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Feet - What's inside is more than just ham

Feet- What's inside is more than just ham

Clapped / Rykodisc / Warner
VÖ: 04.10.2019

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Eigen- und Irrsinn

Hoch lebe der Eigensinn! Was wäre die Musikgeschichte nur ohne diejenigen, die neue Wege beschreiten? Diejenigen etwa, die den Effekt der Verzerrung nicht als bloße Nebenwirkung übermäßiger Lautstärke sahen, sondern auch sein musikalisches Potenzial zu nutzen wussten? Dave Davies hat angeblich seinen Verstärker mit einer Rasierklinge aufgeschlitzt, um einen neuen Klang zu erzeugen. Das Ergebnis: der Fuzz-Sound von The Kinks' "You really got me". Dann gibt es die Vertreter der Musique Concrète, die sich mit Loops beschäftigten und damit den Grundstein für das Sampling legten und damit für einen Großteil von HipHop und aller elektronischen Musik. Momentan sind es wohl die Cloud-Rapper und Trap-Künstler, welche die Grenzen von dem, was wir Musik schimpfen und was nicht, weiter verschieben. Ja, selbst diesen Weiterdenkern gebührt irgendwie Respekt.

Und es gibt Künstler, die ebendiesen Pionieren und allem anderen, was in den letzten Jahrzehnten musikalisch passiert ist, mit ihrer Musik diesen Respekt zollen. Feet sind so eine Band. Die mopsen sich mal schnell einiges, was im Britpop und indie-Rock der letzten Jahrzehnte funktioniert hat, und basteln sich aus ihrem Diebesgut ein wunderbares Debütalbum. Man muss an Blur denken, häufig an Shame. Bei Parts von "Ad blue" meint man wiederum, der Song wäre mit seinem Bongo-Getrommel geradewegs aus Talking Heads' grandiosem "Remain in light" gepurzelt. "Axe man" wirkt zuweilen wie eine unverschämt lässige und groovende Verwurstung von "Taxman" von den Beatles. Und oft klingen Feet so, als hätten sie Black Midis "Schlagenheim" gehört, für gut befunden und anschließend im Einklang gesagt: "Das machen wir in massentauglich." Doch "What's inside is more than just ham" ist nicht nur mehr als Schinken, es ist mehr als bloßes Nachahmen, auch hier wird der Eigensinn großgeschrieben.

Das zurückgelehnte, für Feet-Verhältnisse fast schon balladeske "Dog walking" und die Single "English weather", die mit Lalala-Backgroundgesang und einer Blur-Hook überzeugt, eignen sich gut als Einstieg, denn hier gelingt den Briten der Spagat zwischen Idiosynkrasie und Pop-Sensibilität besonders gut. Der Titeltrack gibt sich mit jazzigem Schlagzeugspiel, Störgeräuschen und hektischen Rhythmuswechseln hingegen ganz dem Rumspinnen hin – übertreibt damit allerdings letztlich und fällt somit leicht ab. Doch das Grenzenausloten und Sich-Ausprobieren sei der Band verziehen, denn mit "Wiggy Pop" bringt sie ihren ersten Longplayer zu einem gemütlichen, launigen Abschluss: Der Song begeistert da ei vor allem durch das Zusammenspiel der zwei Gitarren, die sich beim Surfrock bedienen. Zusammen mit dem wirren Opener "Good Richards crash landing" ein fantastischer Rahmen für den vielfältigen Irrsinn, den das junge Quintett in nur 35 Minuten abfackelt. Gerne mehr von solch eigensinnigem Durchkämmen der Musikgeschichte!

(Simon Conrads)

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Highlights

  • Ad blue
  • English weather
  • Dog walking

Tracklist

  1. Good Richards crash landing
  2. Ad blue
  3. English weather
  4. Petty thieving
  5. Outer rim
  6. Dog walking
  7. Chalet 47
  8. Axe man
  9. What's inside is more than just ham
  10. Wiggy Pop

Gesamtspielzeit: 35:49 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2019-10-16 21:36:14 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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