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Mikal Cronin - Seeker

Mikal Cronin- Seeker

Merge / Cargo
VÖ: 25.10.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Ein Männlein steht im Walde

Verrückt: So manch ein Künstler packt mit seiner neuen Veröffentlichung, sei es ein Album, ein Buch oder ein Film, so richtig aus, alles wird auf den Tisch gelegt und für alle sichtbar ausgebreitet. Mikal Cronin hat für seinen Viertling "Seeker" stattdessen alles eingepackt: Nach einer Reihe persönlicher Rückschläge und ausgiebiger Tourneen war es Zeit für ein bisschen Ruhe und Erholung, eine Schreibblockade verhinderte ohnehin jegliche Produktivität. Also zog es Cronin ins Bergstädtchen Idyllwild im Süden Kaliforniens, dort fand er zu altbekannter Stärke zurück: Einen Großteil des Albums schrieb er in seiner Hütte, und wo andere die Evakuierung aufgrund verheerender Waldbrände als Nachteil sehen könnten, nutzte der 33-Jährige einfach erneut die Chance und ging eben schon etwas früher als geplant ins Aufnahmestudio zurück. Wenn das Leben Dir Zitronen gibt und so.

"Seeker", Cronins erstes Werk seit dem 2015 erschienenen "MCIII", ist dementsprechend nicht nur aufgrund seines außer der Reihe tanzenden Namens eine Abkehr von früher. Gemeinsam mit Ty Segalls Freedom Band, deren festes Mitglied er ist, schuf der Kalifornier vielleicht nicht unbedingt sein bestes, aber organischstes Album. Nicht nur, dass Cronin Waldmaterial wie etwa Tannenzapfen mit ins Studio nahm – das Hauptkonzept von "Seeker" dreht sich um Leben, Tod und Wiedergeburt, handfeste Themen also. Und auch musikalisch ist "Seeker" breit aufgestellt, von der eindringlichen Mundharmonika in der Folk-Rock-Hymne "Guardian well" bis zu den großartigen Streicher-Arrangements im Opener "Shelter", der fast ein bisschen nach Phil Spectors Wall of Sound klingt.

Natürlich verprellt Cronin aber nicht die Hörer und Liebhaber seines bisherigen Schaffens. Ähnlich wie sein Spezi Segall tobt er sich eben gern aus, bleibt sich selbst im Kern aber treu: Der sich langsam aufbauende Power-Pop von "Feel it all" hätte so auch auf seinem Meisterwerk "MCII" sein können, während die Single "I've got reason" laut eigener Aussage eine Mischung aus den Beatles und Nirvana sein soll. So toll kann Chaos also klingen! Und weil Cronin nicht nur Pflanzengut aus dem Wald mitbrachte, sondern offenbar auch tiefgehende Eindrücke, spielt das eingängig-offene "Fire" kaum mit ebensolchem, ist aber mindestens genauso heiß.

Einen seiner stärksten Momente überhaupt hat Cronin fast versteckt in der Album-Mitte. Da startet "Sold" zunächst als kleine, feine Piano-Ballade, ehe es sich in seiner zweiten Hälfte mit einem Knall in ein großes, ausladendes Drama verwandelt, bei dem auch wegen der Zeile "Tell me you love me and leave me alone" kein Auge trocken bleibt. Und auch ein anderer, großartiger Moment ist einer von der zurückhaltenden Sorte – im Abschlusstrack "On the shelf" gibt es den Sänger pur und nur mit seiner Akustikgitarre bewaffnet. Manchmal braucht es gar nicht mehr für die großen Gefühle: Zwar wissen wir nicht genau, was seinerzeit im Wald passiert ist. Aber "Seeker" deutet an, dass es geradezu magisch gewesen sein muss.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Shelter
  • Fire
  • Sold
  • On the shelf

Tracklist

  1. Shelter
  2. Show me
  3. Feel it all
  4. Fire
  5. Sold
  6. I've got reason
  7. Caravan
  8. Guardian well
  9. Lost a year
  10. On the shelf

Gesamtspielzeit: 41:03 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

MasterOfDisaster69

Postings: 936

Registriert seit 19.05.2014

2019-12-18 12:53:34 Uhr
Schliesse mich da fakeboy an. alles ganz nett, bleibt aber nichts haengen. Ok, "Show Me" mit diesem wunderschoenen Piano-Part in der Mitte. In Summe aber zu wenig, um in Erinnerung zu bleiben.
Da gibt es 100 bessere Platten in diesem Jahr.

fakeboy

Postings: 4661

Registriert seit 21.08.2019

2019-10-23 22:17:37 Uhr
Gefällt mir nicht besonders. Ich liebe sein zweites Album. Darauf perfektioniert er die krachige Mischung aus Power-Pop, Folk und Garage-Rock. Das erste war noch etwas unausgegoren - das dritte dann fast schon etwas zu gepflegt. Die neue nun irgendwie langweilig und zu selten zündend. Ähnlich wie zuletzt bei King Tuff find ich den Relaunch missglückt.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2019-10-23 21:40:54 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

dreckskerl

Postings: 9765

Registriert seit 09.12.2014

2019-10-20 18:10:59 Uhr
okay, danke.

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

2019-10-20 18:10:08 Uhr
Oh, die Leif Vollebek hab ich auch vorliegen (die rezensiert aber der Kollege Müller). Die ist wieder toll geworden!
Zum kompletten Thread

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