Foals - Everything not saved will be lost – Part 2

Warner
VÖ: 18.10.2019
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Fantastische Farben
Was wäre die Welt ohne Farbe? "Kolorierung ist der entscheidende Punkt", merkte bereits der geschätzte Kollege Heinecker zu "Everything not saved will be lost – Part 1". Die Atmosphäre von Musik wird von der Klangfarbe bestimmt und gerade bei einer Band wie Foals ist diese ein Faktor, da die Briten eine faszinierende und immer schon sehr eigenständige Palette abdecken. Um den Vierer aus Oxford zu identifizieren genügen meist fragmentarische Soundschnipsel im Gehörgang. Die typische Foals-Soundfärbung lässt auch Teil zwei des 2019er-Doppel-LP-Pakets nicht vermissen, wenngleich "Everything not saved will be lost – Part 2" wegen "Black bull", dieser drückenden, von Blues und Garage durchwebten Single mit wuchtig-knarzigen Riffings, schon vorab der Ruf des räudigen Bruders der luftigen, synth-getriebenen Schwester aus dem März vorauseilen sollte.
Dies jedoch gilt nicht allumfassend, denn sowohl Foals-Anhänger als auch Fachpresse haben unlängst Notiz von der wunderbar melancholischen Single "Into the surf" genommen. Unterschwellig brodelt es zwar auch hier, doch geht der Song nach schüchternem Zaudern in seiner wunderhübschen Melodie auf – und zweifelsohne als ein Highlight beider Alben durch. Ein weiteres hochinteressantes Stück haben Vokalist Yannis Philippakis und seine Mannen "Wash off" getauft, und just nach seiner Hör-Taufe stiehlt der brodelnde Track dem vorab bekannten Mini-Hit "The runner" so ein bisschen die Show. Ist letzterer mit markanter Gitarre, Tanztakt und eingängigem Refrain ein gutes Beispiel für die Schnörkellosigkeit des Songwritings auf "Everything not saved will be lost – Part 2", eröffnet das freche "Wash off" mit schafzüngiger Gitarre, elektronischem Beat, verhuschten Effekten und einem math-punkigem Knallbonbon-Effekt ab Minute 3:30 die laute Party erst so richtig.
Schon die Gitarrenspuren von "The runner" deuteten es an, aber spätestens jetzt ist klar: In Sound und Atmosphäre unterscheidet sich Teil zwei merklich von seinem experimentell-leichtfüßigen und verspielteren Vorgänger, was vor allem dem schnaubenden "Black bull" im Albumfluss in die Karten spielt. Der Schweißtropfen werden es zunächst nicht weniger, denn auch "Like lightning" beginnt und schließt mit exaltierter Gitarrenarbeit auf grundlegend wüstensandigem Terrain, sodass The Black Keys in einiger Entfernung ein paar Getränke für staubige Kehlen bereit halten. Im letzten Albumdrittel indes fahren Foals ihre Amps wieder ein wenig nach unten, setzen mehr auf ihre Stärke Schwermut als noch auf "Everything not saved will be lost – Part 1" und bedienen sich der ihnen ureigenen Stimmung, die man durchaus als euphorische Melancholie bezeichnen könnte.
Das leicht windschiefe "10,000 feet" betüdelt sich selbst an seiner speziellen Stimmung. Im Halbdunkel flirrende The-Cure-Gitarren aus der "Disintegration"-Ära prägen den Song und fangen die vereinzelten Math-Riffs immer wieder ein, sodass das Brodeln immer nur ein Stück weit aus dem rhythmischen Dickicht des Tracks heraussticht. Über die Magie des klaviergeprägten "Into the surf" wurde eingangs bereits gesprochen, doch sollte auch Philipakis' tolle Gesangsleistung erwähnt werden. Und natürlich passt der Track wunderbar in das so starke letzte Drittel der Platte, bevor der tolle, über zehn Minuten mäandernde Closer "Neptune" die aufgewühlte Stimmung von "Everything not saved will be lost – Part 2" in seinen chorartigen Refrain überführt und Lautstärke und Energie der Gitarren langsam in weite Sphären streut – ungefähr 4,5 Milliarden Kilometer entfernt von der Erde, weg von Nationalismus, dem Brexit und der nahenden Klima-Katastrophe. Selbst dort stünden Foals vor allem für eines: fantastische Musik.
Highlights
- Wash off
- 10,000 feet
- Into the surf
- Neptune
Tracklist
- Red desert
- The runner
- Wash off
- Black bull
- Like lightning
- Dreaming of
- Ikaria
- 10,000 feet
- Into the surf
- Neptune
Gesamtspielzeit: 40:26 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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MrMan Postings: 242 Registriert seit 05.09.2019 |
2021-09-22 19:03:26 Uhr
Edwin verlässt die Band.https://www.nme.com/news/music/foals-announce-departure-of-keyboardist-edwin-congreave-its-been-a-wild-ride-3052213 |
jo Postings: 6843 Registriert seit 13.06.2013 |
2021-01-10 20:18:59 Uhr
Ihr bestes Album ist und bleibt TLF.Da gehe ich mit nörtz mit :). Ich mag allerdings die Alben danach auch noch. |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 34624 Registriert seit 07.06.2013 |
2021-01-08 13:38:54 Uhr
Hab jetzt "Neptune" viermal am Stück gehört. Wow, sit der toll. |
nörtz User und News-Scout Postings: 15799 Registriert seit 13.06.2013 |
2021-01-08 13:00:06 Uhr
Ihr bestes Album ist und bleibt TLF. |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 34624 Registriert seit 07.06.2013 |
2021-01-08 12:39:33 Uhr
Der 10-Minüter steht ihnen gut. Toller Song. |
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Referenzen
The Rapture; Radiohead; Home Video; Alt-J; Bloc Party; Moving Units; Neonman; Forward, Russia!; These New Puritans; Does It Offend You, Yeah?; The Black Keys; Late Of The Pier; Devo; Gang Of Four; The Cure; The Whitest Boy Alive; XTC; Television; Wire; Talking Heads; Tom Tom Club; Tall Ships; Friendly Fires; Arcade Fire; Vampire Weekend; Flashguns; Marmaduke Duke; Punks Jump Up; Beat! Beat! Beat!; Kings Of Leon; Pharaohs; PTTRNS; Dartz!; Dananananaykroyd; Two Door Cinema Club; Ra Ra Riot; Good Shoes; Metronomy; We Have Band; Shy Child; LCD Soundsystem; The Whip; Veto; Tom Vek; Royal Blood; The Teenagers; Bombay Bicycle Club; Hot Club De Paris; The Cure; Infadels; I Was A Cub Scout; Klaxons; Minus The Bear; Public Image Ltd.; Liquid Liquid; Pylon; ESG; !!!; Out Hud; Battles; Fire Engines; Age Of Chance; Big Flame; Pere Ubu; Stump; Q And Not U; 31Knots; The Oliver Twist; The Robocop Kraus; The Sunshine Underground
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