Mystery Jets - A billion heartbeats
Mystery Jets / Caroline / Universal
VÖ: 27.09.2019
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Indie ist tot?
Wer 2005 nicht in Indie vernarrt war und in den Weiten des Internets nach neuesten, am besten von Großteilen der Welt noch nicht gehörten Songs gesucht hat, war vielleicht einfach nicht dabei. Noch immer schwirren die Ohrwürmer der charmanten Songs von teils längst vergessenen Bands aus diesem und den folgenden Jahren in den Köpfen umher. Manche sind mittlerweile moderne Klassiker, andere noch immer recht gut gehütete Geheimnisse. "Young love" von Mystery Jets aus dem Jahr 2008 gehört wohl zu letzteren. Ein lässiger Bass traf hier auf eine dynamische Melodie und den wohl eingängigsten Refrain im Genre neben "Ruby" von Kaiser Chiefs. Das bis heute besondere Schmankerl: Die einzig wahre Laura Marling gab sich als zauberhafte Duett-Partnerin von Frontmann Blaine Harrison die Ehre. Aber auch die schönste Indie-Nostalgie muss einmal enden: Auf ihrem neuen Album "A billion heartbeats" lassen Mystery Jets poppige Töne hinter sich und setzen verstärkt auf Gitarren.
Schon der Opener "Screwdriver" gibt hier die volle Ladung ab: Eine zerrende Geräuschkulisse wird schnell von deftigen E-Gitarren abgelöst. Harrison steigt geradezu zurückhaltend ein, um im Laufe des Songs mehrere Rufe abzufeuern. Das Stück pendelt sich irgendwo zwischen Biffy Clyro und den Black Keys ein, mit mit einer überzogenen Dramatik, die so seit zwölf Jahren niemand mehr durchzieht. Ein bisschen 2000er Ästhetik steckt wohl doch noch in Mystery Jets.
Diese Entwicklung kommt nicht von ungefähr. Obwohl die Band seit der großen Indie-Welle Jahr zu Jahr immer etwas weiter in der Versenkung der breiten Wahrnehmung verschwunden ist, waren Mystery Jets nicht untätig. Im Gegenteil: "A billion heartbeats" ist immerhin das sechste Studioalbum der Band aus London, wobei sich schon vor einigen Veröffentlichungen der musikalische Wandel immer stärker andeutete. Zwei Mitglieder wurden seit der Gründung ausgetauscht und mit ihnen eben auch der Sounds der Band. Die Zeit der Bass-getränkten Spaßdudelei ist vorbei, stattdessen gibt es jetzt pathetischen Gitarrenrock für jedermann: für die Eumel, die auf die Frage nach dem Lieblingsgenre "Och, eigentlich alles" stutzen, für die Typen, die "Last resort" von Papa Roach für den Hymne des Jahrhunderts halten und für Muttis, die sonst nur Milow und Rea Garvey lauschen.
In "History has its eyes on you" kommen sogar Synthie-Sounds dazu. Der eher schleppende Refrain kommt mit subtilen Saitenklängen und einem sanften Rhythmus daher. Im Titelsong "A billion heartbeats" geht die elektronische Unterlegung weiter, hier trifft sie allerdings auf College-Rock-Gitarren und ein Schlagzeug, das nicht immer ins Bild passt. Harrison steigt kühl und ohne Vorwarnung ein, fast so, als wäre er Brandon Flowers höchstpersönlich. Im Verlauf lässt er sich doch zu weichen Tönen hinreißen, eine wirklich angenehme Melodie entsteht leider trotzdem nicht. Das Problem vom "A billion heartbeats" ist nicht, dass Mystery Jets sich vom poppig-sympathischen Indie abgewandt haben. Das Problem ist, dass sie genau das scheinbar am besten können. Ein Trost bleibt: Man kann seit der goldenen Indie-Ära nämlich auch ohne unangenehm schmetternden Gitarreneinsatz Rockstar werden.
Highlights
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Tracklist
- Screwdriver
- Petty drone
- History has its eyes on you
- A billion heartbeats
- Endless city
- Hospital radio
- Cenotaph
- Campfire song
- Watching yourself slowly disappear
- Wrong side of the tracks
Gesamtspielzeit: 48:07 min.
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Referenzen
The Black Keys; The Raconteurs; The White Stripes; Biffy Clyro; Simple Plan; Jack White; Kasabian; Royal Blood; Arctic Monkeys; Kings Of Leon; The Maccabees; Good Shoes; The Cribs; The Enemy; Kaiser Chiefs; The Killers; The Pigeon Detectives; The Rifles; The Rumble Strips; The Vaccines; The View; The Rakes; Razorlight; The Futureheads; The Strokes; The Heavy; Rival Sons; Foals
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