Alcest - Spiritual instinct

Nuclear Blast / Warner
VÖ: 25.10.2019
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Kraft der zwei Herzen
Auf die Suche nach der Sphäre des Übersinnlichen, vielleicht gar Göttlichen hat sich Alcest-Mastermind Neige gemacht, wieder im Doppel mit seinem langjährigen Drummer Winterhalter. Beide wagen auf ihrem mittlerweile sechsten Album eine Art Rückbesinnung, die nach dem ätherischen und ambienten "Shelter" und dem erstaunlich zugänglichen "Kodama" wieder stärker in den Wurzelkanälen des Black Metal um sich greift. Schnell wird erkennbar, dass in der Brust von "Spiritual instinct" zwei gegensätzliche Herzen schlagen. Doch bekommen die beiden Franzosen die Pulsschläge in Einklang?
Persönlich sollte das Album werden und dabei vor allem Neiges düstere Seiten wieder ans Licht führen. Ein Zwiegespräch zwischen hell und dunkel bringt dabei sicherlich keinen Innovationspreis, Alcest lassen sich dennoch genau auf diese Gegensätze ein, lassen das so ungleiche Paar sowohl kontrastierend nebeneinander stehen als auch zu einem Amalgam verschmelzen. Schon wenn in "Les jardins de minuit" die ersten wirbelnden Sirenengesänge ansetzen, dräut ein unterschwelliges Mahnen und ehe man es sich versieht, wird die Gefühlslage ruppiger und wilder, erinnern kraftvolle Drums sowie gestochen scharfe Metal-Riffs an die Frühzeiten der Band. Es ist die Black-Metal-Verliebtheit seiner Jugend, die auch das vehemente "Protection" durchzieht und die Neige als Ausdrucksform seines getriebenen, sinnsuchenden Wesens benutzt. Klargesang und heftiges, aber verschwommenes Keifen begleiten die intensiven, häufig gar eruptiven Trommelschläge und zeugen von Wut, Energie, aber vor allem vom Drang, die Dinge für sich neu ordnen zu wollen.
Wieder einmal scheint es ein übergeordnetes Thema zu geben, doch dieses Mal sind es persönliche und intime Befindlichkeiten, mit denen sich Neige vor allem während der letzten ausgiebigen Tour beschäftigt hat. Die Bilder, die Alcest dazu bemühen, spiegeln sich nicht nur in den Titeln wider: mitternächtliche Gärten, funkelnde Edelsteine, eine Toteninsel. Bilder, die das Duo nach wie vor in seine traumhaften Rauschzustände verwandelt, etwa in "L'île de morts", das nach drängendem Beginn in eine Art Trancezustand verfällt, dann innehält, um anschließend mit der gleichen perkussiven Kraft und mantraartigen Melodieführung wieder in den Galopp zurückzukehren. Ob Neige dabei das gleichnamige Gemälde Arnold Böcklins im Kopf hatte, das gleichermaßen Ruhe, Trauer, Einsamkeit und Spiritualiät auszudrücken scheint, bleibt ungewiss – die Wirkung könnte allerdings kaum ähnlicher sein.
Die eröffnende Gitarrenfigur und der versöhnliche Gesang von "Le miroir" wiederum verweisen auf den raumgreifenden, Folk-infizierten Sound ihres Meisterwerks "Souvenirs d'un autre monde", der Puls wird ruhiger und führt ohne Umschweife zum beseelt brausenden Titelsong, der hörbar sämtliche Tugenden der Band zusammenführt. Der tobende Kampf um die Suche nach innerer Ruhe scheint geschlagen und auch das Herz pumpt regelmäßig und entspannt. So streckt man sich auf der anfänglichen Jagd durch den dunklen Garten der Seele der Sonne entgegen – und vielleicht auch noch ein wenig höher hinaus.
Highlights
- Les jardins de minuit
- L'île des morts
Tracklist
- Les jardins de minuit
- Protection
- Sapphire
- L'île des morts
- Le miroir
- Spiritual instinct
Gesamtspielzeit: 41:01 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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boneless Postings: 4771 Registriert seit 13.05.2014 |
2020-02-15 11:27:13 Uhr
Ich wollte damit eher sagen, dass ich froh bin, Torche ohne Russian Circles zu sehen. ;) Denn wenn ich rüber gejettet wäre, dann zu 90% wegen Torche. Ich hab nichts gegen RC, aber erstens schon live gesehen (im Zoro damals, echt fein) und zweitens zum letzten Album, welches mich wirklich gecatcht hat. Mit den Sachen nach Station bin ich nicht mehr warm geworden. |
Given To The Rising Postings: 7679 Registriert seit 27.09.2019 |
2020-02-15 06:22:30 Uhr
Wenn du kurz nach Leipzig rüberjettest, bekommst du noch Russian Crcles dazu. Sollen ja ne gute Liveband sein. |
boneless Postings: 4771 Registriert seit 13.05.2014 |
2020-02-14 23:52:11 Uhr
Sieh an, ich dachte, du wärst Leipziger. Torche hier auch, allerdings ohne Russian Circles und im schnuckeligen Ostpol. Wird spaßig. |
Given To The Rising Postings: 7679 Registriert seit 27.09.2019 |
2020-02-14 20:08:53 Uhr
Im Prinzip ist Leipzig näher, aber nach den Erfahrungen gerade bei der Rückreise mit dem Zug und auch weil mir Berlin sympathischer erscheint, habe ich mich wie bei CoL für Berlin entschieden. Außerdem gibt es eine RE-Direktverbindung von Berlin Hbf zu Magdeburg Hbf, muss also nicht in Halle/Saale die Nacht verbringen. Dass gerade die beiden besten Songs von der Spiritual Instinct, der Titeltrack und L'Ile Des Morts, nicht gespielt wurden, ärgert mich. Als nächstes dann Torche w/ Russian Circles. |
boneless Postings: 4771 Registriert seit 13.05.2014 |
2020-02-14 19:12:03 Uhr
Oha, also im Heimathafen bin ich noch nie einem schlechten Sound begegnet, schade. Warum warst du eigentlich nicht in Leipzig?Bis auf Ecailles aber eine recht mittelmäßige Setlist, da bin ich nicht wirklich traurig, dass ich nicht zugegen war. Zumal ja auch schon 2x gesehen... |
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Referenzen
Les Discrets; Amesoeurs; Lantlôs; LowCityRain; Arctic Plateau; Sólstafir; Wolves In The Throne Room; Woods Of Desolation; Myrkur; Darkher; Vesperith; Panopticon; Der Weg Einer Freiheit; Altar Of Plagues; Falloch; Thy Catafalque; Deafheaven; Blut Aus Nord; pg.lost; Have A Nice Life; Paysage D'Hiver; The Ruins Of Beverast; Nachtmystium; Wiegedood; Liturgy; Krallice; Ghost Bath; Bosse-De-Nage; Harakiri For The Sky; Ulver; Agalloch; Khôrada; Ihsahn
Surftipps
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