Fink (UK) - Bloom innocent

R'COUP'D / GoodToGo
VÖ: 25.10.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Ihr habt ja so viel Zeit
Für die Musik von Fink braucht man Zeit und Geduld. Das ist nichts Neues: Auf seinem letzten Album "Resurgam" gönnte Finian Paul Greenall den neun Songs gute 50 Minuten Spielzeit. Hinzu kommt, dass der Brite seine Stücke nicht überfrachtet und fernab von Highlight-Heischerei operiert. Es geht abseits von spektakulären Refrains eher um eine allmähliche Entwicklung von Motiven. Ja, bei genauem Hinhören bemerkt man ein feines Spiel mit Melodien und deren Evolution. Finks neues Album "Bloom innocent" macht da keine Ausnahme. Karg sind erneut die Gerüste, aus denen Greenalls Lieder bestehen. Es geht eher darum, einer Melodie durch spärliche Rhythmik zu folgen und aufmerksam deren Erblühen oder Verwelken zu vergegenwärtigen.
Da passiert in "We watch the stars" vordergründig nicht viel mehr, als dass Gitarren und Streicher langmütig pendeln, sich vorsichtig durch eine verlassene Landschaft vortasten, immer wieder kleine Pirouetten und Hüpfer einfügen, ohne sich lange Zeit zu einer handfesten Melodie entschließen zu können. Doch Greenall singt "We watch the stars blossom above" und wie am Firmament langsam die Dunkelheit durch funkelnde Punkte durchbrochen wird, erblüht fast unbemerkt ein melodischer Zauber. Klavier, Geigen und ein Schlagzeug als Leitmotiv raffen sich zu einem elegischen, aber dennoch kraftvollen Zusammenspiel auf, sodass der Song gegen Ende in voller Schönheit kühl auflodert. Solche erhabenen Momente treten in dieser Deutlichkeit selten zutage auf diesem Album, zögerliches Hadern nimmt zum Beispiel im Titelstück breiten Raum ein. Da werden dem Piano mühsam ein paar Töne entlockt, Greenall bekundet, dass er sein Leben nicht mit dem Starren auf die eigenen Füße verbringen will und findet, begleitet von einem hellen Aufleuchten in der Melodik, Hoffnung beim Gegenüber. Auch hier sorgt wieder das mit lässigem Schwung einsetzende Schlagzeug für eine bescheidene musikalische Intensivierung.
Wenn man dieser Platte etwas entnehmen will, dann vielleicht die Erkenntnis, dass das Leben nicht vorrangig aus großen Triumphen und krachenden Niederlagen besteht, sondern sich in graduellen Übergängen entfaltet. So ist der Refrain von "Once you get a taste" keine Zäsur zur vorhergehenden Strophe, sondern eine etwas innigere Fortführung selbiger. Dadurch entrollt sich das Stück geschmeidig entlang eines geduldigen Beats, Saiteninstrumente und Klavier tangieren den Song unaufdringlich und man hat das Gefühl, einem sehr langsamen, aber nicht weniger schönen Prozess beigewohnt zu haben. Und doch ist "Bloom innocent" kein eindeutiger Hort der gemächlichen Zufriedenheit. Mit markanten Percussions und unermüdlich enervierendem Gitarrenspiel ist "Out loud" zum Beispiel mit dem Merksatz "The future is more important than today" ein milder Stachel im Fleisch.
Auch in "Rocking chair" wird der von Flood produzierte Klangraum mit Kühle und Gravitas ausgestattet. Ein aschfahler Galgenvogel-Gesang geistert durch verlassene Einöden, synthetische Soundschwingungen und eine spindeldürre Gitarre zeugen davon, dass der Protagonist hier nicht nur allein, sondern einsam ist. Um dies jedoch auskosten zu können, braucht es als Hörer eben Zeit und Willen, in diese mit kleinen Verschiebungen und Variationen arbeitenden Schwebebilder einzutauchen. Wenn einen jedoch das melodische Wallen eines "My love's already there" erst einmal wie ein stetiger Wellengang durchgespült hat, bekommt man schwerlich genug von dieser intuitiven, scheinbar ewig voranschreitenden Musik.
Highlights
- We watch the stars
- Once you get a taste
- My love's already there
Tracklist
- Bloom innocent
- We watch the stars
- Once you get a taste
- Out loud
- That's how I see you now
- I just want a yes
- Rocking chair
- My love's already there
Gesamtspielzeit: 52:46 min.
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Hoschi Postings: 1866 Registriert seit 16.01.2017 |
2019-10-17 09:20:48 Uhr
Ich liebe diesen Typen !Hab ihn und seine Mitstreiter schon mehrmals live gesehen("Danke" übrigens an den Lichttechniker) aber ich hab bei jedem seiner Albendas Problem, dass es nicht durchweg gut ist. Perfekt Darkness zum Beispiel ist, aufgrund diverser Songs, mein Favorit aber hat, genauso wie jedes andere Album auch, hänger integriert. Finde das extrem schade und bei mittlerweile 8 regulären Alben ziemlich seltsam. Ist blöde zu beschreiben aber der Mann macht einen tollen Job. Leider bleibt des Öfteren kaum was hängen :( Hoffe auf das aktuelle Album. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27973 Registriert seit 08.01.2012 |
2019-10-16 21:36:31 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
Beck; William Fitzsimmons; Bon Iver; Kevin Morby; Ben Howard; Damien Jurado; Bill Callahan; Tim Buckley; José González; Elliott Smith; Nick Drake; Hiss Golden Messenger; Ray LaMontagne; Bonnie 'Prince' Billy; Great Lake Swimmers; I Am Kloot; Elbow; Wilco; Tweedy; Jeff Buckley; Iron & Wine; Sufjan Stevens; M. Ward; Mount Eerie; Sun Kil Moon; Damien Rice; Giant Sand; Howe Gelb; Peter Gabriel; Joni Mitchell; Ron Sexsmith
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