. "Wait a while" bietet romantischen Schwof, und "Apalachee plain" führt Vollebekk mit Akustik- wie Steel-Gitarre sowie Mundharmonika auf fast vergessene Folkpfade seiner früheren Werke. Ein ausgesprochenes Highlight zum Abschluss – trotz kleiner Jodler in den letzten Takten. Das muss Liebe sein. "New ways", alte Begeisterung.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Hot tears
  • Transatlantic flight
  • Blood brother
  • Apalachee plain

Tracklist

  1. The way you feel
  2. Never be back
  3. Hot tears
  4. Transatlantic flight
  5. Phaedrus
  6. Blood brother
  7. Change
  8. I'm not your lover
  9. Wait a while
  10. Apalachee plain

Gesamtspielzeit: 41:23 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2020-02-01 18:51:29 Uhr - Newsbeitrag
Leif Vollebekk
Neues Video zu Apalachee Plain

Leif Vollebekk veröffentlicht ein neues Video zu seinem Song 'Apalachee Plain':



Vollebekks Album 'New Ways' ist im November 2019 erschienen. Termine für die kommende Tour findet ihr oben in der Übersicht.

MasterOfDisaster69

Postings: 936

Registriert seit 19.05.2014

2019-12-18 11:45:40 Uhr
ein schoenes Album.
Danke fuer die Rezension.
Video zu Blood Brother
https://www.youtube.com/watch?v=Ua3nANRaXlA

8/10

Vive

Postings: 515

Registriert seit 26.11.2019

2019-12-01 09:04:23 Uhr
der song Elegy vom vorgängeralbum hat es mir schwer angetan, der typ könnte ein kleiner bruder von jeff buckley sein, erst mal das neue album hören.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-11-28 13:04:58 Uhr - Newsbeitrag

Leif Vollebekk
01.04. - 23.04.2020

„New Ways“, das neue Album von Leif Vollebekk, lebt zwischen der Kickdrum und der Snare, im aufregenden Moment kurz vor dem Backbeat. Der mit Spannung erwartete Nachfolger von „Twin Solitude“, dem für den Polaris Prize nominierten Meisterwerk, schafft es, eben diesen Moment konstant festzuhalten und gleichzeitig seine Zuhörer völlig einzunehmen und zu berühren durch vergleichsweise lautere Grooves und ungeschliffene Songzeilen, die man selten zuvor von dem Kanadier so gehört hat. Das Album ist ein Porträt der Schönheit, der Begierde, der Sehnsucht, des Risikos und der Erinnerung – jedoch ohne auch nur eine Spur des Bedauerns. Jetzt freuen wir uns, dass Leif Vollebekk im kommenden Frühjahr für eine Headliner-Tour nach Deutschland zurückkehrt.
Image Label


Präsentiert wird die Tour von kulturnews, The-Pick.de und Bedroomdisco.



01.04.2020 München - folks! Club

04.04.2020 Berlin - Privatclub

16.04.2020 Hamburg - Nochtwache

22.04.2020 Köln - Blue Shell

23.04.2020 Heidelberg - halle02 Club

dreckskerl

Postings: 9765

Registriert seit 09.12.2014

2019-11-01 16:43:46 Uhr
"Transatlantic Flight" ist für mich der Übersong und "Elegy" auf dem letzten.
Zum kompletten Thread

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