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Floating Points - Crush

Floating Points- Crush

Ninja Tune / Rough Trade
VÖ: 18.10.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Bewegung aus Brüchen

Ganz spannender Typ, dieser Sam Shepherd. Nicht nur, dass er als Floating Points mit "Elaenia" eines der spannendsten Electro-Alben 2015 zu Wege brachte, er ist auch in Form eines Kurators und Labelbetreibers immer auf der Suche nach den besonderen Klängen, holt schon mal ein fünfzehnminütiges Avantgarde-Saxofon-Stück zur Prime Time seines Berghain-Sets hervor oder eröffnet für The xx Konzerte vor 20.000 Zuschauern. Und auch sein neues Album "Crush" zeigt, dieser Mann ist in Bewegung, kann Heterogenität mit Eindringlichkeit verknüpfen und wiederholt sich dabei selten bis gar nicht. Der Brite haut auf seiner neuesten Scheibe nämlich Stücke raus, die trotz verwinkelter Breaks in der Beat-Struktur ganz schön nach vorne gehen. Ambient-Melodik findet sich aber auch auf "Crush", genauso wie ein manipulatives Spiel mit Erwartungen an die Neo-Klassik.

Der offensivste Moment des Albums findet sich jedoch bei "LesAlpx", treibend nach vorne gehend, ohne große Relativierungen in Rhythmus und Melodie. Einen derart eindeutig auf die Tanzfläche zutreibenden Track suchte man in der Vergangenheit vergeblich bei Floating Points, auf "Crush" stellt er jedoch einen reizvollen Kontrast zum folgenden "Blas" dar, welches sich über eine weitflächig zerfließenden Saxofon-Ambient ein paar verschachtelte Beats aus dem verrauchten Hinterzimmer liefern lässt. Ganz stark aber auch die verrenkten Neo-Klassik-Parts dieser Platte: Die Streicher und Bläser von "Falaise" sorgen für gleitendes Hinbewegen auf reizvolle Spannungsspitzen, indem einzelne Töne ins Enervierende verlängert werden, parallel jedoch narrative Melodiefolgen eine gewisse Lieblichkeit etablieren. "Last bloom" hingegen ist wieder völlig cluborientiert, sendet bassige Synthie-Töne zu verschachtelten Beats aus. Dass solche Stücke auf der Mikro-Ebene rhythmisch verwirbelt und verschachtelt daherkommen, als Ganzes jedoch eine eindeutige Richtung vorgeben, macht dieses Album vielschichtig und zu einem interessanten Spiel mit verschiedenen Ebenen.

Auch "Anasickmodular" bringt unterschiedliche Zustände zusammen. Da wären die loungigen Synthie-Schwaden, die blass und körperlos im Raum stehen aber eben auch eine agile Beatstruktur, die Bewegung hineinbringt. Auch das hektische Klöppeln und Pluckern von "Environments" findet einen langmütigen Widerpart in sphärischen Melodien, ein zartes Hupen, schimmernde Klangspitzen, dies alles im Dialog mit einer amtlichen Motorik. "Sea-watch" vermittelt dazu einen gegensätzlichen Eindruck. Ein tiefenentspannter Klavier-Vortrag vom Grunde des Meeres, ohne drängende Beats wird den einzelnen Tönen nachgesonnen. Und dennoch: Der übergeordnete Gestus dieser Platte ist ein bewegter. Es geht voran, mit Kapriolen und Schnörkeln zwar, die dynamische Kraft von "Crush" ist jedoch das nachhaltigste Takeaway. Dass dennoch melodische Zartheit in großer Fabulierfreude zu ihrem Recht kommt, ist ein nachhaltiger Beleg für die lebendige Mehrdeutigkeit dieses Albums.

(Martin Makolies)

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Highlights

  • Last bloom
  • LesAlpx
  • Sea-watch

Tracklist

  1. Falaise
  2. Last bloom
  3. Anasickmodular
  4. Requiem for CS70 and strings
  5. Karakul
  6. LesAlpx
  7. Blas
  8. Environments
  9. Birth
  10. Sea-watch
  11. Apoptose, pt. 1
  12. Apoptose, pt. 2

Gesamtspielzeit: 44:02 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

tjsifi

Postings: 871

Registriert seit 22.09.2015

2019-10-25 16:21:26 Uhr
Kann normalerweise nichts mit dieser reduzierten, "experimentellen" Ambient Elektro Mucke anfangen aber das finde ich ziemlich geil!

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27965

Registriert seit 08.01.2012

2019-10-23 21:41:32 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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