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Seeed - Bam bam

Seeed- Bam bam

BMG / Warner
VÖ: 04.10.2019

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Drittes E

Das Schicksal schlug plötzlich zu: Am 31. Mai 2018 starb Demba Nabé, bekannt als Boundzound oder Ear und eben als einer der drei Frontsänger von Seeed. Überhaupt bemerkenswert, dass die so große Formation bis dahin so stabil war – lediglich einen Wechsel hinterm DJ-Pult gab es seit der Gründung. Nabés Abwesenheit hängt über dem fünften Album "Bam bam" wie die Wolke über dem Strand, auf dem sie sich wenigstens mental in der ersten Single "Ticket" befinden. Irgendwo zwischen Melancholie und Optimismus gefangen. "Hektik-Mektik, Slowlife / Irgendwann ist alles vorbei / Doch so sieht der Deal aus / Ich würd' ihn wieder nehmen." Selten wirkten sie so weise und abgeklärt wie auf diesem Track. Doch auch wenn "Bam bam" nicht ganz frei von Bangern ist, führen der Titel und der Böllerkram auf dem Cover doch in die Irre. Höchstens könnte man eine Referenz an Sister Nancys Klassiker vermuten, schließlich findet sich der schwingende Rhythmus in vielen Songs hier wieder.

Die sieben Jahre Pause und der Schicksalsschlag haben dem Sound der zehn verbleibenden Seeed-Mitglieder nicht viel anhaben können. Zwischen Reggae und Dancehall pendeln die Stücke weiterhin, mal ein flotterer Tanzflächenschieler wie "No more drama (Alles Pech verbraucht)", mal ein entspannt schunkelnder Weltumarm-Song wie "Komm in mein Haus". Die Messsage ist plakativ, aber ehrenwert: "Egal, woher Du kommst / An welchen Gott Du glaubst / Gibst Du die Welt nicht auf / Dann komm in mein Haus." Das ist dann eher gut gemeint anstatt wirklich gut, stört aber auch nicht. Besser sind da schon die Stücke in der ersten Hälfte. Gast Trettmann besinnt sich in "Immer bei Dir" auf seine Dancehall-Schlagseite und fügt einen lohnenswerten Aspekt zu einem tollen Song dazu. "Lass sie gehn" versucht sich an einer Herzmassage für gebeutelte Liebeskämpfer, die Steigerung dazu kommt später: "Sie is geladen" lässt Frontmann Peter Fox und Ex-SXTN-Rapperin Nura sich herrlich angiften, bis am Ende ein schmissiges Gitarrensolo das Ding über die Wupper schubst.

Was die Band sich bei "Lass das Licht an" gedacht hat, bleibt jedoch unklar. Völlig unpassend nach dem melancholischen "Immer bei Dir" platziert, reißt das mit trockenem Beat ausgestattete Plädoyer für gut ausgeleuchteten Sex jegliche Stimmung ein. Nach Deichkind, die sich hier ein Stelldichein geben, klingt das auch merkwürdigerweise viel weniger als das unterhaltsame "G€ld" zwei Tracks weiter vorne. Ganz in der Manier der Hamburger Kombo beackern Seeed ein Thema mit sich gegenseitig hochschaukelnden Lines, bis dann sowas wie "99 Probleme, aber Money ist keins" oder "Bon appetit, Franck Ribéry, goldenes Kalb" bei rauskommt. Hier kommen sie auch am nächsten an einen clubtauglichen Song ran, denn ganz nach vorne geht ansonsten wenig. Das entspricht dem Trend der letzten Alben ebenso wie die Tatsache, dass auch "Bam bam" wieder ein Stück kürzer als sein Vorgänger geraten ist.

Für den Abschluss "What a day" hört man ein letztes Mal Nabé am Mikrofon. Der Song besteht aus einer Demoaufnahme, die noch im Studio vorhanden war, daraus entstand ein opulent orchestriertes, wenig geradliniges Stück. Es ist eine tolle Geste, keine Frage, auch wenn "What a day" musikalisch selbst leider wenig überzeugt. Vielleicht ist auch gerade das der Beweis, dass Seeed sich gefangen und den Kopf nach vorne gerichtet haben und auch in der ungewollten neuen Konstellation gut funktionieren. Mit Höhen und Tiefen, wie es eben schon auf "Next!" und dem selbstbetitelten Album der Fall war. Nabé wird schließlich ohnehin immer ein Teil von Seeed bleiben: als drittes E im Namen.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Ticket
  • G€ld
  • Immer bei Dir (feat. Trettmann)
  • Sie is geladen (feat. Nura)

Tracklist

  1. Ticket
  2. Lass sie gehn
  3. G€ld
  4. Immer bei Dir (feat. Trettmann)
  5. Lass das Licht an (feat. Deichkind)
  6. Sie is geladen (feat. Nura)
  7. Love & Courvoisier (feat. Salsa 359)
  8. Komm in mein Haus
  9. Psycho piano interlude
  10. No more drama (Alles Pech verbraucht)
  11. What a day

Gesamtspielzeit: 33:54 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2019-10-09 21:06:18 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Klaus

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Registriert seit 22.08.2019

2019-09-06 12:53:30 Uhr
Kommt am 04.10.2019

https://www.youtube.com/watch?time_continue=2&v=bxAart8JOw4
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